Unsere feuerrote Hexe
widerstrebt mir, mit Jessica darüber zu reden, aber sie wird die Wahrheit eh erfahren.
„Ja. Heather ist mit nach Köln gekommen. Wir wollen zusammenziehen, Jessica“, antworte ich ehrlich.
„Oh“, sie senkt den Blick und nimmt dann hastig einen Schluck Wein. „Du hast wirklich keine Zeit verloren…“
„Jessi“, ich setze mich neben sie und nehme ihre Hand in meine. „Ich dachte, wir hätten alles geklärt. Du führst doch schon lange dein eigenes Leben. Und warum soll ich noch länger warten, um meines neu zu ordnen?“
„Liebst du sie?“, fragt sie jetzt fast tonlos. Immer noch sieht sie mich nicht an, ich kann aber an ihrer Stimmlage hören, dass dies jetzt keine Inszenierung ist. Vor mir sitzt die echte Jessica und die ist gerade sehr, sehr verletzt. Es tut mir leid, sie so zu sehen, meine stolze, wunderschöne Frau.
„Willst du das wirklich wissen? Ist das so wichtig?“, hake ich behutsam nach und streichele über ihre Finger.
„Ja, das ist wichtig, Alexander“, sie schaut mich jetzt direkt an, ich kann eine tiefe Traurigkeit in ihrem Blick erkennen.
„Ja, ich liebe sie. Sehr sogar“, sage ich ehrlich.
Jessica nickt nur stumm. „Sie muss wirklich was ganz Besonderes sein. Die Kinder hängen so an ihr und… und…“, ihre Stimme bricht weg und ich nehme Jessica in meine Arme.
„Ja, sie ist was Besonderes. Genau wie du. Du bist ein wunderbarer Mensch, Jessica. Ich liebe dich nach wie vor, du wirst immer ein Teil von mir sein. Aber es reicht nicht mehr für eine Beziehung“, ich streiche ihr eine blonde Strähne hinter ihr Ohr und beobachte sie genau.
Jessica fängt erst leise an zu weinen, dann kann sie es nicht mehr stoppen und es bricht völlig aus ihr heraus. Ich lasse sie weinen, streichele sie nur sanft, ich weiß gar nicht, wann ich sie das letzte Mal so gesehen habe, außer im Film natürlich. Normalerweise ist sie immer sehr gefasst, aber das scheint ihr jetzt nicht möglich zu sein.
Erst nach einer ganzen Weile beruhigt sie sich.
„Wieder okay?“, frage ich sie besorgt.
„Ja“, sagt sie dann wieder ziemlich gefasst. „Tut mir leid, ich wollte nicht melancholisch werden, aber jetzt ist es so endgültig… Ich… ich wünsche dir viel Glück mit Heather“, ihre Stimme klingt noch etwas heiser.
„Danke. Und was ist mit dir? Was machen die Pläne für die USA?“, ich hoffe, sie ein bisschen auf andere Gedanken bringen zu können.
„Sehen gut aus“, jetzt lächelt sie ein bisschen schief. „Nach Weihnachten geht es los. Ich würde gerne mit den Kindern Heiligabend bei meinen Eltern feiern. Du solltest auch dabei sein. Sie haben schon gefragt…“
„Ist in Ordnung“, lächele ich ihr zu. „Freust du dich auf die USA?“
„Ja“, antwortet sie, sie wirkt wieder ein bisschen fröhlicher. „Ich habe zwar auch große Angst, dass ich versagen könnte, aber natürlich freue ich mich. Es ist die Chance für mich…“
„Du wirst nicht versagen. Ich weiß es“, ich nehme ihre Hand und hauche ihr einen Kuss darauf.
„Du bist ein toller Mann, Alexander“, sagt sie dann und streichelt mir liebevoll über die Wange. „Heather hat wirklich Glück.“
„Jessica, ich bin sicher, dass du auch wieder Jemanden findest. Vielleicht Jemanden, der dich besser versteht und mehr unterstützt als ich. Der andere Vorstellungen vom Leben hat…“
„Erstmal möchte ich alleine bleiben. Mir fehlt die Zeit für eine Beziehung. Ich denke, das tut mir auch mal ganz gut, ich bin niemandem Rechenschaft schuldig, das ist im Moment das Richtige für mich. Ich bin wohl nicht so ein Familienmensch wie du…“
„ Du wirst die richtigen Entscheidungen treffen, Jessi. Da bin ich mir ganz sicher“, ich kneife sie zärtlich in die Nase.
„Ich hoffe es“, prostet sie mir zu. Ich stoße mit ihr an.
„Auf unsere neuen Leben“, sage ich leise.
„Auf unsere neuen Leben“, antwortet sie.
„Papi?“
Ein zartes Stimmchen reißt mich aus dem Schlaf. Müde öffne ich die Augen und sehe in das Gesicht meines kleinen Sohnes.
„Ben…“, ich rappele mich verschlafen hoch und werfe erstmal einen Blick auf den Wecker.
4. 56 Uhr.
‚Uff’ , denke ich innerlich, dann schaue ich ihn besorgt an. „Ist etwas nicht in Ordnung, mein Schatz?“
„Ich muss doch in den Kindergarten“, er nickt mir heftig zu, unter seinem Arm hat er Heathers Shirt geklemmt, in der anderen Hand hält er Hennes.
„Schatz, das ist noch ein bisschen früh“, mühsam unterdrücke ich ein
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