Unsterbliche Leidenschaft
wurde bleich wie das cremefarbene Sofa und nahm ziemlich unvermittelt darauf Platz. Aber sie war ganz Ohr, und ihre Augen weiteten sich vor Schrecken, während Dixie ihr berichtete, was sie wusste.
»Also Lizzie auch«, flüsterte Adela, nachdem Dixie am Ende ihrer Erzählung angekommen war.
»Ja«, sagte Christopher. »Zurzeit ist sie bei Freunden von uns und in Sicherheit.«
»Vampirfreunden?« Sie zog die Augenbrauen hoch, aber die anfängliche Feindseligkeit war längst verschwunden.
»Ja«, erwiderte Christopher. »Absolut zuverlässige Freunde. Sie wohnt bei einem alten Freund aus sterblichen Jugendtagen: Tom Kyd.«
Sekundenlang starrte Adela mit weit aufgerissenen Augen vor sich hin. »Himmel! Ich verstehe. Christopher Marlowe und Tom Kyd.« Sie wandte sich an Dixie. »Dann sind sie wohl Aphra Behn.«
»So berühmt bin ich leider nicht. Ich bin gelernte Bibliothekarin, aber Christopher und Tom sind exakt die, für die Sie sie halten.« Abel sei Dank! Nach Vlad hatte sie nicht gefragt. Elisabethanische Dramatiker konnte man sich ja noch eingehen lassen, aber mittelalterliche Kriegsherren! »Ang… nein, Elizabeth ist in Sicherheit. Haben sie und Heather zusammengelebt?«
Adela schüttelte den Kopf. »Wir könnten uns eigentlich alle setzen. Das zu erzählen dauert mindestens so lange wie Ihre Geschichte. Ich war vier Jahre mit Lizzies Vater verheiratet. Ein großer Fehler, aber das ist jetzt nicht das Thema. Lizzie und Heather wurden dicke Freundinnen. Sie waren beide Einzelkinder und in etwa gleich alt. Was wäre naheliegender gewesen? Tatsächlich war Lizzie der Grund dafür, warum ich mit Piet Connor überhaupt so lange verheiratet geblieben bin. Ich wollte einfach nicht weggehen und sie und Heather auseinanderreißen. Letztendlich jedoch blieb mir keine andere Wahl.« Sie seufzte. »Um eine lange und schmerzliche Geschichte kurz zu machen, Piet und ich haben uns scheiden lassen, und ich habe Lizzie geholfen, aus ihrer Veranlagung etwas zu machen. Im letzten Sommer ist Lizzie dann nach England gegangen, um dort für ihren Vater zu arbeiten. Sie hat das Eichenfest mit mir verbracht und ist wenige Tage später abgereist.«
»So langsam wird mir einiges klar, aber nicht alles. Als nach Heathers Verschwinden die Postkarte von Lizzie aufgetaucht war, wollte die Polizei wissen, wer sie denn sei. Ich habe es ihnen gesagt und dann Piet angerufen. Er war, für seine Verhältnisse, erstaunlich mitfühlend, was Heather betraf, sagte aber, Lizzie sei in England. Sie hätte ihre Pläne in letzter Minute geändert und würde nun doch nicht kommen. Wenn Lizzie aber nun doch zurückgekommen war und vielleicht auf dem Weg zu ihrem Vater einen Zwischenstopp eingelegt hat, um Heather zu sehen, und gerade bei Heather war, als dieser Überfall erfolgte …«
»Das wäre ein unglaublicher Zufall«, sagte Dixie – irgendwie schien hier noch mehr nicht zu stimmen – aber … »Wo wohnt Lizzie denn normalerweise?«
»In Oregon. Auf einem Stück Land an der Küste, das ihrem Vater gehört. Dort wo Lizzie und Heather als Kinder gelebt haben.«
»Eine Zwischenstation in Chicago wäre naheliegend«, sagte Christopher.
»Aber der Vater dieser jungen Frau muss sie doch vermisst haben?« Vlad klang skeptisch, was Dixie verstand.
»Er hat gesagt, Lizzie würde ihren Aufenthalt verlängern, um sich mit dem verdienten Geld Europa anzusehen. Ich war enttäuscht darüber, dass sie nicht angerufen und auch keine Postkarte oder E-Mail geschickt hatte – passt so gar nicht zu ihr. Aber ich war zu sehr mit meiner Sorge um Heather beschäftigt und habe mir um Lizzie wenig Gedanken gemacht. Er muss wissen, was passiert ist. Auch wenn er kein Anwärter für den Titel ›Vater des Jahres‹ ist …« Sie sah alle direkt an. »Bei dieser Angela handelt es sich sicher um Lizzie?«
»Eindeutig«, erwiderte Vlad.
»Und sie hält sich in London bei Tom Kyd auf?«
»Nein«, sagte Dixie. »Sie ist bei Stella und Justin. Ich habe vor ein paar Tagen mit Angela gesprochen. Justin ist Arzt«, erklärte sie Adela – zu sagen, wie lange er schon praktizierte, bestand kein Anlass. »Er hat eine Klinik in Yorkshire. Angela hat für Stella, hier in Columbus, für kurze Zeit als Babysitter gearbeitet. Sie ist nach Havering auf Besuch zu ihnen gefahren.« Warum alles noch komplizierter machen mit einer Erklärung, warum Lizzie, also Angela, Tom verlassen hatte? Diese Frau hatte genug Sorgen und musste nicht unbedingt wissen, dass ihre
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