Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen
könnten Sie recht haben«, sagte er, höchst zufrieden mit sich, stand auf und ging.
Aber der Schaden war bereits angerichtet.
»Schau mich nicht so an, Victoria!«, protestierte Cem erschrocken. »Du weißt ganz genau, dass du die Einzige für mich bist!«
»Aber was ist, wenn du an einer Zeremonie teilnehmen musst? An einer Beerdigung oder an einem Mündigkeitsritual? Die Teilnahme ist zwingend, das haben wir bereits gelernt. Und was dann? Kann dann jede daherkommen und dich zwingen, mit ihr zu gehen?« Victoria klang zutiefst verletzt.
Adam war wütend. Er hätte diesem Mistkerl Sam am liebsten den Hals umgedreht.
»Nicht, wenn der Vampir bereits eine Lebenspartnerin hat, Liebling«, versuchte Cem seine Frau lächelnd zu beschwichtigen. Das stimmte zwar, aber laut Vampirgesetz würde Victoria erst nach ihrer Transformation als Cems offizielle Lebenspartnerin anerkannt werden.
Und das schien sie, zu Cems Unglück, genau zu wissen.
»Versuch nicht mich auszutricksen, Professor Bilen!
Deine »Lebenspartnerin* werde ich erst in zwei Wochen sein!«
Dazu fiel Cem nichts mehr ein. Verzweifelt zog er seine Frau an sich und warf Adam über ihren Kopf hinweg einen hilflosen Blick zu.
Und gerade, als Adam schon glaubte, das Schlimmste sei vorüber, glitt eine der drei Frauen von ihrem Barhocker und kam, den Blick fest auf Cem geheftet, auf ihren Tisch zu.
Das konnte kein Zufall sein. Die meisten Frauen suchten sich keinen Mann, der so offensichtlich gebunden war wie Cem. Was Sam bequemerweise zu erwähnen vergessen hatte, war, dass in Vampirbars dieselben Gesetze zwischen den Geschlechtern galten, wie bei Zeremonien.
Cem würde die Frau nicht zurückweisen können - und das wusste Victorias Lehrer, der jetzt bei den anderen beiden Frauen saß und sich angeregt mit ihnen unterhielt.
Sam kräftig verwünschend erhob sich Adam und vertrat der Frau den Weg. »Du bist mir gleich aufgefallen.«
Die Frau blieb stehen. Ihre grünen Augen huschten zwischen Adam und Cem hin und her. Sie hatte einen herrlichen Körper, schlank und geschmeidig, mit straffen Brüsten und Lippen, die zum Küssen einluden. Wären da nicht ihre geweiteten Pupillen gewesen - ein Nebeneffekt des Froschbluts -, Adam wäre tatsächlich versucht gewesen, etwas mit ihr anzufangen.
»Aber ich sollte ...«., begann sie, verstummte jedoch, da Adam sie an sich zog.
»Was?«
Sie kicherte. »Ach, nichts. Du gefällst mir sowieso besser.«
Sie fuhr mit ihren roten Fingernägeln über sein Hemd, dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn.
Adam ließ es sich gefallen. Ein Blick über ihre Schulter überzeugte ihn davon, dass Cem, Gott sei Dank, den Rückzug angetreten hatte. Er und Victoria gingen soeben zum Ausgang.
»Ich hab schon so viel von dir gehört«, gurrte die Frau ihm ins Ohr.
»Ach ja?« Jetzt, wo die Gefahr vorbei war, fragte sich Adam, warum er sich kein bisschen zu der Schönheit hingezogen fühlte.
Sie rieb ihre Brüste an ihm und legte den Kopf ein wenig in den Nacken, um ihm in die Augen sehen zu können.
Grüne Augen. Aber nicht hell genug.
Nicht hell genug? Was zum Teufel...?
»Sie reden überall über dich, in der ganzen Stadt«, sagte sie. »Dein Ruf eilt dir voraus, Friedenshüter. Besonders bei Frauen.«
Adam konnte es nicht fassen: Warum musste er ausgerechnet jetzt an Madame Foulard denken? An diese stinkende Vogelscheuche, mit ihrem kleisterdicken Make-up? Dann hatte sie eben die schönsten Augen der Welt, na und? Sie war eine Irre, die mit imaginären Geistern sprach und Launen hatte, dass die Milch sauer werden konnte.
Aber das war es ja gerade! Sein Fluch. Er fühlte sich zu verrückten Frauen hingezogen, nur weil sie ihm Rätsel aufgaben. Und empfand nichts für sinnliche Sirenen wie diese hier, die sich wie eine Katze an ihm zu reiben begann.
»Verzeih«, sagte er und wich einen Schritt zurück. »Du bist umwerfend, Schätzchen, aber ich fürchte, ich bin heute Nacht nicht Mann genug für dich.«
Als er sah, wie verletzt sie war, riss er sie an sich und küsste sie, bis ihr die Luft wegblieb.
»Vielleicht ein andermal.«
Die Frau lächelte verträumt und nickte, und Adam machte kehrt und ging.
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8. Kapitel
Du siehst gut aus, Lea.«
Lea fühlte sich im Moment alles andere als attraktiv, doch das behielt sie für sich. Marco Venetto war schon seit vierzehn Jahren ihr Agent, von Anfang an, seit Beginn ihrer Karriere als Fotografin. Er war ein guter
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