Unsere feuerrote Hexe
klingt dabei recht zerknirscht. „Ich hatte kein Recht, so über Heather zu urteilen“, fügt sie hinzu.
„Sie macht ihren Job einfach gut. Das musste ich mir auch eingestehen .“
„Ich kann das nicht beurteilen, aber ich habe eben mit Petra gesprochen und sie hat mir das auch bestätigt, was du über sie gesagt hast. Tut mir leid, dass ich so übertrieben reagiert habe. Ich bin einfach unter großem Druck“, sie schaut mich bittend an.
„Druck, den du dir aber selbst machst“, ich ziehe sie zu mir in den Arm. „Bist du sicher, dass du diesen Weg weitergehen willst?“
„Ja, unbedingt“, Jessi haucht mir einen Kuss auf die Wange. „Ich will das mehr als alles andere auf der Welt…“
„Ach ja?“, ich muss zugeben, dass mir diese Aussage nicht gerade gefällt und meine Frau merkt auch sofort, was sie da gesagt hat.
„So meine ich das nicht“, rechtfertigt sie sich schnell. „Das war nur auf das Berufliche bezogen…“
„Dann bin ich ja beruhigt“, flüstere ich heiser und küsse zärtlich ihre Lippen.
Am darauf folgenden Wochenende ist die Abschlussfeier der Dreharbeiten. Auch ich bin dazu eingeladen und etwas widerwillig fahre ich mit Jessica dorthin. Die Filmfuzzis und ihr abgehobenes Geschwafel sind nicht gerade meine Welt, aber ich sehe ein, dass ich dort Erscheinen muss.
Im Gegensatz zu mir fühlt sich Jessica hier sehr wohl und ich muss auch lange durchhalten, bis wir endlich nach Hause fahren können.
„Ist auch alles okay so?“
Jessi huscht schon zum gefühlten 439. Mal durchs Wohnzimmer und arrangiert einen großen Blumenstrauß in einer Vase.
„Es ist perfekt“, antworte ich genervt.
Heute ist es soweit, die Journalist in der ‚Colour’ kommt vorbei zum angedrohten Interview.
Nele und Ben sind zu diesem Anlass neu eingekleidet worden und Jessica hat ihnen eingeimpft, was sie zu sagen haben und was nicht. Ich bin gespannt, ob vor allem Ben sich daran halten wird.
Zu meiner Erleichterung scheint die Journalistin, sie heißt Anna Wagner, aber ganz nett zu sein und der Fotograf, den sie dabei hat, kann gut mit Kindern umgehen. Wir machen ein paar Familienaufnahmen, dann geht es hinaus auf die Terrasse, wo das Interview gemacht werden soll.
„Wie schaffen Sie das alles unter einen Hut zu bringen?“, fragt Anna Jessica.
„Ich habe das Glück einen sehr verständnisvollen Mann zu haben – und natürlich habe ich auch den Rückhalt meiner Familie“, lächelt Jessica mich an. „Und natürlich geht es nicht ohne Haushaltshilfen, da mein Mann ja auch den ganzen Tag über in der Kanzlei ist.“
„Haben Sie denn dann auch noch Zeit für Ihre Familie?“
„Die Zeit nehme ich mir selbstverständlich“, strahlt Jessica und nimmt meine Hand. „Meine Familie bedeutet mir mehr als alles andere.“
‚Wozu braucht Jessica eigentlich diesen Workshop in L.A.?’ , frage ich mich bissig. ‚Sie ist doch schon eine perfekte Schauspielerin!’
Sofort rüge ich mich aber für diese bösen Gedanken. Dies hier gehört zu Jessis Job.
„Wir versuchen, uns soviel Zeit wie möglich freizuschaufeln“, füge ich dann noch hinzu. „Und Jessica dreht ja auch nicht das ganze Jahr über“, ich setze mein charmantestes Lächeln auf und Anna Wagner errötet sogar leicht.
‚Na bitte’ , denke ich zufrieden.
„Wo ist Hedda?“, platzt dann Ben dazwischen. Ihm wird es scheinbar zu langweilig und er zupft an meinem Hemdärmel.
„Sie ist oben“, zwinkere ich ihm zu.
„Wer ist denn Hedda?“, fragt Anna prompt.
„Unser Kindermädchen. Heather“, antwortet Jessica sofort, dann wendet sie sich an die Kinder. „Ihr könnt schon spielen gehen, wenn Ihr wollt“, lächelt sie ihnen zu.
„Komm“, Ben nimmt daraufhin Neles Hand und zieht sie mit sich.
„Müssen wir uns nicht umziehen?“, fragt meine Tochter verblüfft.
„Ach was“, sagt Jessica milde. „Die Kinder wollen einfach toben“, sagt sie dann an Anna Wagner gerichtet.
„Aber klar doch, das ist ja selbstverständlich“, nickt die Journalistin verständnisvoll.
Ich werfe meiner Frau einen spöttischen Blick zu, beuge mich zu ihr und hauche ihr einen Kuss auf die Schläfe.
„Glück gehabt“, flüstere ich kaum hörbar für die Journalistin.
Jessica greift nach meiner Hand und drückt sie leicht - und ich muss mir das Grinsen verkneifen.
8
„Stell dir vor – ich hab die Rolle!“
Jessica jubelt laut ins Telefon.
„ Gratuliere, mein Schatz“, antworte ich, doch mich so wirklich mit ihr mit freuen
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