Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen
schlaffer, lilafarbener Vorhang hing.
Lea hielt den Atem an. Sie hoffte nur, dass nicht wieder eine Tanznummer erforderlich war. '
»Du musst mir helfen, meine Leiche zu finden.«
12. Kapitel
Sie ist nett«, sagte Victoria. Lächelnd schaute sie der Blondine mit den umwerfend langen Beinen nach, die hinter der Tür mit der Aufschrift ›Ladies‹ verschwand.
Adam verzog das Gesicht. Victoria irrte sich; »nett« war das Letzte, womit sich Jaquelines Charakter beschreiben ließ. Sie war ein gerissenes, sexhungriges Biest, das gern mit den Naiven dieser Welt ihre Spielchen trieb. Mit fast dreihundert war sie doppelt so alt wie er und Cem. Als er, Adam, noch ein junger Vampir gewesen war, hatte sie ihn in die Welt der Erotik eingeführt. Sie hatten vor langer Zeit einige Monate in Paris zusammen verbracht, und sie hatte es ihm bis heute nicht verziehen, dass er sich damals aus ihrem Kreis von Bewunderern zurückgezogen hatte.
Und jetzt war sie auf einmal hier, in Edinburgh ...
Was zum Teufel wollte sie hier?
»Sei vorsichtig«, warnte er Victoria, »wenn ich du wäre, ich würde mich von ihr fernhalten. Der äußere Eindruck täuscht.«
»Ach ja?« Victoria warf einen besorgten Blick zur Bar.
Adam legte mit einem besänftigenden Lächeln seinen Arm um sie.
»Ich würde nie zulassen, dass dir was zustößt, Mrs. Bilen.
Also schau nicht so besorgt drein.«
Sie grinste ihn an und entspannte sich wieder. »Das beruhigt mich enorm, mein Freund. Cem hat mir ja so einiges über dich erzählt. Du scheinst der reinste Jackie Chan zu sein.«
Adam lachte laut auf. Sie saßen in einem kleinen, lauschigen Alkoven in Whighams Weinkeller. Es war ungewöhnlich voll für einen Donnerstagabend. Die Bar wurde geradezu belagert, und auch die kleinen Tische waren alle besetzt. Sie hatten Glück gehabt, diese Nische noch leer vorzufinden. Ein idealer Platz, wenn man vorhatte, jemanden zu verführen ...
Lea. Adam schüttelte unwillig den Kopf; er wollte jetzt nicht an sie denken. Sie war gegangen, es war ihre Entscheidung. Und damit hatte es sich.
»Du machst so ein finsteres Gesicht«, bemerkte Victoria. Sie schaute besorgt zu ihm auf, und Adam gab sich einen Ruck.
»Ach, das bildest du dir nur ein. Muss an der schlechten Beleuchtung hier liegen.« Adam hob sein Glas, um Victoria aufzumuntern. Wieso machte er sich überhaupt so viel aus dieser Frau? Warum ging sie ihm so unter die Haut?
»Du guckst schon wieder so finster«, bemerkte Victoria.
»Was ist bloß los mit dir? Du bist heute Nachmittag einfach nicht mehr du selbst.«
Sie war eine sehr einfühlsame Frau, was an sich nicht schlecht war, ihm im Moment aber überhaupt nicht in den Kram passte. »Hör auf, dir Sorgen um mich zu machen. Es ist nichts«, sagte er abwehrend.
»Schon gut, schon gut. Ich wollte dich nicht drängen.
Aber wenn ich was für dich tun kann, dann sag es mir bitte.«
»Ach, Adam lässt sich nie helfen. Das ist so bei ihm.«
Jaqueline ging die zwei Stufen zu ihrem Alkoven hinab.
Mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen beugte sie sich vor, bevor sie sich setzte, um ihnen einen guten Einblick in ihren Ausschnitt zu gewähren. »Das stimmt doch, oder nicht, Schätzchen?«, fragte sie und rückte ihren Stuhl näher an Adam heran.
Victoria runzelte missbilligend die Stirn.
»Was führt dich hierher? Hast du geschäftlich in Edinburgh zu tun?«, erkundigte sich Adam gleichgültig.
Bevor Cem nicht auftauchte und Victoria ablenkte, konnte er kein privates Wörtchen mit der kapriziösen Französin wechseln - und ihr somit auch nicht klarmachen, dass er nichts mehr von ihr wissen wollte.
Victorias Handy begann zu dudeln. Sie zog es hervor.
»Hallo?«
Jaqueline machte sich diese Ablenkung zunutze und drückte ihre Brüste an Adams Arm. Mit flatternden Lidern schaute sie zu ihm auf.
»Geschäftlich? Ich mache grundsätzlich nichts Geschäftliches. Ich bin nur zum Vergnügen hier, das solltest du doch wissen, mon cher.« Sie strich mit ihren langen, knallroten Fingernägeln über sein Hemd. »Wir haben schöne Zeiten zusammen erlebt, stimmt's nicht?«
Ihre Hand verirrte sich an seinen Gürtel. Adam packte sie und hielt sie fest. »Das ist lange her.«
»Zu lange«, schnurrte.sie. »Komm, wir gehen zu mir.«
Er warf einen besorgten Blick zu Victoria hinüber, die glücklicherweise noch immer telefonierte.
»Ich bin nicht an deinen Spielchen interessiert, Jaqueline. Such dir dein ›Vergnügen‹ woanders.«
Zorn glimmte in den Augen
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