Unsterbliche Leidenschaft
fähig, aber genau wissen wir das nicht.«
Darüber hinaus könnte sie ihn bremsen oder sonst wie im Weg sein oder die Sache total vermasseln. Sie seufzte noch einmal. »Okay, Tom.« Sie sollte sich seinem Willen öfter fügen. Der Gesichtsausdruck, den er dabei zeigte, war es immerhin wert.
»Du bleibst also hier?« Er wirkte regelrecht fassungslos, dass sie so einfach nachgab.
»Sicher. Solltest du zu lange ausbleiben, kann ich ja mal in der Bar schauen, was die Jungs hier so zu bieten haben. Andererseits jedoch …«
Ein in jeder Hinsicht lohnenswerter Kuss hielt sie davon ab, den Satz zu beenden. Sie hatte sich noch nicht ganz davon erholt, da war Tom längst aus dem Bett, Reißverschluss zu und auch sonst alles geordnet, und sogar sein helles Hemd hatte er gegen einen schwarzen Rollkragenpullover ausgetauscht. »Danke«, sagte er, ob für den Sex oder ihr Entgegenkommen oder vielleicht für beides, danach fragte sie nicht.
»Pass auf dich auf.« Aber wozu sollte sie sich Sorgen machen – er war immerhin ein Großvampir, verdammt noch mal –, und dennoch spürte sie, dass wichtige Ereignisse bevorstanden.
»Klar pass ich auf. Ich will ja zu dir zurückkommen.«
Er drückte sie noch schnell und gab ihr einen Kuss auf die Lippen.
»Ich nehme jetzt die Treppe, aber mach das Fenster weit auf, wenn ich weg bin, für den Fall einer übereilten Rückkehr. Ich will doch nicht die Hotelleitung mit einem Sturzflug in ihr schönes Erkerfenster düpieren.«
Im nächsten Moment war er schon weg. Seine federnden Schritte hallten noch durch das Treppenhaus.
Sie öffnete das Fenster und stellte sich vor, Tom würde wie ein blutsaugender Peter Pan hereingeflogen kommen. Als sie hinunterschaute, sah sie ihn noch vor seinem Auto haltmachen. Er öffnete den Kofferraum, holte etwas heraus und steckte es in seine Tasche. Vielleicht ein nettes praktisches Einbruchswerkzeug? Er sah zu ihr hinauf, zwei Stockwerke hoch, und winkte. Dann war er auch schon über den Weg am Fluss entlang in der Dunkelheit verschwunden.
Bis zu seiner Rückkehr blieb ihr nicht viel anderes zu tun, als zu warten. Angela schaltete den Wasserkessel ein; eine Tasse Instantkaffee war ihr lieber als die geschwätzigen Einheimischen in der Bar. Dann wollte sie sehen, was die Karten ihr dieses Mal zu sagen hatten.
Sie war noch beim Mischen, als das Telefon läutete.
»Angela?«
»Hey, Jane! Was gibt’s?«
Jane berichtete.
Angela hörte gespannt zu, unterbrach sie nur wenige Male, um eine Zwischenfrage zu stellen; diese Neuigkeit war absolut wunderbar und zugleich zutiefst verstörend. »Du hast deine Mutter kennengelernt, meine Stiefmutter?«
»Ja. Und ich habe sie wiedererkannt. Sie hat Fotos, auf denen wir beide als kleine Mädchen zu sehen sind. Ich bin in Wirklichkeit Heather Whyte, du bist Elizabeth Connor.«
Zum Teufel aber auch! Gerade erst hatte sie sich an ein Dasein als Ghul namens Angela gewöhnt, und nun war sie plötzlich ein Mädchen namens Elizabeth und angeblich steinreich. Gut, die Sorge, von Tom finanziell abhängig zu sein, war sie damit zumindest los. Sie verfügte über eigene Konten und Kreditkarten und brauchte lediglich ihre Ansprüche geltend zu machen. Und dann war da noch dieser unbekannte Vater, den sie kennenlernen musste. Jane – nein, Heather – hatte sich so gefreut darüber, endlich ihre Mutter gefunden zu haben. Sie selbst dagegen beschlich ein eher ungutes Gefühl bei dem Gedanken an eine Begegnung mit ihrem Vater. Warum?
»Mom will dich so bald wie möglich anrufen«, fuhr Jane fort. »Ich werde ihr diese Nummer geben. Ich habe sie gerade erst von Stella bekommen. Ich dachte, du wärst in Havering.«
»Ich habe vor, noch ein paar Tage hierzubleiben.« Wenigstes das Vollmondritual wollte sie noch abwarten, und … in ihrem Gedächtnis regte sich wieder etwas. »Deine Mutter ist eine Hexe, nicht wahr?«
»Ja.« Es folgte eine Pause. »Sie sagt, du bist auch eine.«
Genau darauf hatte sie gewartet: Jemand, der ihr den rituellen Ablauf einer Vollmondfeier genauer erklärte und ihr auch in allen anderen Details ihrer Religion, an die sie sich zu erinnern versuchte, beratend zur Seite stand. »Ich weiß. Ich habe mich heute Nachmittag daran erinnert. Ich muss sie anrufen.«
»Ich meine, du solltest zuerst deinen Vater anrufen. Er hat womöglich schon versucht, dich in Yorkshire zu erreichen. Er und Mom sind geschieden, aber sie hat schon mit ihm gesprochen, und er war schockiert, als er hörte, was uns beiden
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