Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
starrt weiter in Joshs Gesicht.
„Er wird es überleben, das habe ich dir doch versprochen.“
Ich fühle eine große Erleichterung in mir drin.
Ich habe den Stein, Ansgar. Ich habe es tatsächlich getan, schicke ich ihm meine Gedanken.
Ich habe keineSekunde an dir gezweifelt, meine süße mellila, höre ich seine sanfte Stimme in mir.
„Das hast du sehr gut gemacht“, sagt Nicki neben mir und hält mir seine Dose mit Blut hin.
Ich winke ab. „Wo ist Jeanie und der Rest?“, frage ich und blicke mich in der Halle um.
„Ansgars Freunde haben die Türsteher und die anderen verfolgt, mittlerweile werden sie alle erledigt haben.“
Nicki nimmt noch einen Schluck aus der Dose, wischt sich mit dem Daumen über die Lippen und grinst mich an.
„Der Blonden dürfte wohl ein bisschen zu heiß geworden sein“, er deutet mit seinem Finger an mir vorbei, weiter in die Halle hinein.
Ich drehe mich um und sehe vier verbrannte Stellen auf dem Betonboden. Ein bisschen Asche noch und sonst nichts mehr.
„Wieso sind es vier Stellen“, ich sehe Nicki stirnrunzelnd an.
Er beugt sich leicht zu mir herunter und flüstert verschwörerisch: „Ansgar hat wohl ein kleines bisschen seine Beherrschung verloren. Ihr beiden seit euch ziemlich ähnlich.“ Erneut grinst Nicki mich an, ich nehme ihm die Dose aus der Hand und trinke einen Schluck – mir ist jetzt danach, dann gebe ich sie ihm zurück.
„Warum ging es dir eigentlich eben noch so gut? Die haben euch ausgesaugt, du müsstest doch auch so wie Josh da liegen und schwach sein.“
Plötzlich steht Ansgar neben mir, blickt Nicki an und sagt knurrend: „Er ist ein Dreckskerl, er kommt aus den tiefen Abgründen der Hölle – vielleicht war sein Blut ihnen zu heiß.“
Nicki blickt betreten zu Boden.
„Ansgar, es tut mir leid. Ich weiß, dass ich es ihr nicht hätte erzählen dürfen. Aber ich war so wütend auf dich, weil du einfach gegangen bist“, er sieht Ansgar wieder an.
„Du bist einfach gegangen und hast mich … uns zurückgelassen.“ Er presst die Lippen aufeinander, mir ist nicht klar, ob er Ansgars Flucht vor etlichen Stunden oder die vor ein paar Jahrhunderten meint.
Ich drehe mich zu Josh um, er sitzt auf dem Boden und hat die Augen wieder offen. Ich knie mich neben ihn und sehe in sein immer noch viel zu weißes Gesicht.
„Wie geht’s dir, Josh?“, frage ich ihn, er dreht langsam seinen Kopf in meine Richtung und blickt mich böse an.
„Du hast ja doch Dummheiten gemacht“, seine Stimme ist ein einziges Krächzen, „ich wusste es.“
Ich lache kurz. „Ja Josh, wie immer. Verzeih mir.“
Ich umarme ihn und er vergräbt seine Nase in meinen Haaren.
„Hmm, jetzt geht’s mir besser, meine Süße. Hilf mir mal hoch.“
Ich halte ihn am Arm und ziehe ihn auf die Beine, er schließt kurz die Augen, schwankt leicht, bleibt aber stehen.
Ich blicke mich um, jetzt sind wir wieder komplett, unsere kleine Gruppe ist wieder vollzählig. Ein warmes Gefühl durchströmt mich, ich stelle mir vor, wir sind wie die vier Musketiere – einer für alle, und alle für einen.
Als ich meinen Blick hebe, begegne ich dem von Ansgar, er grinst über das ganze Gesicht.
Schnell schlage ich meine Augen nieder und schicke ihm meine Gedanken: Verzeih, das war albern.
Nein, höre ich seine Antwort in mir, nein, die Musketiere waren starke und furchtlose Soldaten. Sie waren unerbittlich gegen ihre Feinde, loyal gegenüber ihren Freunden. Einer für alle, und alle für einen – du hast völlig recht. Erstaunt sehe ich Ansgar in die Augen, der glutrote Ring pulsiert leicht, das Feuer lodert kurz auf.
Mein Herz fängt plötzlich wieder an zu schlagen, wumm, wumm, wumm. Es stoppt nicht, wie vor ein paar Stunden noch, es schlägt weiter. Lächelnd lege ich meine Finger auf mein Herz und spüre, wie es unter meiner Haut klopft, wie es gegen meinen Brustkorb trommelt. Auch Ansgars Herz höre ich in seinem Körper. Meine andere Hand lege ich ihm auf die Brust, sogleich schlagen beide Herzen im Gleichtakt. Ansgar tritt noch einen Schritt näher an mich heran, nimmt meine Hand von meinem Herzen und küsst mich auf die Innenfläche – wo ich immer noch das Klopfen spüren kann.
Das ist schön, sagt er leise in meinem Kopf, noch nie habe ich mich so lebendig gefühlt, wie in diesem Augenblick. Noch nie habe ich so deutlich gespürt wie sehr ich dich liebe. Dafür danke ich dir, meine süße, kleine mellila .
Er küsst nochmals meine Handfläche.
Und ich liebe dich,
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