Unsterblich geliebt
Alle, außer dir, John.“
„ Aber heute Nacht bei dem Angriff, war ich doch dabei.“
„ Raven sagte, du lagst mit dem Gesicht auf dem Boden, nur deine Haare waren zu erkennen. Eine Kapuze oder etwas in der Richtung müsste genügen, damit man dich nicht erkennt. Das heißt, du bist unser Joker. Darauf werde ich später noch eingehen. Zuerst mal zu unseren Frauen.“
Agnus amtete hörbar aus. „Sie sind nicht mehr wie früher. Sie arbeiten hier mit und haben deshalb auch das Recht zu wissen, was vor sich geht. Sie wollen mitbestimmen und sitzen darum normalerweise mit uns an diesem Tisch. Aber diese schwarze Liste-“ Er legte eine kleine Pause an und sah dann in die Runde. „Die Entscheidung, ob wir ihnen davon erzählen und sie mit dieser Bedrohung belasten, werde ich nicht für euch treffen. Wir werden abstimmen.“
Eine Abstimmung? Nicht gerade typisch für Agnus, dachte John, aber auch nicht die schlechteste Idee. Dass die kleine Alice nichts von alledem erfahren würde, war sowieso selbstverständlich.
„ Hand hoch: wer ist dafür, es ihnen zu erzählen?“
Elia blickte entsetzt in die Runde, als einer nach dem anderen die Hand hob. „Nein!!“
Diesmal donnerte die Faust des Schreibers auf den Tisch.
Eine Premiere.
„ Ich werde Sarah nicht in solche Angst versetzen! Das kann ich ihr nicht antun!“
John blickte zu seinem Anführer. „Agnus?“
Mit einem zustimmenden Nicken erteilte er ihm das Wort.
„ Unsere Gefährtinnen sind nicht dumm, Elia. Alle kennen Sarahs Vergangenheit. Wir sagen ihnen, dass deine Frau nichts davon erfahren soll und sie werden sich daran halten.“
Die versammelten Männer stimmten einmütig zu.
„ Das reicht mir aber nicht!“
Ruckartig stand Elia erneut auf und schaute alle Vampire der Reihe nach an. „Ich habe euch nie im Stich gelassen, aber hier geht es um meine Sarah! Ich werde sie bei Einbruch der Nacht weit weg von hier in Sicherheit bringen.“
„ Elia …“, begann Agnus, doch der unterbrach ihn sofort. „Auch du kannst mich nicht davon abhalten, Agnus.“
Der Anführer blickte jetzt zu ihm. Er war als Taktiker dafür zuständig, sich für Lösungen in brenzligen Situationen zu kümmern. Und das war eine, denn leider war Elia mit seinen genialen Fähigkeiten im Computerbereich für die Wächter nicht zu ersetzen. Allerdings musste John zugeben, dass er an seiner Stelle genauso reagieren würde.
„ Elia, ich weiß wie es ist, seine Gefährtin zu verlieren. Keiner versteht dich besser als ich. Wenn du Sarah an einen sicheren Ort bringen willst, werden wir dir dabei helfen.“
Agnus hob skeptisch eine Augenbraue, schwieg aber und ließ ihn fortfahren.
„ Was hältst du davon, wenn wir deine Frau in Benedikts Kloster bringen, bis wir hier wieder für Sicherheit gesorgt haben?“
Die Insel, auf der dieses Kloster lag, befand in der Irischen See zwischen England und Irland. Ein außergewöhnlicher Ort, genau wie das Land auf dem es stand - zumindest für Vampire. Fast alle Mönche dort waren ehemalige Gesetzlose, also Verbrecher.
Tief unter dem Kloster, in einem uralten Gewölbe, konnten verurteilte Vampire an Stelle der Todesstrafe, im wahrsten Sinne des Wortes durch die Hölle gehen. So hießen diese Katakomben tatsächlich. Die Strafe hatte etwas Übernatürliches an sich, denn nur ein Vampir, der während dieser geheimnisumwobenen Prozedur zur Reue und Einsicht kam, war im Stande, diese Hölle am Ende lebend zu verlassen. Alle anderen fanden dort ihren Tod. Die Überlebenden waren auf unerklärliche Weise geläutert und die Rückfallquote war gleich Null.
Aus Rücksicht auf die teilweise noch lebenden Opfer oder deren Angehörigen, blieben die Vampire aber meist ein Menschenleben lang dort als Mönche im Kloster, manche auch für immer.
„ Leonardo, der Abgesandte des Tribunals trifft nach Sonnenuntergang mit zwei Vampiren bei uns ein, um die jungen Gesetzlosen ins Kloster zu überführen. Deine Frau hätte also Geleitschutz und ich denke, dass Amalia …“
Er sah prüfend zu Agnus und der nickte, also stand Amalia auch auf der schwarzen Liste. „ … sie begleiten würde, um ihr dort Gesellschaft zu leisten, wenn du sie darum bittest.“
Beim Blick in die Runde, war John klar, dass die Wächter alles daran setzen würden, um diesen Blutfürsten Ramón in den nächsten Tagen mit Stumpf und Stiel auszurotten. Als Wächter in ständiger Gefahr zu leben, gehörte zum Job, doch wer ihre Frauen und Kinder ins Visier nahm, übertrat eine
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