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Unsichtbare Blicke

Unsichtbare Blicke

Titel: Unsichtbare Blicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Maria Reifenberg
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auf!», polterte Winterstein. «Das Mädchen ist in den Händen eines blutrünstigen Perversen, und Sie breiten hier intime …»
    «Falsch», unterbrach Petra Kronen ihn.
    Die Schärfe ihres Einwurfs gefiel Stella. Die Kollegin traute sich was. Und vor allem gefiel ihr, wie die externen Ermittler einer nach dem anderen deutlich machten, wen sie als Leiterin des Teams betrachteten.
    «Was ist falsch?», fragte Stella so neutral wie möglich.
    «Er ist nicht blutrünstig und auch nicht pervers, jedenfalls nicht so, wie wir das landläufig verstehen.»
    «Stimmt. Keines der Opfer wies irgendwelche Zeichen sexuellen Missbrauchs auf», warf Saito ein. «Übrigens gibt es auch bei Sarah Trautmann keine Zeichen für eine Vergewaltigung.»
    «Und jetzt hätte ich gerne, dass uns jemand die Fotos beschreibt.»
    Stella warf Winterstein einen Blick zu; natürlich hätte sie sich gewünscht, dass er die Aufgabe übernahm. Den Gefallen tat er ihr nicht. Sie forderte Saito dazu auf.
    «Miki, bitte. Erzähl uns die Geschichte, die du siehst.»
    Saito wanderte die kleine Galerie ab und begann in lässiger Haltung: «Also, zwei Jugendliche …»
    «Nein, bitte Bild für Bild, und schau sie dir dabei an.»
    Dem Wunsch Stellas folgend, stellte er sich wieder vor die Fotos und tippte auf das erste, dann glitt sein Finger im Laufe der Beschreibung von einem Bild zum nächsten.
    «Und was sollen wir jetzt Neues erfahren?», polterte Winterstein am Ende.
    «Ich habe von vier Fotos Detailvergrößerungen anfertigen lassen», sagte Stella und legte diese Bilder jeweils unter die Aufnahmen, aus denen sie ausgeschnitten worden waren.
    Auf dem einen war trotz einiger Unschärfen zu erkennen, dass die Holzkette im Kragen des T-Shirts hing, das einen halben Meter von der karierten Decke lag. Auf dem letzten Foto streifte Felix sich das T-Shirt über.
    «Und diese bunten Punkte», Stella deutete mit dem Zeigefinger auf die Vergrößerung, die dem oberen rechten Bildrand des Originals entnommen war, «sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Perlchen aus buntem Holz. Sie sind ins tiefe Gras gerutscht, und er hat nach diesem ohne Zweifel berauschenden Erlebnis nicht darauf geachtet. Genauso wenig hat er dieses Kondom in die Hosentasche gesteckt und es mitgenommen.» Wieder zeigte sie auf eine Stelle in der letzten Vergrößerung. Es handelte sich ohne Zweifel um ein benutztes Kondom. «Der Täter hat sich beides geholt, nachdem Josie und Felix weg waren!»
    «Wollen Sie damit sagen, der Kerl hat da schon vorgehabt, Sarah Trautmann zu töten, und hat deshalb die Kette und das Kondom mitgenommen?», fragte Winterstein.
    «Ich weiß nicht, welchen Plan er hatte, aber er ist kein Idiot. Er wusste, dass er uns erst einmal auf eine falsche Fährte lockt und eine Weile beschäftigt.»
    «Hätte ja auch fast geklappt», bemerkte Muthaus.
    «Dann soll er eine Zeitlang daran glauben, es sei ihm gelungen. Wir geben eine Presseerklärung raus, natürlich ohne den Namen von Diuso.»
    Stella entließ die anderen, ordnete an, dass Felix Diuso in seine Zelle gebracht wurde und bat Winterstein um ein Gespräch.
    In Wintersteins Büro bot der Leiter der Kriminaldirektion 1 ihr zwar keinen Kaffee an, seine Sekretärin brachte jedoch unaufgefordert zwei Tassen. «Viel Zucker?», fragte sie mit einem wissenden Lächeln und stellte ihr die Zuckerdose hin.
    «Sehr viel Zucker, danke», bestätigte Stella. «Mir fällt es nicht ganz leicht, Herr Winterstein, aber ich muss jetzt auf die Einhaltung der Kompetenzen bestehen», sagte Stella. «Sie haben nun Ihren Auftritt vor der Presse, aber jetzt reicht es.»
    Die Zeit langer Vorreden war abgelaufen. Winterstein schnappte nach Luft.
    «Anka Mandell war eine meiner besten Freundinnen und ein Vorbild. Wenn eine Vertrauensperson so gegen die Regeln verstößt, ist es nicht leicht, das können Sie mir glauben. Ich habe mir das nicht ausgesucht.»
    «Das haben Sie sehr wohl», blaffte Winterstein. «Und Sie haben sich ohne mit der Wimper zu zucken den Posten geschnappt, den Ihre ach so gute Freundin fast sicher hatte.»
    «Sie hat die Ermittlungen behindert, sie war für den Tod eines Menschen mitverantwortlich! Was glauben Sie, wäre passiert, wenn die Sache von außen untersucht worden wäre?»
    «Das müssen Sie mir nicht erklären.»
    «Scheinbar muss ich das, denn Ihr Verhalten behindert meine Ermittlungen. Es ist Ihre Pflicht …»
    «Erklären Sie mir nicht, was meine Pflicht ist.» Er drückte eine Taste

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