Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen
sein, wie hart er sie festhielt, konzentriert sprach er in sein Handy.
»Adam hier. Ja. Ist heute eine Lieferung nach Edinburgh losgegangen? Heute, ja. Ja, ich warte.«
Vor seinem Mund bildeten sich weiße Atemwölkchen in der kalten Luft. Er schritt weiter, Lea hinter sich her ziehend wie einen Sack Kartoffeln. Sie bogen um die Ecke in den Charlotte Square, in dessen Mitte ein hübscher Park mit hohen Bäumen und dichtem grünem Gras lag. Aber am heutigen Abend wirkte er eher unheimlich als friedlich.
»Morgen? Seid ihr sicher?«, sagte er ins Telefon. »Wer ist als Lieferant eingeteilt?« Adam blieb stocksteif stehen.
»Verstehe. Okay. Schickt mir alles, was ihr über sie habt, Telefonnummer, Adresse, Chronik, alles. Ja, aufs Handy.
Okay, gut.«
Bevor Lea wusste, wie ihr geschah, wurde sie an das gusseiserne Tor des Parks gedrückt. Adams wutentbranntes Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von dem ihren entfernt.
»Es gab heute keine Lieferung. Die Lieferung findet erst morgen statt. Wer zum Teufel bist du, und was führst du im Schilde?«
Adams dunkelblaue Augen wurden kohlschwarz. Lea versuchte ihn panisch von sich wegzustoßen. »Mein Gott, mein Gott...«
»Du Bastard! Ich bring dich um!«, brüllte Liam.
»Halt die Klappe, du Dummkopf! Ich kann ihr helfen!«, brüllte Mary. »Er ist ein Friedenshüter, Lea. Er darf dir nichts tun. Er will dir nur Angst einjagen, weil er dich für eine Gefahr hält. Hörst du, er will dir nur Angst einjagen!«
Lea hörte es, konnte aber in ihrer Panik nicht mehr klar denken.
»Ich habe gefragt, wer du bist und warum zum Teufel du Mary Robertson bedrohst?«
Adams Eckzähne wurden merklich länger. Lea erschrak so sehr, dass ihr Kopf zurückzuckte und mit aller Gewalt gegen die Gitterstäbe prallte.
Eine willkommene Schwärze schlug über ihr zusammen, und ohnmächtig sank sie zu Boden.
13. Kapitel
Himmel, Arsch!« Adam bückte sich und hob Lea zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen auf seine Arme.
Nur hätten die Umstände diesmal nicht unterschiedlicher sein können.
Der würzige Duft ihres Bluts stieg ihm in die Nase.
Adam versuchte sich davor abzuschotten, so wie er sich gegen ihre Tränen vorhin in dem Lokal abgeschottet hatte. Jetzt war nicht die Zeit für Gefühle. Er hatte herausgefunden, dass eine Vampirin namens Mary Robertson tatsächlich als Kurier für die SVA arbeitete, aber die Lieferung war erst für morgen angesetzt, und sie war nicht als vermisst gemeldet.
Tatsache war, diese Menschenfrau wusste zu viel über Vampire. Sie wusste von der Formel, sie wusste von Mary - und Adam musste herausfinden, woher.
Durch Seitenstraßen machte er sich auf den Weg zu Cems Haus am Manor Place, das nicht weit entfernt lag.
Nur dort konnte er Lea ungestört verhören.
Sein Blackberry brummte. Er verlagerte Lea auf einen Arm und holte sein Handy hervor. Leas weichen Busen, den er an seiner Brust spürte, versuchte er geflissentlich zu ignorieren.
»Ja?«
»Wo bist du?« Cems Stimme war kalt und sachlich.
»Fast bei dir zu Hause. Aber ich brauche etwas Zeit, bring Victoria also bitte noch nicht zurück.«
Cem schwieg. Im Hintergrund hörte Adam Victorias besorgte Stimme. Dann sagte sein Freund: »Gut, du hast eine Stunde, dann kommen wir heim. Wie ich höre, sollen Lösungen gestohlen worden sein?«
Adam schnitt eine Grimasse; er ging an der Kathedrale vorbei, die den Manor Place säumte. »Genau das will ich herausfinden. Ich rufe wieder an.« Und er legte auf. Für Höflichkeitsfloskeln war jetzt keine Zeit.
Und wenn er einen neuen Fall hatte, konzentrierte er sich auf nichts anderes.
Von wegen mal Urlaub machen, dachte er.
Er schloss mit dem Schlüssel, den er von den Bilens bekommen hatte, auf und trat mit Lea auf den Armen ein.
Sie stöhnte, während er sie in den ersten Stock hinauftrug, und barg ihr Gesicht an seiner Schulter. In Adams Unterkiefer zuckte ein Muskel. Damit sie nicht sehen konnte, wo sie sich befanden, trug er sie ins große Gästebad, das kein Fenster hatte, und ließ sie kurzerhand in die Badewanne plumpsen. Dann drehte er die Dusche auf, setzte sich auf den Klodeckel und wartete ab.
Sekunden später kam Lea prustend zu sich.
»Was?!«
Verwirrt blinzelte sie die Tropfen aus den Augen. Aber als ihr Blick auf ihn fiel, fuhr sie erschrocken zurück. Adam sprang fluchend auf und konnte gerade noch verhindern, dass sie sich erneut den Hinterkopf anschlug - diesmal an den Wandkacheln.
Dann stand er über sie gebeugt, und
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