Unsere feuerrote Hexe
schon die ersten Tränen. „Bitte Papa, sie kommt doch wieder?“ , sie nimmt meine Hand und schaut mich beschwörend an.
„Hedda!“, höre ich jetzt auch Bens Stimmchen verzweifelt rufen. Er scheint in ihrem alten Zimmer angekommen zu sein.
„Komm Maus“, ich nehme Nele auf den Arm und laufe schnell die Treppe hinauf .
Ben steht ganz verloren in Heathers Zimmer und schaut mich fassungslos an. „Wo ist Hedda denn hin?“
„Schatz, hör mir mal zu“, lächele ich, dann setze ich mich mit Nele auf Heathers Bett und klopfe neben mich.
Ben kommt zögernd auf mich zu, er schaut mich so verzweifelt an, dass es mir das Herz bricht. „Wann kommt Hedda? Wie viel Mal noch schlafen? So?“
Er hält mir zwei Fingerchen vors Gesicht, ich unterdrücke mühsam meine Tränen, dann halte ich seine kleine Hand fest. „Das weiß niemand, Ben. Heather musste dringend weg, aber sie hat etwas für euch dagelassen, wartet…“
Ich springe schnell auf und hole die Sachen aus dem Rucksack, den Heather mir heute gegeben hat.
„Der Stein soll dir Glück bringen“, ich reiche Nele d ie Kette mit dem Halbedelstein, für einen kurzen Moment lächelt sie. „Danke.“
„Und das T-Shirt hat Heather dir dagelassen, falls du mal nicht schlafen kannst“, meine Stimme ist ganz heiser, als ich Ben das Shirt gebe.
„Wo ist Hedda hin?“, man kann förmlich sehen, wie es in seinem Köpfchen arbeitet.
„Heather musste weg“, antworte ich nur. „Ich weiß auch nicht, wo sie ist.“
„Wir können sie doch anrufen“, schlägt Nele vor. „Bitte Papi…“
„Ja, anrufen“, nickt Ben heftig.
„Heathers Telefon ist kaputt.“
„Will zu Hedda“, Bens Stimme klingt jetzt ganz piepsig und die ersten Tränen kullern über sein Gesichtchen. Ich ziehe ihn zu mir auf den Schoß und drücke ihn fest an mich. „Ich weiß, mein Schatz, aber das geht leider nicht.“
Nele fängt ebenso an zu weinen, ich ziehe sie auch zu mir und auch ich kann jetzt meine Tränen nicht mehr zurückhalten.
„Will zu Hedda“, Ben wiederholt ständig diese Worte und ich kann es ihm nicht verübeln. Wie soll er das alles verstehen, wo ich doch selber noch nicht richtig erfassen kann, was ihr Weggang bedeutet?
Ich weiß nicht, wie lange wir hier sitzen, es klopft leise an die Türe und Petra steckt ihren Kopf durch den Spalt.
„Das Abendessen ist fertig“, sie schaut uns mitleidig an.
„Hab kein Hunger“, sagt Ben sofort.
„Ich will auch nichts“, hängt sich Nele dran.
„Aber Oma und Opa sind da“, Petra lächelt den beiden zu. „Die wären doch bestimmt traurig, wenn ihr nicht runterkommt.“
„Vielleicht ist Hedda auch da“, Ben springt von meinem Schoß auf und nimmt Neles Hand. „Komm ’…“
Die beiden laufen an Petra vorbei die Treppe hinunter.
„Oh je“, sagt sie nur und schüttelt den Kopf. „Sie nehmen es sehr schwer, was?“
„Ben versteht es nicht. Und Nele will es wohl nicht glauben“, räuspere ich mich und wische mir die Tränen schnell aus dem Gesicht.
„Sie werden sich umgewöhnen“, versucht Petra mich zu trösten.
„Ja, hoffentlich .“
„Oh, da sind ja meine Schätzchen“, ich höre Susannes Stimme bis hier oben.
„Dann mal auf in den Kampf“, stöhne ich und gehe ebenfalls die Treppe hinab.
Nele und Ben sitzen brav auf ihren Stühlen, aber sie schieben das Essen nur lustlos hin und her.
Susanne und Herbert versuchen ihr Möglichstes, um die Kinder aufzuheitern, ich bin ihnen auch sehr dankbar dafür, aber es gelingt ihnen nicht.
Ich werde geflissentlich ignoriert, auch Jessica redet kaum mit mir.
„Kommt Hedda wieder?“, fragt Ben stattdessen unentwegt und ich merke, dass Jessica langsam der Geduldsfaden reißt.
„Nein, Ben. Heather kommt nicht wieder. Schluss aus. Sie ist weg und das wird sie auch bleiben!“, wütend schmeißt sie ihre Serviette neben ihren Teller.
„Aber…“, beginnt er aufs Neue.
„KEIN ABER!“, schreit Jessi.
„Kann ich aufstehen?“, Nele schaut mich bittend an.
„Ja, klar. Ihr könnt beide gehen. Ich komme gleich und helfe euch“, zwinkere ich ihnen zu.
Ben und Nele laufen hastig zum Wohnzimmer hinaus und ich seufze auf.
„Großartig, Alexander. Ganz großartig“, motzt mein Schwiegervater. „Es ist ungeheuerlich, was du Jessica mit dieser billigen Affäre zugemutet hast.“
„Ich weiß“, antworte ich nur. „Es tut mir auch sehr leid, Jessica damit verletzt zu haben“, beginne ich zögernd. „Ich wollte euch aber um einen Gefallen
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