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Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen

Titel: Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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dass die Nadeln einer Douglastanne, wenn man sie verreibt, einen frischen, zitronigen Duft abgeben.«
    Lea schaute ihn zwar nicht an, aber ihre Fingerknöchel waren schon nicht mehr ganz so weiß.
    »Wann war das?«, fragte sie, den Blick starr geradeaus gerichtet.
    Adam bremste ein wenig, da eine scharfe Kurve kam, und fuhr vorsichtig weiter. Es konnte ja immerhin sein, dass Gegenverkehr auftauchte. Unwahrscheinlich, aber möglich.
    »Das war in den 1880ern«, antwortete er, »aber die Gegend hier hat sich kaum verändert.«
    Sie schaute ihn mit großen Augen an. »Du bist hundertzwanzig Jahre alt?«
    Adam schmunzelte. Jetzt hatte er ihre Aufmerksamkeit! »Hundertdreißig, um genau zu sein. Aber wer zählt schon?«
    »Einhundertdreißig«, wiederholte sie ehrfürchtig. Sie sah aus, als könne sie ein solches Alter kaum fassen. Sie wollte mehr sagen, doch dann hielt sie inne. »Da. Da ist es«, sagte sie.
    Adam folgte ihrem Blick. Vor ihnen tauchte eine Ausweichstelle auf, an der zwei Autos aneinander vorbeikommen konnten. Links ein steiler Abgrund, rechts zog sich der Wald einen Abhang hinauf. Adam fuhr auf die linke Ausbuchtung und blieb neben dem abfallenden Stück stehen. Helenas Männer stellten ihren Wagen hinter ihm ab.
    Jetzt galt es, eine Leiche zu finden.
    »War das der Treffpunkt?«
    Lea schwieg, den Kopf lauschend zur Seite geneigt, eine Haltung, die ihm nun ganz vertraut war.
    »Ja, sie hat hier gehalten. Sie hörte ein Geräusch auf dem Dach. Dann erinnert sie sich an nichts mehr.«
    Lea stieg aus, und Adam tat es ihr gleich. Ein kalter Wind strich durch die Bäume und brachte den Duft von Tannennadeln und Schnee.
    Auch die Männer aus dem anderen Auto waren mittlerweile ausgestiegen. Adam hob die Hand, damit sie blieben, wo sie waren.
    »Kann Mary uns noch mehr sagen?«
    Lea schüttelte den Kopf. Sie sah aus, als ob sie litt. Adam wünschte unwillkürlich, ihr helfen zu können. Ob ihr Mary wieder die Ohren vollheulte?
    Da er nichts tun konnte, konzentrierte er sich darauf, Spuren zu suchen. Er musterte den Boden. Sie hatten Glück; entweder die Bäume hatten den Regen abgehalten oder es hatte in den letzten Tagen hier nicht geregnet.
    Kleine Steinchen, Zweige und zerdrückte Tannenzapfen lagen um den Range Rover verstreut.
    »Weiß Mary noch, wo genau sie den Wagen abgestellt hat? In der Mitte der Ausbuchtung oder eher am Ende?«
    Lea legte den Kopf zur Seite, dann deutete sie auf die Stelle hinter dem Auto. »Hier in der Mitte.«
    Adam ging neben dem Hinterreifen in die Hocke und musterte den Boden. Alles andere ausblendend konzentrierte er sich ausschließlich darauf, den Boden nach Spuren abzusuchen; ein Fußabdruck, ein Reifenabdruck, irgendetwas, das helfen konnte. Da fiel ihm ein seltsam rötlicher Schimmer auf einem der Kiesel auf.
    Blut.
    Aufmerksam musterte er die nähere Umgebung des Kiesels. Ja, da waren noch mehr Blutspuren.
    Wenn der Mörder Marys Leiche aus dem Wagen gezerrt hatte, musste er mehr Blutspuren hinterlassen haben. Der Kerl hatte also entweder hinter sich sauber gemacht, oder er war vorbereitet gewesen: ein Müllsack, Plastikfolie, um die Leiche einzuwickeln. Aber keine Methode ist wirklich sicher. Alles hinterlässt eine Spur, zumindest eine kleine.
    Er folgte den beinahe unsichtbaren Blutströpfchen bis zum Rand, wo der Boden etwa fünf Meter tief steil abfiel und dann in einem Fünfundvierziggradwinkel zwischen den Bäumen verschwand. Wenn hier eine Leiche runtergeworfen worden wäre, hätte man sie trotz der Bäume sehen können.
    Adam begann zu vermuten, dass dies nicht das Werk eines Einzeltäters gewesen war. Prüfend musterte er die Kante des Abgrunds. Und fand, was er suchte.
    »Hier«, rief er Helenas Männern zu. Die vier hochgewachsenen Highlander eilten zu ihm hin. »Ihr zwei«, Adam deutete auf die beiden weiter hinten, »ihr bleibt bei der Lady. Und ihr beiden folgt mir.«
    »Wo wollt ihr hin?«, rief Lea besorgt. »Hast du was gefunden?«
    »Möglicherweise. Aber du wartest besser hier. Ich ...«
    »Nein, ich komme mit«, unterbrach sie ihn, bevor er ihr die Lüge auftischen konnte, er würde sie rufen, wenn er die Leiche gefunden habe. Er wollte nicht, dass sie Marys Leiche auch noch sehen musste. Eine Tote pro Tag war schon für einen gestandenen Soldaten schwer zu verdauen, geschweige denn für ein Stadtmädchen aus ... ja, woher stammte Lea überhaupt?
    »Du willst nicht, dass ich mitkomme. Aber ich könnte dir helfen!«, bat Lea. Sie warf einen

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