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Unsterbliche Leidenschaft

Unsterbliche Leidenschaft

Titel: Unsterbliche Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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nachließ, hob Angela den Kopf und blickte in ein Paar dunkler besorgter Augen. Es war das erste Mal, dass sie diese Frau überhaupt genauer ansah. Ihr Teint hatte etwas beinah Südländisches, und ihr langes, dunkles Haar war stark grau meliert, ihr Gesicht jedoch hellwach, intelligent, ja geradezu weise.
    »Seien Sie ganz ruhig, meine Liebe. Ihnen ist schlecht geworden, mehr nicht.«
    »Mir geht es gut.« Das war zwar geflunkert, aber …
    »Sie bleiben jetzt schön hier sitzen, und ich bringe Ihnen eine Tasse Tee.«
    »Machen Sie sich bloß keine Mühe.« Sicher würde sie ohne Probleme aufstehen und sich auf den Beinen halten können. Und bis zum Hotel war es gar nicht so weit.
    »Ist doch keine Mühe!« Die Frau schüttelte den Kopf. »Ich habe eine ganze Kanne fertig im Hinterzimmer stehen. Frisch aufgebrüht, kurz bevor Sie gekommen sind. Ich trinke immer Tee zu dieser Tageszeit. Sie bleiben, wo Sie sind.« Letzteres klang wie ein Befehl. Vielleicht tat ja etwas Warmes richtig gut. Eines hatte sie dazugelernt an diesem späten Nachmittag – Ghule konnten in Ohnmacht fallen.
    Angela lehnte sich zurück, und mit den ersten Schaukelbewegungen begann der Stuhl beruhigend zu quietschen. Sie sah zu ihrem Schoß hinunter und entdeckte den Satz Spielkarten in ihrer Hand. Nicht diese, sie wollte normale Wahrsagekarten. Wie sie sie immer benutzt hatte …
    »So, bitte schön.« Die Frau kam mit einem kleinen Tablett in der Hand zurück. »Milch und Zucker?«
    »Bitte.« Angela legte die Karten beiseite und nahm die Tasse, damit sie die Wärme mit beiden Händen spüren konnte. Die Frau brachte einen Stuhl mit gerader Lehne aus dem Hinterzimmer und setzte sich neben sie.
    »Auf Ihr Wohl«, sagte sie und trank. »Wenn wir schon gemeinsam beim Tee sitzen, ich bin Meg Merchant.« Sie stellte die Tasse ab und streckte die Hand aus. Ihr Händedruck war stark und anhaltend.
    »Ich bin Angela Ryan.«
    »Willkommen in diesem Erdenwinkel, Angela. Sie kommen von weit her, stimmt’s?«
    »Aus Yorkshire.«
    Meg nickte und nahm einen Schluck Tee.
    Beim Geschmack des süßen Tees erinnerte sie sich daran, wie Tom sie davon überzeugt hatte, Tee mit Milch und Zucker zu probieren. Tom! Angela befühlte das Herz aus Jettstein, das sie an einer Halskette trug. Es würde sie beschützen, indem es sie erdete, hatte Tom ihr versichert, als er es ihr überreichte. Sie fühlte sich schuldig, weil sie heimlich weggefahren war, aber nur für kurze Zeit. Schließlich war es ihr Leben und ihre Vergangenheit, und es war ihre Aufgabe, nachzuforschen und vielleicht mit ein bisschen Glück etwas herauszufinden.
    Hatte sie etwa Selbstgespräche geführt? Meg sah sie aus ihren dunkel umrandeten Augen fragend an. »Sie stecken in Schwierigkeiten?«, fragte sie nach langem Schweigen.
    »Eigentlich nicht.« Selbst wenn sie dieser alten Frau alles erzählen wollte, wo hätte sie beginnen sollen?
    »Etwas muss passiert sein mit Ihnen.« Meg klang besorgt, ja beunruhigt. »Ihre Aura«, sagte sie nach einer Pause und schüttelte den Kopf.
    Ach du gütiger Himmel! Eine New-Age-Oma! Eine neugierige New-Age-Oma! Aber irgendwie ganz nett und bemüht. »Ich habe einen Unfall gehabt und dabei mein Gedächtnis verloren.«
    Meg schüttelte den Kopf. »Das Gedächtnis verloren! Sieht mir eher danach aus, als hätte jemand versucht, Ihren Geist und Ihre Seele zu rauben.«
    Angela fröstelte bis auf die Knochen. Wie konnte diese alte Frau etwas vermuten? »Ein normaler Gedächtnisverlust.« Meg zog die Augenbrauen hoch. Sie sagte nichts, wartete erst einmal ab, wobei ihre Körpersprache nur Skepsis ausdrückte. Das tat weh. »Was ist denn falsch mit meiner Aura?«
    »Das Problem ist, dass Sie überhaupt keine haben. Das habe ich noch nie erlebt.« Sie hielt inne. »Da ist nichts, aber auch gar nichts, nicht einmal grau oder schwarz. Einfach nichts. Als Sie Ihr Medaillon in der Hand hielten, habe ich ein rosafarbenes Funkeln in der Nähe Ihres Herzens gesehen. Und bevor Sie die Karten berührt haben, gab es ein mildes Leuchten, aber sonst …« Sie sah Angela eindringlich an. »Sie haben Ihr Gedächtnis nicht verloren; sieht eher danach aus, als hätte es Ihnen wirklich jemand geraubt.«
    Meg befand sich so verdammt nahe an der Wahrheit, dass sich Angelas Herz zusammenkrampfte. Wer war diese alte Frau? »Es war ein Unfall. Einen anderen Grund gibt es nicht.« Meg war so schwer zu überzeugen wie ein Richter. »Der Anblick der Karten hat eine Erinnerung in mir

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