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Unsterbliche Leidenschaft

Unsterbliche Leidenschaft

Titel: Unsterbliche Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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mittelalterlichen Häusern und Läden weit und breit keine Spur einer Lederboutique. Aber so schnell gab sie nicht auf. Am nächsten Tag würde sie gleich nach Öffnung der Geschäfte in jedem einzelnen nachfragen. Selbst wenn Mariposa, was sie langsam vermutete, zugemacht haben sollte, würde sich doch immerhin jemand daran erinnern.
    Mittlerweile war es fast vollständig dunkel, und es nieselte unaufhörlich weiter. Sie sollte sich ihre Kräfte lieber für den nächsten Tag aufsparen und der Finsternis und Nässe den Rücken kehren.
    Sie befand sich gerade auf halber Strecke zurück bergauf und ersehnte nichts mehr als die Wärme ihres Hotelzimmers, da kam sie an einem Laden vorbei, der ihr zuvor schon flüchtig aufgefallen war: Crystals and Dreams. Angela blieb kurz stehen und warf einen Blick in das Erkerfenster, das mit Kristallen, Kerzen und handbemalten Schals dekoriert war. Keine Lederjacken, dafür aber standen in einer Ecke zwei Paar Pantoffeln aus weichem Leder.
    Glockengeklingel ertönte, als Angela die Tür öffnete und einen vollgestopften Laden betrat, in dem es nach Räucherstäbchen und Haschisch roch. Sie sah sich um, unsicher, ob ihr Geruchssinn sie nicht vielleicht trog, aber die selbst gedrehte Zigarette in der Hand dieser Alten bestand garantiert nicht nur aus feinstem Virginia Bright. Nicht dass sie die geringste Ahnung davon hatte, was Virginia Bright war; wie so viele Erinnerungsfitzelchen kam ihr das Wort gerade nur so in den Sinn. Gleichwohl war sich Angela ziemlich sicher, dass Virginia Bright eine ganze Ecke legaler war als der süßlich dahinglimmende Inhalt des Joints in der Hand der grauhaarigen Alten.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Sie lächelte Angela freundlich zu, machte aber ansonsten keinerlei Anstalten, sich aus ihrem Bugholz-Schaukelstuhl zu erheben.
    Einen Moment lang vergaß Angela, was sie eigentlich suchte, und sah sich in dem kleinen Laden um. »Ich will nur etwas stöbern, vorausgesetzt, Sie schließen nicht.«
    »Nur zu, meine Liebe.« Der Schaukelstuhl quietschte in der Stille. »Lassen Sie sich ruhig Zeit. Suchen Sie was Bestimmtes?«
    Abgesehen von ihrer wahren Identität? »Ich weiß nicht.« Irgendetwas hatte dieser vollgestopfte Laden – eine gewisse Wohlfühlatmosphäre, als würde sie dazugehören. Seltsamer Gedanke. Wohlgefühlt hatte sie sich doch bei Stella und Justin. Die beiden und auch Sam behandelten sie wie ein richtiges Familienmitglied. Toms Haus in London hatte sie sehr beeindruckt. Sie hatte die Räume nacheinander durchschritten, erstaunt darüber, wie groß und luxuriös alles war, ohne aber überwältigt zu sein. Die Adam-Kamine und antiken Möbel hatten ihr durchaus behagt, aber in diesem übervollen Laden mit seinem Duft nach Cannabis und Räucherstäbchen war ihr alles vertraut. War das die Wirkung von passivem Mitrauchen illegaler Substanzen?
    Angela schlenderte an einem Sammelsurium von Kristallen vorbei, an Kartons mit Kerzen in allen Farben, an Duftsäckchen und an Schalen mit getrockneten Blütenblättern. Aromen von Lavendel und Rosmarin, Kiefer und Anis durchdrangen den Nebel ihrer verschütteten Erinnerungen. Vielleicht waren aber auch ihre Sinne in der stickigen Atmosphäre des überheizten Ladens übermäßig geschärft. Draußen blies eine Windböe einen Schwall Regen gegen die kleinrahmigen Fensterscheiben. Da war man hier drinnen besser aufgehoben, dachte sie, vorausgesetzt, die Inhaberin hatte nichts dagegen, dass man ihren Laden als Wärmestube benutzte.
    Abseits der Regale mit den Duftkräutern rüttelte eine Sammlung von Tarotkarten an Angelas blockiertem Gedächtnis. Sie wollte gerade ein Set in die Hand nehmen, da erinnerte sie sich schlagartig. Sie hatte Karten gelesen! Nicht diese bebilderten, sondern richtige. Sie konnte es, weil … Der Boden unter ihren Füßen schien zu schwanken. Sie hielt sich an der Tischplatte fest, taumelte und versuchte krampfhaft, die verblassenden Erinnerungsbruchstücke festzuhalten.
    »Einen Moment!«, rief eine entfernte Stimme. »Uns ist wohl schlecht geworden. Hier! Setzen Sie sich.« Kraftvoll, wie man es ihr angesichts der grau melierten Haare gar nicht zugetraut hätte, umfasste sie Angelas Taille und führte sie zum Schaukelstuhl, in den Angela sich fallen ließ. »Halten Sie Ihren Kopf einen Moment nach u…« Sie drückte Angelas Kopf zwischen ihre Knie.
    Die unschöne und entwürdigende Prozedur zeigte Wirkung. Ihr Bewusstsein wurde deutlich klarer, und als der Druck auf ihren Schultern

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