Unsere feuerrote Hexe
reden, vielleicht können sie sich in der Nachmittagsbetreuung ja auch mit Petra abwechseln. Und ich versuche mich so zu organisieren, dass ich viel von zuhause arbeiten kann .“
Jessica springt auf. „Was du dir rausnimmst, ist ungeheuerlich!“, wütend stapft sie durchs Wohnzimmer. „Anstatt mir dankbar zu sein, dass ich dir das noch einmal verzeihe, stellst du Forderungen und ignorierst meine Wünsche!“
„Ich denke an die Kinder“, antworte ich möglichst ruhig, dabei bin ich ebenso kurz vorm Platzen. Dann stehe ich aber auf. „Ich sehe ein, dass das alles sehr schwer für dich war und dich sehr getroffen hat. Aber ich werde es nicht zulassen, das alles auf dem Rücken der Kinder auszutragen.“
„Das hast du doch schon gemacht, jetzt komm mir nicht so und versuche mir ein schlechtes Gewissen zu machen! Ausgerechnet du!“
Ich schüttele nur den Kopf, im Moment hat es keinen Sinn, mit ihr weiter zu diskutieren.
Natürlich tut es mir für Jessica leid, ich wollte nie, dass sie davon erfährt. Aber ich bin im Moment unfähig, so etwas wie Mitgefühl für sie zu entwickeln. Ihr Stolz ist verletzt worden, mehr aber auch nicht. Und was sie mit Nele und Ben vorhat, ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Genervt setze ich mich an meinen Laptop und versuche zu arbeiten, bis die Kinder gebracht werden. Ich überlege kurz, ob es so eine gute Idee ist, dass meine Schwiegereltern sie abholen, aber Jessica wollte wohl sichergehen, dass alles geregelt ist, wenn sie hier eintreffen.
Ich telefoniere kurz mit der Kanzlei, Gott sei Dank konnte Werner alle wichtigen Termine übernehmen, dann versuche ich wieder zu arbeiten, doch es will mir nicht so recht gelingen. Ich fühle mich leer, verlassen. Schon wieder steigen Tränen in mir auf, ich versuche, sie zu bekämpfen, will nicht schon wieder weinen. Das letzte Mal hab ich beim Tod meiner Mutter geweint, das war vor drei Jahren.
Ich nehme mein Handy und wähle Heathers Nummer, ich muss jetzt ihre Stimme hören, und wissen, ob sie gut untergekommen ist. Doch leider erreiche ich sie nicht, immer wieder meldet eine freundliche Stimme, dass die Nummer nicht verfügbar ist.
Ich schließe die Augen und lehne mich auf dem Bürostuhl zurück. Was würde ich dafür geben, sie jetzt in meine Arme schließen zu können?
‚Ich brauche dich, Heather. Wir brauchen dich’ , flehe ich sie in Gedanken an.
’ Ich bin dort – wenn du mich lässt’ , höre sie noch einmal sagen, als sie auf mein Herz gedeutet hat.
‚Natürlich bist du dort, schon längst !’ , schreie ich ihr in Gedanken zu. ‚Du bist in meinem Herzen, Heather. Für immer!’
Ich reiße die Augen auf, für einen Moment durchströmt mich ein warmes Gefühl.
„Ich liebe dich, Heather .“
Dann wir mir eiskalt. „Und ich kann nichts anderes tun, als dich gehen zu lassen…“
Am späten Nachmittag klingelt es dann endlich an der Haustüre. Ich eile die Stufen hinunter, doch ich habe Magenschmerzen, wenn ich an das denke, was uns nun allen bevorsteht.
„Hallo Alexander“, Susanne funkelt mich böse an. „Wir bringen nur die Kinder.“
„Über das, was geschehen ist, werden wir noch zu reden haben. Dass unsere Tochter dir noch einmal verziehen hat, ist unglaublich“, knurrt Herbert.
„Ja, ich weiß“, ich beuge ich mich aber zu den Kindern hinunter. „Hey ihr Zwei, alles klar?“
„Wo ist Hedda?“, Ben läuft an mir vorbei ins Haus. „Wo ist Hedda?“, wiederholt er seine Frage.
„Oma und Opa haben gesagt, sie kommt nie wieder“, Nele schaut mich aus ihren großen blauen Augen fragend an. „Das stimmt doch nicht, oder?“
„Wir haben es den Kindern schon gesagt“, antwortet Susanne nur knapp. „Natürlich nicht die wahren Hintergründe, sondern nur, dass euer Kindermädchen eine andere Stelle angenommen hat und plötzlich weg musste.“
Mein Herz droht bald vor Schreck stehen zubleiben. „Ihr habt euch da gar nicht einzumischen !“
„Was erlaubst du dir?“, meckert Susanne los. „So redest du nicht mit uns!“
„Ich hab mir gleich gedacht, dass etwas mit dieser Person nicht stimmt“, wütet Herbert weiter.
„Wo ist denn Hedda?“, Ben hält es nicht mehr au s und läuft die Stufen hinauf. „Hedda!“
„Spart euch eure Beschimpfungen und Anschuldigung en auf. Ich höre sie mir ein anderes Mal an“, ich will ihnen gerade die Türe vor der Nase zuschlagen, als Jessica dazukommt und ihre Eltern hineinbittet.
„Sie kommt doch wieder, oder?“, in Neles Augen schimmern
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