Unsere feuerrote Hexe
Sommer entfaltet sich langsam und wenn ich nach Hause komme, sind die Kinder und Heather meist noch im Pool. Und natürlich schaffe ich es nicht, ihnen fern zu bleiben.
Ich konzentriere mich auf Nele, während Ben sich im Pool immer an Heather klammert. Es ist rührend zu sehen, wie oft die beiden miteinander schmusen, auch Nele sucht jetzt immer öfter die körperliche Nähe zu Heather.
Und ich bin neidisch auf Ben, wie ich mir eingestehen muss, auch wenn ich mich natürlich für ihn freue, dass er jemanden hat, der ihm soviel Nähe und Aufmerksamkeit schenkt.
Die Kinder werden von Tag zu Tag hibbeliger, das große Feuerwerk auf dem Rhein steht an. Auch ich freue mich auf diesen Abend, die ‚Kölner Lichter’ sind überregional bekannt und wirklich ein großes Spektakel.
Das Schiff, mit dem wir dahin fahren werden, legt in unserem Stadtteil ab, sodass wir sogar zu Fuß zur Anlegestelle laufen können.
Heather hat Ben dazu überredet, sich nachmittags ein bisschen hinzulegen. Das große Feuerwerk wird erst gegen halb zwölf gezündet und es ist anzunehmen, dass der kleine Mann das nicht bis dahin aushält.
Ben besteht allerdings darauf, dass Heather sich zu ihm ins Bett legt .
Nele führt mich nachmittags kichernd nach oben und öffnet die Tür zu seinem Zimmer. Es ist so ein friedliches Bild, wie die beiden in Bens Bettchen liegen. Mein kleiner Sohn ist ganz dicht an Heather geschmiegt, die ebenfalls eingeschlafen ist.
Als sie am späten Nachmittag noch nicht wach sind, bitte ich Nele, die beiden zu wecken. Kurz darauf kommt Ben frisch umgezogen hinunter und auch meine Tochter ist bereits schick gemacht.
„Heather ist gleich fertig“, berichtet Nele mir, als ich etwas ungeduldiger werde. Auch wenn dieses Schiff gechartet ist und ausschließlich für ‚VIP’-Fahrten eingesetzt wird, heißt das noch lange nicht, dass es auf uns warten wird.
Als Heather dann endlich die Treppe hinunter kommt, verschlägt es mir den Atem. Sie hat ein schwarzes Neckholder-Kleid an, das ich noch nie gesehen habe. Es endet etwas über ihren Knien, ihre Schuhe stecken doch tatsächlich in hohen Schuhen und lassen ihre Beine endlos erscheinen. Ihr Make-Up ist perfekt, nicht zu übertrieben – sie sieht einfach fantastisch aus.
„Oh, Hedda ist aber schön“, Ben findet als Erster seine Sprache wieder und läuft auf sie zu, die ihn dann lachend durch die Luft wirbelt.
„Dankeschön, Darling. Du siehst aber auch umwerfend aus“, sie küsst ihn auf die Wange.
„Du siehst hübsch aus“, bestätigt ihr auch Nele anerkennend. Sie ist einiges an Abendgarderobe von Jessica gewöhnt und daher schon kritischer als ihr kleiner Bruder.
„Ja, was soll ich da noch sagen?“, räuspere ich mich. „Ich kann mich den beiden nur anschließen.“
„Danke“, strahlt Heather mich an und unsere Blicke bleiben einen Moment ineinander haften. Sofort ist mein Körper in leichte m Aufruhr, doch heute bin ich einfach nur stolz, mit ihr ausgehen zu dürfen.
Wir erreichen pünktlich das Schiff, die Gäste, die schon an Bord sind, sind mir allesamt nicht bekannt. Ich kenne zwar die Namen, als ich mich einigen vorstelle, aber es scheinen mehr Bekannte aus dem Tennisclub von Werners Frau Paula zu sein, die hier mitfahren. Ich bin auch nicht böse darum, ich habe heute eh keine Lust auf Smalltalk und freue mich einfach, mit Heather und den Kindern den Abend zu verbringen.
Das Essen ist wirklich etwas für gehobene Ansprüche und die Kinder rümpfen die Nase, als ihnen der erste Gang, ein leichter Salat mit Krabben, serviert wird.
Heather und ich grinsen uns an und sie redet mit dem Kellner, der sofort loshetzt und mit Nudeln samt Tomatensoße wiederkommt.
„Aber von dem Hauptgang wird ein bisschen probiert“, weist sie die beiden an und die Kinder nicken artig.
Das Essen zieht sich schon ziemlich in die Länge, ich bin froh, dass Heather einen Rucksack zusammenpackt und einige Spielsachen, Bilderbücher und Stifte mitgenommen hat.
Anschließend gehen wir an Deck, es sind Liegestühle aufgestellt und eine Champagnerbar wartet auf Gäste. Ich bemerke, dass viele Männer Heather schmachtende Blicke zuwerfen, doch sie scheint es nicht zu registrieren – oder sie tut zumindest so.
„Möchten Sie ein Glas Champagner ?“, frage ich Heather.
„Ich weiß nicht …“
„Dies ist ein besonderer Abend“, sage ich sanft zu ihr.
„In Ordnung“, stimmt sie zu.
Ich hole zwei Gläser und stoße mit ihr an. Wieder sehen wir uns lange
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