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Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen

Titel: Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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vermutete. Und dass seine Schwester, ein eher zurückgezogener Mensch, keine Lust hatte, für eine verwöhnte Göre die Gastgeberin zu spielen, konnte er ebenfalls verstehen.
    »Victoria?« Cem trat einen Schritt vor. Die Frauen waren aufgestanden und gingen zu der großen Marmortreppe, die zu den oberen Stockwerken hinauf führte.
    »Ach, Cem, jetzt entspann dich mal! Wir sind gleich wieder da.« Stirnrunzelnd zog sie die erschöpfte Lea mit sich.
    Adam blickte den beiden Frauen nach, dann setzte er sich zu Cem, der inzwischen am Kamin Platz genommen hatte.
    »Hört die Sorge denn eigentlich nie auf?«, fragte er seinen Freund.
    »Gott, ich hoffe doch.« Cem rollte seine Schultern.
    »Sie redet mit Geistern, und ich ...«, begann Adam und hielt dann inne, unsicher, wie er fortfahren sollte.
    »Sie redet mit Geistern, und du weißt nicht, was du davon halten sollst«, beendete Cem den Satz für ihn. Er hatte ihn schon immer viel zu gut verstanden.
    »Sie führt Gespräche mit Wesen, die ich nicht mal sehen kann, Cem. Und dann ihr Verhalten! Ich kann nie sagen, was sie als Nächstes tun wird, das ist so, so ...«
    »Sie verwirrt dich?«
    »Ja!«
    »Verunsichert dich? Raubt dir die Kontrolle?«, erriet Cem.
    »Ja!«
    »Kannst nicht aufhören, an sie zu denken?«
    »Ja, verdammt noch mal! Sie macht mich total verrückt.«
    Adam massierte schon wieder mit Daumen und Zeigefinger seinen Nasenrücken. Als er die Augen aufschlug, sah er das breite Grinsen seines Freundes.
    »He, was gibt's da zu grinsen, du alter Osmane?«
    Cem zuckte, immer noch grinsend, die Schultern. »Ich sag's dir nur ungern, also lass ich es lieber bleiben. Du musst schon selbst draufkommen.«
    »Worauf kommen?« Helena war im Türrahmen aufgetaucht und schüttelte ihren nassen Schirm aus. Sie stellte ihn in den Schirmständer und ging zu ihnen an den Kamin.
    Adam sprang auf und bot ihr seinen Platz an. »Unwichtig. Hast du alles in die Wege geleitet?«
    Helena streckte ihre Beine aus und seufzte. »Wir haben die Teile zusammengesetzt, soweit das möglich war. Zwei Mitarbeiter aus dem Formelversand haben die Leiche als Mary Robertson identifiziert. Es ist alles bereit für die Beerdigung, ich warte nur noch auf das Okay von William.
    Aber das wird noch eine Weile dauern, so lange, bis ihr den Fall gelöst habt.«
    Sie nahm die lila Knetmasse, die Adam ihr mitgebracht hatte, aus der Tasche und rollte sie auf der Handfläche hin und her. »Ich habe McDougal und Hinley befragt. Sie sagen, Leas Geisterfreundin habe euch zu der Leiche geführt.« Sie hörte auf, mit der Knetmasse herumzuspielen, und schaute mit verblüfftem Ausdruck zu Adam auf. »Sie kann wirklich mit Geistern reden?«
    Adam hatte keine Zweifel mehr. »Ja, das kann sie.«
    Helena nickte und warf einen sarkastischen Blick in Cems Richtung. »Dich überrascht das wohl nicht, Osmane?«
    Cem lächelte freundlich. »Überraschen schon, aber es beunruhigt mich nicht, so wie euch. Wenn man glaubt, dass alles auf der Welt möglich ist, dass alles, was man sich nur vorstellen kann, irgendwo im Universum existiert und dass der Tod nur eine Zwischenstation ist, der Übertritt von einem Gemach in ein anderes, dann wundert es einen nicht, dass es Menschen gibt, die mit Geistern reden können. Das Überraschende ist nur, die Bekanntschaft mit so einer Person zu machen.«
    Helena nickte. Dann schaute sie Adam an. »Wie hältst du ihn bloß aus?«
    Adam zuckte mit den Schultern, als wolle er sagen, weiß ich auch nicht. Cem lachte.
    »Dann haben wir jetzt also zwei tote Vampire und dreißig Ampullen Lösung, die uns gestohlen wurden. Was jetzt?«, fragte Helena, wieder ernst werdend.
    »Tja, bis jetzt dachten wir, es müssen Vampire getan haben, denn die Lösung nützt ja nichts ohne Vampirblut.
    Aber jetzt, wo wir Marys Leiche gefunden und festgestellt haben, dass man sie vollkommen ausgeblutet hat, müssen wir annehmen, dass die Täter genau zu diesem Zweck ihr Blut geraubt haben.«
    »Dann haben also Menschen die Lösung gestohlen?
    Aber wozu?« Helena beugte sich vor. »Ein Vampir könnte Interesse daran haben, einen Menschen gegen seinen Willen umzudrehen, um die Welt mit unserer Spezies zu bevölkern. Es wäre nicht der erste derartige Versuch. Das ist bis jetzt allerdings immer schnell rausgekommen und wieder vereitelt worden. Aber was sollten Menschen mit der Lösung anfangen wollen?«
    »Sie benutzen«, antwortete Cem schlicht. »Oder verkaufen. Du vergisst, dass die Menschen sich nicht

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