Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen
wiederfinden.
Lea neigte ihren Kopf zur Seite, wie sie es immer tat, wenn sie behauptete, mit ihren Geistern zu reden. Vielleicht konnte er ja einen Freispruch wegen Unzurechnungsfähigkeit erwirken ...
»Was muss ich tun, damit du mir glaubst?«, fragte sie endlich.
Adam seufzte. Aber diesmal hob sie die Hand, damit er schwieg.
»Soll ich dir erzählen, was du in Marys Apartment gemacht hast? Wie es aussieht? Die Möbel? Oder die Nummer auf der Boardingkarte? Aber du würdest dann wahrscheinlich nur denken, dass ich schon mal dort gewesen bin.«
Ja, genau das würde er.
»Oder ich könnte dich bitten, hinter dem Rücken ein paar Finger hochzuhalten - aber nein, das wäre wohl zu einfach. Moment, Liam hat eine Idee ...«
»Lea, jetzt hör sofort auf damit!« Adam trat einen Schritt auf sie zu, wollte sie packen und schütteln, damit sie endlich mit dem Unsinn aufhörte.
Lea wich zurück. »Oh nein, das lässt du schön bleiben!
Dass du mich irgendeinem Inquisitionsgericht vorwerfen willst, wo man in meinem Hirn rumwühlt, kann ich dir nur verzeihen, weil du mir das Leben gerettet hast. Aber ich hab's satt, von dir andauernd als Lügnerin beschimpft zu werden!«
Wieso regte sie sich jetzt auf einmal so auf? Adam wusste selbst nicht, warum er sich das Ganze überhaupt noch anhörte.
»Wir haben keine Zeit für diesen Quatsch!«
»Dann hör auf, an mir zu zweifeln, und wir machen uns auf die Suche nach Marys Leiche.«
»Frau, wie soll ich dir denn glauben? Du behauptest, mit Geistern reden zu können!«
»Verfluchter Dickschädel«, murmelte Lea. Dann holte sie tief Luft.
»Also! Da drüben ist ein nettes kleines Fischrestaurant.
Ich kenne es, das Halibut and Herring. Liam sagt, er kann dort hingehen und schauen, wie viele Leute gerade drin sind. Ich beschreibe sie dir, und dann kannst du selbst reingehen und nachschauen, ob ich recht habe. Würde dich das überzeugen?«
Er wollte nichts mit irgendwelchen blöden Experimenten zu tun haben. Aber wenn dieses Geistergerede dadurch ein Ende hätte, war es den Versuch wert.
»Also gut. Aber wenn's nicht stimmt, hörst du auf mit dem Theater, ja?«
»Es wird stimmen, aber okay, wenn nicht, höre ich auf mit dem Theater«, sagte sie grimmig.
»Okay, dann los«, antwortete er ebenso grimmig.
Lea nickte, dann schaute sie nach links. »Bitte beschreibe mir die Leute möglichst detailliert, Liam. Wir wollen unserem Vampir hier schließlich klarmachen, dass es so etwas wie übersinnliche Wesen auf dieser Welt gibt.«
Adam widerstand der Versuchung die Augen zu verdrehen. Leas Sarkasmus wurde ihm allmählich vertraut. Er schaute sich kurz um, um sicherzugehen, dass sie ungestört waren, dann schob er die linke Hand in die Jackentasche und nahm die Knete, die er dort aufbewahrte, in die Faust.
Lea nickte der Straßenlaterne zu. »Okay. Liam ist jetzt losgezogen. Er sagt, ich soll dich daran erinnern, dass du einer Helena versprochen hast, wieder anzurufen.«
Adams Finger, die die Knete umschlossen, zuckten.
»Woher weißt du das?«
Lea zuckte die Achseln. »Liam hat mir erzählt, dass du in Marys Wohnung mit einer Helena telefoniert hast. Wer ist Helena?«
Adam atmete langsam aus, den Blick unverwandt auf Leas Gesicht geheftet. Es konnte nicht sein. Unmöglich.
Und wenn sie doch die Wahrheit sagte? Wie sonst hätte sie von diesem Telefonat wissen können? Und dann diese Profikiller ... Woher hatte sie gewusst, dass sie kamen? Und dass sie zu viert waren?
Adam fluchte leise.
»Wie erklärt Marys Geist das mit dem Flugticket? Und dass all ihre Sachen verschwunden sind?«
Lea versuchte, nicht allzu verblüfft dreinzusehen.
»Du glaubst mir doch nicht etwa?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete er ehrlich. »Aber ich will dir fürs Erste vertrauen. Also, was sagt Mary?«
Lea biss sich auf die Lippe und zupfte verlegen an ihrem scheußlichen Mantel herum. »Ich weiß es nicht, Adam.
Mary ist seit letzter Nacht verschwunden. Liam glaubt, dass sie vielleicht nach ihrer Leiche sucht, oder nach ihrer Katze.«
»Ihre Katze?«, fragte Adam überrascht. Das war das erste Mal, dass er hörte, dass sie eine Katze besaß.
»Ja, Mary hat einen Kater. Roger heißt er, glaube ich.
Sie hängt sehr an ihm. Das Erste, was sie gestern von mir wollte, war, eine Freundin anzurufen, damit Roger was zu fressen kriegt.«
Adam überlegte. War in der Wohnung eine Katze gewesen? Oder ein Fressnapf? »In der Wohnung war keine Katze. Und auch sonst nichts, wie Fressnapf oder
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