Unsere feuerrote Hexe
lässt schnell nach.
„Hallo, ich bin Lilly“, stellt sich dann Heathers zweite Schwester vor. „Und das ist mein Mann Robert.“
„Hallo Leidensgenosse . Hat man dich also auch eingefangen?“, Robert knufft mich an die Schulter.
„Sozusagen“, gestehe ich Robert.
„Also bitte“, gluckst Lilly, auch von ihr bekomme ich einen Kuss zur Begrüßung. Sie ist viel kleiner und zierlicher als Heather und Maureen, ihre Haare sind zu einem wilden Knoten zusammengebunden und die Sachen, die sie trägt, sind unglaublich bunt und zusammengewürfelt. Sie winkt die zwei anderen kleinen Mädchen zu sich. „Das sind Mary und Katie“, stellt sie ihre Töchter vor.
Der Kleidergeschmack der Mutter hat sich auf die beiden ganz offenbar übertragen und ich muss unwillkürlich grinsen.
„Mary ist fünf und Katie zwei“, Robert streichelt seinen Kleinen über die roten Lockenköpfe.
„Freut mich sehr, euch kennenzulernen“, ich hocke mich vor sie hin und stupse beide auf die Nase. „Hattet ihr schöne Tage hier?“
„Oh ja“, Mary nickt heftig mit dem Köpfchen. „Bei Ur-Omi ist es immer schön.“
Dann tritt Paul auf mich zu, Heathers Vater, und ich muss zugeben, jetzt doch nervös zu sein, doch das scheint unbegründet zu sein. Wie alle hier, begrüßt auch er mich sehr herzlich.
„Hallo Alexander. Freut mich, dich endlich kennenzulernen. Mein Mädchen hat schon so von dir geschwärmt …“
„Kann man wohl sagen“, pflichtet Lilly ihm bei.
„Das freut mich natürlich“, ich schüttele ihm die Hand.
„Mal sehen, ob du meine Tochter gezähmt bekommst .“
„Versuch’ es erst gar nicht“, mischt sich Robert lachend ein. „Das ist bei den Ó Briain-Frauen nicht möglich. Aber sie sind nicht nur schrecklich“, zwinkert er mir verschwörerisch zu. „Sie haben auch ihre guten Seiten.“
„Dem kann ich nur beipflichten“, lacht Paul.
Ich werde noch Hannah vorgestellt, einer Schwester von Hazel, die seit einem halben Jahr verwitwet ist, sie wirkt etwas ruhiger, ist aber deswegen nicht weniger sympathisch.
Mave ruft zum Kaffeetrinken auf und das Gewirr von plappernden Menschen setzt sich an die große Tafel. Nele und Ben sitzen zwischen Heather und mir, damit wir den beiden besser übersetzen können, ich bin aber erstaunt, was sie schon alles verstehen. Ich weiß, dass Heather, wenn sie mit ihnen allein ist, viel englisch spricht, offensichtlich macht sich das jetzt bemerkbar.
Nach dem Essen stürmen die Mädchen auf Nele und Ben zu. Sie fragen die beiden, ob sie mit nach oben in die Kinderzimmer mitkommen wollen. Nele schaut fragend zu mir, Heather und Hazel bieten sofort an, sie zu begleiten.
Besonders Heathers Mutter hat die beiden immer wieder ganz verzückt während des Kuchenessens beobachtet , sie ist ja jetzt wieder so eine Art ‚Oma’ geworden, es scheint aber nicht so, als wäre sie damit irgendwie unglücklich, dass es nicht ‚ihre’ Enkelkinder von Heather sind.
„Deine Kinder sind so niedlich“, strahlt Mave mich an. „Und ganz besonders hübsch. Heather hat mir zwar schon Fotos gezeigt, aber in Natura sind die beiden noch viel süßer. Ähnelt Nele deiner Frau?“
„Ja“, antworte ich. „Jessica ist auch blond und die blauen Augen hat sie ebenfalls von ihr.“
„Und Ben ist dein Ebenbild. Endlich haben wir einen kleinen Jungen in der Familie, was Hannah“, lacht Mave ihrer anderen Tochter zu.
„Ja, genau. Wer hätte das mal für möglich gehalten?“, pflichtet sie ihr bei.
Jamie, Paul und Robert ziehen mich schließlich mit in den Salon , in dem ebenfalls ein großer Weihnachtsbaum steht. „Whiskey?“, fragt mich Jamie.
„Gerne“, ich nehme ein Glas entgegen , Robert schließt die Türe.
„Geschlossene Gesellschaft“, grinst Jamie und lässt sich in einen schweren Sessel plumpsen.
„Und? Hältst du es noch aus mit Heather?“, fragt Robert mich dann.
„Oh ja“, nicke ich. Ich fühle mich ein wenig unbehaglich, weil Heathers Vater dabei ist. Ich hätte ja jetzt schlecht das Gegenteil sagen können, selbst wenn es gestimmt hätte.
„Keine Scheu, wir können offen reden. Wir Männer halten zusammen“, zwinkert Jamie mir zu.
Ich muss glucksen und proste meinen Mitstreitern zu. „In Ordnung.“
„Willkommen im Club der armen Ó Briain-Männer“, sagt Paul mit gespielt leidender Miene. „Jedenfalls sehen uns die Leute im Dorf als arme geknechtete Gesellen an.“
„Dabei wissen sie gar nicht, was ihnen entgeht“, Jamie wackelt anzüglich
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