Unsere feuerrote Hexe
er die Türe aufgestoßen“, rechtfertige ich mich.
„Ach, so war das“, ihr Grinsen bringt mich fast zur Weißglut. „Die Kinder wissen, dass sie sich neues Shampoo oder Creme aus meinem Bad holen dürfen .“
„Und was ist mit Ihren Salben? Wenn Nele oder Ben sich irren und an einen Ihrer Zaubertränke geraten? Das ist ja wohl gefährlich!“
„Die ‚Zaubertränke’…“, sie betont das Wort deutlich und kichert dabei, „… sind natürlich alle in einem abgeschlossenen Schrank. Wollen Sie mal sehen?“
„Nein!“, erst jetzt realisiere ich, dass ich immer noch ihre Hand halte, wie von selbst streichelt mein Daumen darüber, die Berührung löst ein angenehmes Kribbeln in mir aus. „Heather?“
„Hm?“
„Sie haben einen tollen Körper“, sage ich mit heiserer Stimme und schaue ihr in die Augen.
„Danke“, lächelt sie zurück, für einen Moment kommt sie mir etwas näher. „Ich habe gute Gene.“
Dann löst sie sich von mir und verschwindet hinter ihrer Zimmertüre.
Ich stöhne innerlich auf und gehe zurück ins Wohnzimmer. Unmotiviert schalte ich mich durch die Fernsehprogramme, doch nichts kann mich richtig begeistern. Und so sehr ich es auch gerne verhindern würde – ich sehe immer nur das Bild der nackten Heather vor mir und das bringt mein Blut ziemlich in Wallung. Am liebsten würde ich jetzt hoch in ihr Zimmer rennen und sie einfach an mich pressen. Sie küssen, sie ausziehen, ihren wunderschönen Körper streicheln – mit ihr schlafen. Endlich mit ihr schlafen.
Das Verlangen nach ihr wird immer größer, von Tag zu Tag. Und es ist schwer ihr zu entgehen, wenn man in einem Haus lebt.
‚Ich will dich, Heather’ , flüstere ich in Gedanken. Ich stelle mir vor, wie ich sie berühre, ihr dabei in die Augen schaue, wenn ich sie nehme…
Das Handy reißt mich aus meinen wilden Fantasien und ich zucke erschrocken zusammen.
„Ja“, meine Stimme klingt ganz heiser, als ich das Gespräch annehme.
„Hallo Schatz“, flötet Jessicas Stimme durch den Hörer.
Ich fühle mich ertappt und schlucke heftig. Aber definitiv: So schnell war ich noch nie unten…
„Hallo. Wie geht’s?“, sage ich hastig.
„Es geht mir blendend“, berichtet sie gut gelaunt. „Sind die Kinder schon im Bett?“
„Vor einer halben Stunde“, antworte ich und versuche, meinen Atem unter Kontrolle zu bekommen. „Aber Nele ist bestimmt noch wach, warte…“
„Ich vergesse immer den Zeitunterschied“, sagt Jessi entschuldigend. Doch ob ich ihr das wirklich glauben kann, weiß ich nicht. Es ist ja ein leichtes, sich darüber zu informieren, wenn man das wirklich will.
Schnell stehe ich auf und laufe nach oben. Leise betrete ich Neles Zimmer, sie dreht sofort den Kopf zu Türe.
„Mami ist am Telefon“, lächele ich ihr zu und gebe ihr das Handy.
„Ja?“, ein Strahlen huscht über ihr Gesicht und ich verfluche Jessica, dass sie nicht öfter anruft. Einmal die Woche ist zu wenig für Nele, ich habe meiner Frau das schon gesagt, doch Jessica ist der Meinung, dass sie es nur schlimmer machen würde, wenn sie öfter mit Nele spricht. Ben nimmt diese Telefonate meist sehr gelassen hin.
Ich warte, bis sie fertig gesprochen haben, es ist kein langes Gespräch.
’Wie immer’ , denke ich bitter.
Ich rede noch eine Weile mit Jessi, das heißt, eigentlich ist es sie, die redet. Sie erzählt mir, welche berühmten Schauspieler sie schon getroffen und was sie sich für neue Sachen gekauft hat. Der einzige Vorteil an ihrem Anruf ist, dass ich die Gedanken an Heather für einen Moment verdrängen kann.
Immer mehr bekomme ich das Gefühl, dass Jessica mir gar nicht mehr zuhört, wenn ich etwas von meinem und dem Alltag der Kinder berichte. Aber vielleicht ist das auch ungerecht, sie erlebt im Moment eine aufregende Zeit, ich sollte sie ihr gönnen.
Ich ertappe mich aber dabei, dass ich froh bin, als sie auflegt.
Nein, in dieser Nacht mache ich kein Auge zu. Meine Gedanken sind bei Heather, es ist eine große Versuchung, sie nur ein paar Zimmer entfernt schlafen zu wissen.
Sehr gerädert stehe ich am nächsten Morgen auf, schlürfe drei Kaffee hintereinander und kriege keinen Ton raus beim Frühstück.
Heather mustert mich ein paar Mal von der Seite, doch sie fragt nicht nach.
Doch sie kann nicht wirklich was dafür, dass ich mehr von ihr will, als nur ein dienstliches Verhältnis, rüge ich mich selbst.
Ich versuche es die nächsten Tage wieder mit Distanz, was kaum möglich ist, denn der
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