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Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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wurde – Beth hatte sie deswegen heute Morgen angerufen – … also nichts von dem hässlichen, fantastisch gebauten Mann, der sie jetzt mit diesen hübschen braunen Augen argwöhnisch musterte.
    Am besten sage ich die Wahrheit, dachte sie niedergeschlagen. Sie konnte nicht böse auf Lily sein, weil sie ihr Dinge verheimlichte, und dann dasselbe tun. Beth zog ihre Lieblingskapuzenjacke, die mit dem falschen Fellbesatz, aus ihrem vollgestopften Kleiderschrank. »Wenn du mitkommen willst, dann los.«
    Er kam natürlich mit. Nicht nur das, er bestand auch darauf, voranzugehen, als sie das Treppenhaus erreichten. Stirnrunzelnd betrachtete sie seine Schultern von oben, als sie hintereinander die Stufen hinabstiegen. Tolle Schultern.
    »Hast du noch nie etwas von Ladys first gehört?«
    »Ladys first, das ist nur was für Idioten. Oder für Leute, denen es egal ist, wenn die Lady eine Kugel abkriegt.«
    »Rede nicht über Kugeln.«
    »Okay.«
    »Ich kann auf mich selbst aufpassen, weißt du.«
    Das fand er lustig, verdammt noch mal. »Durch Bojuka.«
    »Ich fange gerade erst damit an, aber ich stelle mich ziemlich gut an.«
    »Rule hat auch Wachen, und er kann wahrscheinlich ein winziges bisschen besser auf sich aufpassen als du.«
    »Ooooh, Sarkasmus. Diese Welpenaugen sind trügerisch. Wie hast du es überhaupt ausgehalten, mich nicht herumzukommandieren, als du mich heimlich beobachtet hast?«
    »Es war hart.«
    Er war immer noch belustigt. Am liebsten hätte sie ihn geschlagen. »So heimlich war das gar nicht. Ich habe dich manchmal gesehen, weißt du, und –«
    »Du dachtest, ich sei ein Nachbar.«
    »Ja, aber eigentlich solltest du dich nicht – He!«
    Er war so abrupt stehen geblieben, dass sie fast gegen ihn geprallt wäre. »Zurück!«
    »Was?«
    »Geh wieder rauf. Schnell.«
    Aber er wartete nicht darauf, dass sie gehorchte, sondern packte sie und drehte sie um, was sie empörte und ihr Angst einjagte. Er gab ihr einen Schubs. Ihre Beine gehorchten, während ihr Herz wie wild hämmerte. »Was ist los? Was ist passiert?«
    »Patrick hat Alarm geschlagen. Mach schneller.«
    Patrick? Wer war Patrick?? Was für ein Alarm? Sie hatte nichts gehört – aber sie hatte auch nicht so gute Ohren wie die Lupi, und seine Hand drängte sie ungeduldig weiter, und sie nahm die Stufen so schnell sie konnte. Alles, was sie hörte, war ihr eigener heftiger, rauer Atem.
    Sie erreichte den Treppenabsatz im zweiten Stock. Seine Hand wanderte von ihrem Rücken zu ihrer Schulter, dann drückte er sie herunter und stieß einen durchdringenden Pfiff aus. Benommen und verängstigt ging sie in die Knie und fragte sich –
    »Auf den Bauch!«, befahl er, wartete aber nicht, um zu sehen, ob sie auch wirklich gehorchte, sondern fuhr herum und sprang. Sprang die Treppe hinunter, mit ausgebreiteten Armen, sodass einer die Wand entlangstreifte, als wollte er sich zur größtmöglichen Zielscheibe machen. Sprang dem Mann entgegen, der die Treppe heraufgerannt kam, eine Waffe auf ihn gerichtet.
    Das Geräusch der Schüsse war ohrenbetäubend laut in dem geschlossenen Raum.

23
    Carrie Ann Rucker war neunundfünfzig, eine gelassene Frau mit ergrauendem blondem Haar und einem schiefen Vorderzahn, der ihrem Lächeln einen gewissen Charme verlieh. Sie besaß einen kleinen Laden mit kunstgewerblichem Schmuck und trug ein Muster ihrer Ware – ein hübsches Paar Chandelier-Ohrringe – zu ordentlich gebügelten Jeans und einer weißen Bluse.
    Außerdem arbeitete sie als Muli für ein Drogenkartell. Ihre einzige Verhaftung hatte es nie vor die Grand Jury geschafft, aufgrund der Ungeschicklichkeit des verhaftenden Officers und eines sehr teuren Anwalts. Der ebenfalls für besagtes Kartell arbeitete.
    »Und Sie haben keinen Blick in die Tüte geworfen?«, sagte Lily.
    »Er hat mich gebeten, es nicht zu tun, und ich habe es versprochen. Ich halte mein Wort, Sie nicht?«
    Interessant war unter anderem, dass Carrie Anns Aufmerksamkeit immer auf Lily gerichtet blieb. Rule sagte zwar nicht viel, das stimmte, doch normalerweise bemerkten die Leute ihn. Vor allem Frauen. Selbst wenn Carrie Ann auf Frauen stand, hätte Lily doch erwartet, dass sie sich etwas mehr für einen Mann interessierte, der sich gelegentlich in einen Wolf verwandelte. »Das halte ich für eine eigenartige Bitte. Und noch eigenartiger, dass Sie es versprochen haben.«
    Carrie Ann lächelte entspannt. »Ich bin kein sehr neugieriger Mensch.«
    »Bemerkenswert wenig neugierig, wenn man

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