Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen
Argentinierin, die ihr die verrückteste Bitte vorgetragen hatte, die ihr je untergekommen war. »Ich war mit den Gedanken woanders.«
Marco beugte sich vor und nahm sie beim Kinn. Seine schwarzen Augen blickten auf einmal ganz ernst, ernster, als sie ihn je zuvor gesehen hatte.
»Lea, ich weiß, ich war nicht da, als du mich am meisten gebraucht hättest, aber jetzt bin ich für dich da. Ich kann mich ändern.«
Lea holte tief Luft und legte ihr Besteck beiseite. Dann nahm sie seine Hand in ihre. Sie wusste, dass er es gut meinte, wusste, dass er davon überzeugt war, sich ändern zu können ... dass er ihr ein guter Freund sein wollte. Und dafür hatte sie ihn von Herzen gern. Aber sie mochte ihn wie einen Bruder, einen guten Freund, nicht mehr.
»Marco, das ist Jahre her, bitte hör auf, dir deswegen den Kopf zu zerbrechen. Woher hättest du es auch wissen sollen? Und du bist gekommen, sobald du es erfahren hast.
Bitte, vergiss das Ganze. Du bist mir immer ein wahrer Freund gewesen.« Sie drückte kurz seine Hand und lehnte sich dann zurück. »Aber mehr kann nicht sein zwischen uns. Du weißt ja, dass meine einzig wahre Liebe das Fotografieren ist.«
Marcos Lächeln ließ ein wenig länger auf sich warten, als Lea gedacht hätte. Er griff in seine Tasche, holte einen Umschlag hervor und schob ihn zu ihr hinüber.
»Nun, deine wahre Liebe hat sich mal wieder als äußerst profitabel erwiesen«, sagte er. »Du bist jetzt ganz offiziell - wie nennt man das noch - stinkreich?«
Lea nahm den Umschlag und ließ ihn grinsend in ihrer Handtasche verschwinden. »Na, das sind doch mal gute Neuigkeiten, oder?«
»Gut. Ja.« Marco hob seine Champagnerflöte, und als sie es ihm gleichtat, sagte er feierlich: »Gut für uns beide, mein liebes Gespenst.«
Das war der Spitzname, den ihr die Medien gegeben hatten. Die Ironie war Lea natürlich nicht entgangen.
»Und was willst du nun mit all deinen Reichtümern anfangen?«
»Das geht dich nichts an, mein Freund«, entgegnete Lea streng. Sie wusste ganz genau, was sie damit anfangen wollte. Sie hatte eine Million auf der hohen Kante, genug, um damit jahrelang ihren jetzigen Lebensstil aufrechtzuerhalten - wenn nicht gar bis an ihr Lebensende.
Alles Weitere gab sie immer gleich weg.
Sie spendete regelmäßig hohe Summen an verschiedenste Einrichtungen und Wohltätigkeitsorganisationen, darunter zum Beispiel städtische Friedhofsverwaltungen, die dafür sorgten, dass die Gräber gepflegt wurden. Sie gab Geld an die Krebsforschung, an Tierheime und Waisenhäuser in der ganzen Welt, sie spendete Tierschutzorganisationen und Kinderhilfswerken. Aber das meiste Geld ging an Helping Hand, eine Einrichtung, die hilfsbedürftigen Frauen und Mädchen einen Unterschlupf bot.
Nachdem Lea aus dem Krankenhaus entlassen worden war, hatte sie feststellen müssen, dass David, ihr Verlobter, sie kurzerhand auf die Straße gesetzt und all ihr Geld einbehalten hatte. Sie hatte nichts dagegen tun können.
Die Wohnung lief auf ihn, und ihr ganzes Geld lag auf seinem Konto, da sie in der kurzen Zeit, seit sie nach Schottland gezogen war, noch keine Zeit gehabt hatte, ein eigenes Konto zu eröffnen.
Ohne einen Pfennig hatte sie auf der Straße gestanden und war auf Sozialhilfe angewiesen gewesen. Sie hatte eine winzige Wohnung in einer Sozialbausiedlung zugewiesen bekommen, dazu ein paar Essensmarken. Die Essensmarken hatte sie nicht eingelöst, sondern sich voller Angst, verrückt zu werden, in ihrem Zimmerchen eingeschlossen und versucht, nicht auf das Randalieren der Alkoholiker und Drogensüchtigen in der Nachbarschaft zu achten, auf das Heulen von Polizeisirenen und auf die Stimmen der Verstorbenen, die unablässig auf sie eindrangen.
Erst als sie Mrs. Drew kennen lernte, die Helping Hand leitete, war es wieder mit ihr aufwärts gegangen. Die Hilfsorganisation residierte in einer gemütlichen alten Pension, wo hilfsbedürftige Frauen und Mädchen einen Unterschlupf, gute Hausmannskost und viele gute Ratschläge erhielten.
Mrs. Drew war es, dank Leas großzügiger Spenden, in den letzten drei Jahren gelungen, überall in Schottland ähnliche Häuser zu eröffnen. So wurde Tag für Tag Frauen geholfen.
»Komm doch mit, Lea. Ich fliege morgen früh nach Paris«, sagte Marco, »und ohne dich wäre es einfach nicht dasselbe. Wir könnten die Flohmärkte unsicher machen, in guten Restaurants essen und Wein trinken bis zum Abwinken.«
Shopping in Paris.
Marco hatte ja keine Ahnung, wie
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