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Unsterbliche Leidenschaft

Unsterbliche Leidenschaft

Titel: Unsterbliche Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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draußen.« Er nickte in Richtung der Straße jenseits der Mauer.
    Der Greis hob buschige, graue Brauen. »Ich habe schon mehr gehen sehen als Sie, junger Mann.«
    Tom lächelte. »Es ist nicht so sehr die Anzahl als vielmehr der ideelle Wert des Verlusts.«
    Dafür erntete er einen nachdenklichen Blick. »Ja«, sagte der Mann schließlich. »Wie wahr.« Darauf fiel er in Schweigen.
    Tom nutzte die Gelegenheit und belegte den Mann mit einem umfassenden Zauber. Der Hund winselte, aber Tom beruhigte ihn, bis das Tier sich schließlich, die Schnauze auf den Vorderpfoten, auf allen vieren niederließ. Nachdem er sich umgesehen hatte, sicherheitshalber, öffnete Tom vorsichtig die Knöpfe an der abgetragenen Jacke des Mannes und zog den Kragen nach unten. Er biss sofort zu und trank rasch. Der Mann war zwar alt und schwach, hatte aber einen kräftigen Blutstrom.
    Tom versiegelte die Bisswunde besonders sorgfältig, rückte den Kragen wieder zurecht und griff in die Jacke nach der Brieftasche des Mannes. Seiner Erwartung entsprechend war diese fast leer. Er steckte mehrere Zwanzigerscheine hinter die anderen, hoffte, der alte Mann könnte glauben, er habe sich verzählt; ein Bündel sorgfältig zerknüllter Scheine steckte er noch in die Außentasche der Jacke des Mannes. Ihm stand eine freudige Überraschung ins Haus.
    Nachdem er sich nur noch schnell mit seinem Leinentaschentuch den Mund abgewischt hatte, entfernte Tom den Zauber unverzüglich.
    Der alte Mann lächelte. »Bin wohl wieder in einen meiner Tagträume verfallen.« Gleich darauf stand er langsam auf. »Für meine alten Knochen wird es hier langsam zu feucht. Und Roger will auch nach Hause.« Der Hund, als er seinen Namen hörte, sah auf und wedelte mit dem Schwanz über den Kiespfad.
    »Wie wär’s, wenn ich Sie bis zum Tor begleite?«, fragte Tom. Er hoffte inständig, dass er nicht zu viel genommen und den alten Mann vielleicht zu sehr geschwächt hatte.
    »Ich hätte nichts dagegen.«
    Vor dem Friedhofstor leistete Tom dem Alten noch beim Warten Gesellschaft und ging erst weiter, als dieser sicher in seinem Bus nach Hause saß. Dann rannte er los über das freie Feld.
    Er machte einen Bogen um die südliche Stadtgrenze herum, über wohlbestellte Felder und alte Hecken. Schneller als erwartet erreichte er wieder den Fluss und verlangsamte mit dem Auftauchen der ersten Gebäude sein Tempo. Im Gehen, wenn auch schnell, passierte er Lagerhäuser und kleine Fabriken. Da wurde er auf ein Schild aufmerksam. MARIPOSA. QUALITY LEATHER. Unterhalb des Schilds stand, mit der Spraydose aufgesprüht, der Zusatz: »Resteverkauf.«
    Er hätte am liebsten laut losgejubelt. Das musste die Firma sein, die der alte Mr Lee erwähnt hatte, nur war sie noch nicht ganz stillgelegt. Hinter dem Gemäuer aus Ytongsteinen spürte er das Schlagen menschlicher Herzen. Enthielt dieser banale Zweckbau einen brauchbaren Hinweis? Oder bestand gar kein Zusammenhang, und es war alles nur Zufall? Das ließ sich leicht feststellen.
    Tom öffnete das Eingangstor und ging direkt in ein kleines Büro. Der Betrieb machte tatsächlich dicht. An einer Wand stand ein nackter Schreibtisch, alles war voller Schachteln, und auf dem Boden vergammelte ein stillgelegter Computer. Die Herzgeräusche kamen von der Tür gegenüber. Er durchquerte den Raum und drückte auf die Klinke. Abgeschlossen. Als er die Hand hob, um gegen die Füllung aus Milchglas zu klopfen, ertönte hinter ihm eine Stimme: »Was wollen Sie?«
    Tom drehte sich um.
    Der Mann war gut einsneunzig groß, hatte die Statur eines Bullen und auf dem rechten Unterarm eine sich aufbäumende Schlange eintätowiert. »Was wollen Sie hier?«, wiederholte er betont unhöflich. »Sie befinden sich auf privatem Grund. Verschwinden Sie!«
    Er kam einen Schritt näher, wahrscheinlich um Tom unter Druck zu setzen.
    Tom ließ sich aber davon nicht ins Bockshorn jagen. »Ich hätte mich für den Resteverkauf interessiert.«
    »Der war letzte Woche. Jetzt sind wir komplett ausverkauft, Trottel.« Höflichkeit war offenbar auch aus.
    »Verstehe.« Tom erwiderte den grimmigen Blick des Mannes und überlegte schon, ihn niederzustarren, aber warum seine Kraft mit Kinderspielen verschwenden? »Das Schild draußen ist immer noch da. Offenbar ein Lapsus.«
    Er hätte sich etwas einfacher ausdrücken sollen. Der Fiesling stierte ihn verständnislos an. »Lapsus, hä? Verzieh dich endlich! Das hier ist rein privat.« Um der Aufforderung Nachdruck zu verleihen,

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