Unsere feuerrote Hexe
Knie.
Ich sehe, dass Heather weint, auch Nele vergießt die ersten Tränchen. Immer noch klammern sich die Kinder an sie und Heather hat sie fest im Arm.
„Ich hab euch so vermisst“, höre ich sie leise weinen und auch ich verliere jetzt den Kampf gegen die Tränen.
„Bleibst du jetzt bei uns?“, fragt Nele mit zerbrechlicher Stimme.
„Ja, ich bleibe bei euch “, sagt Heather zitternd.
„Nicht mehr weggehen, nicht mehr weggehen“, Ben legt seine Händchen auf Heathers Gesicht und schaut sie beschwörend an.
„Nein, Darling“, lächelt Heather ihm zu.
21
Ich lasse den Dreien ihre Zeit, immer wieder gibt Heather den Kindern viele kleine Küsse und keiner von ihnen unterbricht von sich aus die Umarmung.
„Du darfst nicht mehr weggehen“, wiederholt Ben ständig und betrachtet fast schon ehrfürchtig Heathers Gesicht.
„Das tu ich auch nicht“, weint Heather leise.
„Das stimmt doch, oder Papi?“, Nele dreht sich zu mir um, ich wische mir hastig die Tränen aus dem Gesicht.
„Ja, mein Schatz, das stimmt .“
„Was haltet ihr denn davon, wenn wir zu mir nach Hause fahren und ein Stück Schokoladenkuchen essen?“, schlägt Petra dann vor. Ihre Stimme klingt ebenfalls ganz heiser, aber sie lächelt glücklich.
„Oh ja“, Nele löst sich von Heather, greift aber sofort nach ihrem Arm. Nur Ben hat seine ehemalige Nanny noch fest umklammert.
Heather steht mit Ben auf dem Arm auf und nimmt Neles Hand.
„Wenn er dir zu schwer wird, sag Bescheid.“
„Nein, ganz bestimmt nicht“, Heathers Augen strahlen förmlich und ich bin wieder ganz hingerissen von ihr.
Heather setzt sich mit den Kindern nach hinten, die beiden schmiegen sich sofort dicht an sie heran. Es ist ein schönes Bild, so als ob Heather nie weg gewesen wäre, dieses Vertrauen in sie scheint sofort wieder da zu sein.
„Wir müssen euch aber was erzählen“, beginne ich dann vorsichtig und Heather nickt mir unmerklich zu.
„Heather wird erstmal nicht bei uns wohnen, sondern bei Petra. Aber sie wird sich nachmittags um euch kümmern …“
„Aber wir sind doch nachmittags gar nicht da“, sagt Nele enttäuscht.
„Ich werde mit der Schule und auch mit dem Kindergarten reden, dass ihr ab sofort keine Ganztagskinder mehr seid. Heather holt euch mittags ab und nimmt euch dann mit in Petras Haus.“
„Das ist nur vorübergehend“, erklärt Heather weiter. „Euer Papi hat mir verraten, dass ihr ein neues Haus sucht und d ort kann ich mit euch wohnen.“
„ Ja“, sagt Ben direkt.
„Oh toll“, freut sich auch Nele.
Ich überlege kurz, ob ich ihnen direkt die Wahrheit sagen soll, aber verschiebe das auf später. Das wird sonst zuviel für die beiden und wir haben noch den ganzen Nachmittag Zeit, den Kindern alles zu berichten.
Petra hat den Kaffeetisch liebevoll gedeckt, auch hier hängt ein Banner mit ‚Welcome home’.
Ich kann sehen, dass Heather wieder Tränen in den Augen hat und lege einen Arm um ihre Schultern.
„Soll ich dir dein Zimmer zeigen?“, fragt Petra sie.
„Gerne“, nickt Heather.
Die Kinder gehen mit den beiden hinauf, ich bleibe unten im Esszimmer und atme erstmal tief durch.
‚Es ist wahr, es ist wirklich wahr’ , immer wieder muss ich mir das vorsagen. ‚Heather ist wieder mit hier’.
Und auch, wenn wir erstmal getrennt voneinander wohnen, es hat sich schon spürbar was verändert. Es ist wieder mehr Leben in den Kindern, ihre Augen funkeln und die Liebe, mit der sie an Heather hängen, ist fast greifbar.
Ich bin gespannt, wie Jessica darauf reagieren wird, dass Heather zurück ist, ob sie vielleicht ihre Einwilligung, mir das alleinige Sorgerecht zu überlassen, aus Wut zurückzieht. Doch in letzter Zeit war auch sie wesentlich umgänglicher, ich kann nur hoffen, dass sie bei ihrer Entscheidung bleibt.
Zum Kaffee kehrt dann auch Petras Mann von der Arbeit zurück und begrüßt uns freundlich. Er ist Heather ein paar Mal begegnet, wenn er seine Frau von unserer Villa abgeholt hat und scheint sich ehrlich zu freuen, sie zu sehen.
Ben sitzt die ganze Zeit auf Heathers Schoß und auch Nele ist beim Kuchenessen eng an sie gerückt.
‚Hoffentlich wird der Abschied heute Abend nicht zu schwer für die beiden…’
Nach dem Essen schaue ich Heather fragend an, sie versteht sofort.
„Ben, Nele – kommt ihr mal mit nach oben, euer Papi und ich möchten euch was sagen“, sagt sie sanft.
Ben schaut sie erschrocken an, offenbar befürchtet er etwas Schlimmes. Als Jessica und
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