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Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen

Titel: Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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größer als der andere. An der linken Wand hing ein gerahmtes Poster, auf dem die berühmten Köpfe der Osterinseln zu sehen waren. Daran gepinnt war ein handgeschriebener Zettel: ›Eines Tages‹. Adam warf einen kurzen Blick in die Küche, deren Türe offen stand. Eine Packung Nudeln lag auf der Anrichte, die Türe eines Oberschränkchens stand offen, und auf dem Herd stand ein Topf.
    Im nächsten Moment traf es ihn wie ein Keulenschlag: der metallische Geruch von Blut. Wie ein böses Omen hing er in der kalten Luft. Adam folgte dem Geruch bis zu einer Türe. Er öffnete sie und blieb wie angewurzelt stehen.
    Ein sonniges, gemütliches Wohnzimmer.
    In der Mitte des Teppichs kniete vornüber gebeugt eine blonde Frau. In ihrem Oberkörper steckte eine Schwertspitze. Rotverschmiert ragte die spitze Klinge aus ihrem Rücken und funkelte in der tief stehenden Nachmittagssonne.
    Es sah aus wie ein makaberer Selbstmord. Als habe sich die Frau auf das Schwert gestürzt.
    Adam musterte den Raum. Ja, dort auf dem Tisch lag ein Zettel. Das musste der Abschiedsbrief sein. Er sah so etwas nicht zum ersten Mal. Für einen Vampir war es gar nicht so leicht, sich selbst das Leben zu nehmen. Viele bevorzugten den Tod durch das Schwert. Schwerter waren leicht zu bekommen, und es hatte etwas Ehrenvolles, auf diese Weise zu gehen. Trotzdem, irgendwas stimmte nicht an diesem Szenario.
    »Großer Gott!«
    Adam wandte sich um. Beide Frauen standen im Türrahmen. Helena mit grimmigem Gesicht und Lea bleich, als würde ihr jeden Moment schlecht werden. Adam hob abwehrend die Arme, aber sie drängte sich an ihm vorbei und lief zu der Toten.
    Sie ging vor der knienden Toten in die Hocke. »Schon gut, ist ja alles gut«, sagte sie beschwichtigend.
    Was um Himmels willen machte sie da?
    »Was macht sie denn?«, fragte Helena.
    Er hatte keine Ahnung. Verblüfft sahen sie, dass Lea den Arm hob und nach oben sah, als würde jemand neben der Toten stehen.
    »Es tut mir so leid, Mary. Es tut mir so leid.«
    Helena ging zu Lea. »Kommen Sie, meine Liebe, Sie haben einen Schock.«
    Aber Lea hörte gar nicht hin. Sie starrte jene Stelle etwas weiter oben an, den Arm ausgestreckt, als wolle sie jemanden berühren. Adam konnte nur hilflos zusehen, wie seine Schwester versuchte Lea zu beruhigen.
    »So ist das manchmal bei uns, Lea. Viele Vampire nehmen sich auf diese Weise das Leben. Sie werden des Lebens müde, verlieren ihren Lebenswillen und ...«
    »Nein!« Lea wischte sich die Tränen vom Gesicht. »Nein!
    Das war kein Selbstmord.«
    Helena widersprach, aber Adam wusste: Lea hatte recht.
    Sein Instinkt sagte ihm, dass hier etwas faul war. Die ungekochten Nudeln in der Küche, kein Schwarzes Buch neben dem Abschiedsbrief - es war nirgendwo zu sehen - das Poster im Gang, das verriet, dass diese Frau noch unerfüllte Träume gehabt hatte. Nein, dies war nicht die Wohnung einer Lebensmüden.
    »Wer hat sie umgebracht?«, fragte Adam, betont ruhig.
    »Ich weiß nicht«, flüsterte Lea. »Als Mary herkam, war sie schon tot. Und Sara ist nicht mehr hier. Sie ist ins Licht gegangen.«
    Helena, die neben Lea in die Hocke gegangen war und einen Arm um sie gelegt hatte, erhob sich kopfschüttelnd.
    Sie trat an den Tisch, nahm den Zettel zur Hand und las ihn.
    »Hier ist der Abschiedsbrief«, sagte sie und hielt den Zettel hoch.
    Lea schaute sie flehend an. »Mary sagt, sie müssen sie gezwungen haben, das zu schreiben.«
    »Also wirklich! Tut mir leid, aber das ist doch einfach lächerlich!«, sagte Helena. »Adam, ich muss den Fall melden. Meine Leute werden sich um die Leiche kümmern.«
    »Warte.«
    Helenas schockiertes Gesicht verriet ihm, wie wenig seine Schwester damit gerechnet hatte, dass er ihr in den Rücken fiel.
    »Irgendwas stimmt hier nicht. Ich kann es fühlen.«
    »Du glaubst doch nicht etwa an diesen Unsinn mit den Geistern! Als Clanoberhaupt ist es meine Pflicht, diese Vampirfrau in allen Ehren zu bestatten!«
    »Und es ist meine Pflicht als Friedenshüter alle Fakten zu prüfen, um sicherzugehen, dass es wirklich ein Selbstmord war«, versetzte Adam grimmig. Er konnte Helenas Frustration ja verstehen, aber er wusste, es ging nicht anders. Er trat an den reglosen Körper heran. Leas Blick huschte zwischen ihm und der unsichtbaren Mary hin und her.
    »Eyeliner, Rouge, Ohrringe, Halskette.« Er beugte sich vor und hob die schlaffen Locken, deren Spitzen sich in der Blutlache rostrot verfärbt hatten. »Sie hat ihre Haare gelockt. Und ein

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