Unsere feuerrote Hexe
Tür zum Garten steht auf und plötzlich höre ich ein lautes Stöhnen von draußen. Ich stutze. ‚Was ist denn da los?’
Das Stöhnen klingt nicht nach Schmerzen, sondern eher nach… Lust. Ich schlucke, denn das ist ganz eindeutig Jupps Stimme.
„Mach wigger, Mädche“, seufzt er auf.
‚Das kann jetzt aber nicht das sein, was ich denke !’
Jupp wird doch nicht… und dann mit Heather? Die könnte seine Tochter sein, wenn nicht sogar schon seine Enkelin! Zumindest fast…
Ich stürme nach draußen, gewillt, dem schamlosen Treiben ein sofortiges Ende zu bereiten. Überhaupt: Was sollen die Kinder denken? Es ist einfach unfassbar, was sich hier abspielt. Ist das immer so, wenn ich arbeiten bin?
„Was ist hier los?“, brülle ich, noch bevor ich auf der Terrasse ankomme.
„Papi!“, Nele springt mit einem Satz in meine Arme und gibt mir einen feuchten Kuss.
„Papi, Jupp hat Smerzen“, Ben zupft aufgeregt an meinem Hosenbein und jetzt entdecke ich endlich, was hier vor sich geht.
Jupp liegt mit entblößtem Oberkörper auf einer Gartenliege und Heather hockt auf seinem Rücken. Sie massiert seine Wirbelsäule entlang und knetet ihn dann kräftig durch.
„Wigger… dat deit joot“, stöhnt Jupp wieder genüsslich auf.
„W… was ist passiert?“
Heather scheint mich jetzt erst wahrzunehmen und schaut mich überrascht an.
„Hallo Alexander. Schön, dass Sie schon zuhause sind“, wieder bleibe ich kurz an ihren Augen haften.
„Ähm, ja… aber was… also… was ist denn mit Jupp?“, stammele ich und trete ein wenig näher.
„Ich hann mich verhobbe, Jung“, antwortet der Geplagte. „Jezz hat mich en Hex erwischt.“
„Das sehe ich“, pruste ich los und mein Blick fällt wieder auf Heather.
Jupp scheint mich zu verstehen, denn er lacht ebenso herzhaft auf. „Nä, nit dat Leckerchen auf mingem Rügge!“
Das ‚Leckerchen’ schaut etwas verdutzt zwischen mir und Jupp hin und her, ihr Gesicht ist ein einziges Fragezeichen.
„Hat Jupp sich etwas im Rücken eingeklemmt?“, frage ich Heather und kriege das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.
„Ja, der Arme. Er hat mir gerade geholfen, ein paar Kräuter im Beet umzupflanzen und beim Aufstehen hat es dann gekracht“, sagt sie mitfühlend und greift noch einmal in einen Tiegel mit Salbe. Wieder gleiten ihre Hände über Jupps Rücken und sein lautes Aufseufzen lässt mich fast neidisch werden. Sie scheint das wirklich gut zu können, aber wenn ich jetzt einen plötzlichen Bandscheibenvorfall simulieren würde, wäre das doch sehr auffällig.
„Dat Kle en kann dat wirklich joot“, bestätigt Jupp dann auch meine unausgesprochene Vermutung.
„Dann genieße es“, lache ich ihm zu.
„Äwwer immer doch“, zwinkert er mir zu und lässt sich von Heather weiter durchkneten.
„Kann Jupp jetzt nie wieder aufstehen?“, fragt Nele mich dann besorgt.
„Muss Jupp sterben?“, auch Ben scheint verunsichert.
„Nein, ich bin sicher, Heather kann ihm helfen“, ich stupse meinen beiden auf die Nase.
„Kommst du mit Spielen?“, Ben schaut mich bettelnd an.
„Pass auf, mein Schatz. Ich muss noch ein bisschen arbeiten und ihr beiden lasst mich noch eine Stunde in Ruhe. Und dann spiele ich mit euch, okay?“, schlage ich ihnen vor.
„Okay“, nicken meine Kinder eifrig.
Ich schnappe einen Blick von Heather auf, sie lächelt mir zu und massiert Jupp dann weiter.
Ich kann mein Wort halten und auch Nele und Ben stören mich erstmal nicht mehr. Sie sind mit Heather und Jupp im hinteren Teil des Gartens, ab und zu höre ich ihr Gelächter und Jupps laute Stimme. Ich beeile mich richtig, um fertig zu werden, dann geselle auch ich mich zu ihnen.
„Wann sollen mer dat Wasser inger Pool dun?“
„Ich denke, Ende Mai. Dann müsste es warm genug sein“, antworte ich.
Ich sehe in Heathers besorgtes Gesicht. „Keine Angst. Wir haben wirklich eine gute Kindersicherung. Die Abdeckung ist eine Spezialanfertigung.“
„Gut“, sie atmet erleichtert auf und streichelt Ben über das Gesichtchen. Mein kleiner Sohn schmiegt sich daraufhin an sie und schaut zu ihr hinauf.
Eigentlich ist das ein schönes Bild – nur die Frau ist leider die Falsche…
Immerhin schafft es die ‚Richtige’ zum Abendessen pünktlich da zu sein. Heather bleibt wieder auf ihrem Zimmer, nachdem sie die Kinder ins Bett gebracht hat und Jessica und ich setzen uns ins Wohnzimmer.
„Ich hab nachgedacht, über die Sache von heute morgen“, beginnt Jessi und
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