Unsichtbar
Flugticket (das er in der linken hält). Das ist ein einmaliges Angebot, sagt er. Sie können es annehmen oder ausschlagen.
W. nimmt es an.
Gut, sagt der Mann. Eine kluge Entscheidung. Das Flugzeug geht heute Nachmittag um drei. Sie haben also gerade noch Zeit genug, ins Hotel zurückzukehren und ihre Sachen zu packen. Natürlich wird ein Beamter Sie begleiten, aber sobald das Flugzeug abhebt und französischen Boden verlässt, ist die Angelegenheit abgeschlossen. Wir hoffen ernstlich, Sie niemals wiederzusehen. Ich wünsche eine angenehme Reise, Mr. Walker.
Und so endet Ws kurzer Aufenthalt im Land der Gallier - verstoßen, gedemütigt, lebenslänglich verbannt.
Er wird niemals dorthin zurückkehren, und er wird keinen von ihnen allen jemals wiedersehen.
Lebwohl, Margot. Lebwohl, Cecile. Lebwohl, Helene.
Vierzig Jahre später sind sie nicht wirklicher als Gespenster.
Sie alle sind jetzt Gespenster, und bald wird W. unter ihnen sein.
Teil IV
Auf dem Rückflug von San Francisco nach New York versuchte ich mich an den genauen Augenblick im Herbst 1967 zu erinnern, als ich Walker zum ersten Mal gesehen hatte. Ich hatte nicht gewusst, dass er ein Auslandsjahr in Paris eingelegt hatte, aber als wir zu Beginn des Semesters unsere erste Redaktionskonferenz für die Columbia Review abhielten (Adam und ich waren beide im Vorstand), fiel mir auf, dass er fehlte. Was ist mit Walker?, erkundigte ich mich und erfuhr, dass er für ein Jahr nach Europa gegangen war. Nicht lange danach (eine Woche? zehn Tage?) war er plötzlich wieder da. Ich nahm an Edward Taylers Seminar zur Dichtung des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts teil (Wyatt, Surrey, Raleigh, Greville, Herbert, Donne), desselben Edward Tayler, der im Frühjahr eine Vorlesung über Milton gehalten hatte. Walker und ich hatten diese Veranstaltung gemeinsam besucht und waren beide der Meinung, dass Tayler der mit Abstand beste Professor der anglistischen Fakultät sei. Das Seminar war hauptsächlich für Fortgeschrittene gedacht, und da ich das Glück hatte, bereits als Student im dritten Studienjahr zugelassen zu werden, gab ich mir besonders viel Mühe, um den verschlagenen, ironischen, zugeknöpften, immer brillanten Tayler zu beeindrucken und den Respekt dieses anspruchsvollen, so sehr bewunderten Mannes zu gewinnen. Das Seminar fand zweimal die Woche für jeweils anderthalb Stunden statt, und in der dritten oder vierten Sitzung war Walker, für alle überraschend, wieder unter uns, dreizehnter Student einer offiziell auf zwölf Teilnehmer beschränkten Gruppe.
Wir unterhielten uns danach auf dem Flur, aber Adam wirkte zerstreut und schien nicht bereit, sich ausführlicher zu seiner vorzeitigen Rückkehr nach New York zu äußern (heute weiß ich, warum). Er sagte lediglich, der Studiengang in Paris habe ihn enttäuscht, die Vorlesungen, die er habe besuchen dürfen, seien nicht sehr interessant gewesen (nur Grammatik, keine Literatur), und statt ein ganzes Jahr im Tiefparterre der französischen Bildungsbürokratie zu vergeuden, habe er sich für die Rückkehr entschieden. Der so frühzeitige Abbruch des Auslandsstudiums habe für einige Unruhe gesorgt, aber die Columbia sei außerordentlich entgegenkommend gewesen, fand er, und obwohl der Vorlesungsbetrieb bereits begonnen hatte, als er die Flucht aus Paris ergriff, habe er die Angelegenheit in einem langen Gespräch mit einem der Deans regeln können und sei nun wieder Student mit allen Rechten - was unter anderem bedeutete, dass er sich keine Sorgen machen musste, eingezogen zu werden, jedenfalls nicht in den nächsten vier Semestern. Ein Problem gebe es allerdings noch: Er habe keine Wohnung. Die alte Wohnung habe er im Juli und August mit seiner Schwester geteilt, aber nachdem er mit dem Plan, ein ganzes Jahr wegzubleiben, abgereist war, habe sie einen anderen Mitbewohner gefunden, und jetzt könne er sehen, wie er zurechtkomme. Fürs Erste, bis er eine neue Wohnung aufgetrieben habe, penne er bei verschiedenen Freunden in der Gegend. Tatsächlich, sagte er mit einem Blick auf seine Armbanduhr, habe er in zwanzig Minuten einen Besichtigungstermin für ein kleines Apartment in der 109th Street, das gerade frei geworden sei, und deshalb müsse er jetzt los. Wir sehen uns, sagte er und verschwand im Laufschritt die Treppe hinunter.
Ich wusste, dass Adam eine Schwester hatte, aber erst da erfuhr ich, dass sie in New York lebte - ausgerechnet in Morningside Heights - und ihr Anglistikstudium an
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