Unsterbliche Leidenschaft
passiert ist.«
»Gut, ich werde ihn anrufen. Warte, ich hole einen Stift, und dann gib mir bitte seine Nummer und die von deiner Mutter.«
Nachdem Jane aufgelegt hatte, saß Angela sehr still da und dachte nach, bis ihr der Kopf brummte. Gut, Jane war also nun Heather. Und sie selbst war Elizabeth. Vermutlich kannten sie sich schon seit ihrer Kindheit, aber in ihrer Erinnerung waren nur die paar Monate seit jener Zeit präsent, als Vlad sie zitternd im Park gefunden hatte. Sie waren beide in anspruchsvollen Berufen tätig gewesen und durch irgendein Ereignis in arme, hilflose Wesen verwandelt worden. Aber warum? Sie griff nach dem Telefon und drückte langsam Zahl für Zahl. Sie hatte keine Ahnung, was sie zu ihrem Vater sagen sollte. Immerhin wusste sie nicht einmal, wie er aussah. Einzelheiten über Tom würde sie besser für sich behalten. Wenn ihr angeblicher Vater sowieso schon in Sorge um sie war, würde er womöglich ausrasten bei dem Gedanken, seine verloren geglaubte Tochter habe vielleicht hervorragenden Sex mit einem Vampir. Das Freizeichen ertönte, eigentümlich vertraut und doch ganz anders als das brrr-brrr britischer Telefone.
»Hier bei Connor.«
»Hier ist … Elizabeth Connor.« Den Namen sprach sie bewusst nachdrücklich aus. »Bitte stellen Sie mich zu meinem Vater durch.«
Ein Seufzer des Erstaunens drang via Glasfaser bis aus Oregon an ihr Ohr. »Ja, Miss Connor. Er ist im Büro in Portland. Ich stelle Sie sofort durch.«
Nach einigen Minuten Fahrstuhlmusik hörte sie die Stimme ihres Vaters – und erkannte sie nicht. »Lizzie? Wo zum Teufel bist du?«
»Ich habe mir Sorgen gemacht« wäre schöner, »Gott sei Dank geht es dir gut« ein netterer Empfang gewesen. Aber schon im nächsten Moment wurde Angela blitzartig klar, dass ihr Vater noch nie besonders zärtlich und liebevoll gewesen war.
»Hallo, Dad.«
»Gott steh mir bei. Als Adela angerufen hat, bekam ich den Schock meines Lebens. Was hast du nur die ganzen Monate gemacht?«
»Mich in einen Vampir verliebt« war keine besonders gute Antwort. »Ich habe bei Freunden in Ohio gewohnt, und jetzt bin ich in England.«
»Adela hat gesagt, du bist im Norden Englands – in Yorkshire.«
»Ich war da, aber jetzt verbringe ich ein paar Tage in Devon.«
»Wo denn da?«, bellte er. So viel zum Thema fürsorglicher, liebender Vater.
»In Totnes, einem reizenden alten Städtchen.«
»Bist du dort im Hotel? In welchem?« Sie nannte ihm Namen und Telefonnummer. »Wieso ausgerechnet Totnes?«
Beinahe hätte sie die Sache mit der Jacke erklärt. Es lag ihr schon auf der Zunge. »Ich seh mir einfach die Gegend an. Ich glaube, ich bin hier schon mal gewesen.« Warum zum Teufel hatte sie das gesagt?
Nach einer langen Pause sagte er: »Du liegst völlig richtig mit der Annahme. Ich habe dort eine kleine Firma gekauft. Hat nie viel gebracht und ist jetzt bankrott.«
Das passte zu den Ergebnissen ihrer Nachforschungen und dem, was Tom beobachtet hatte. »Welche Art Firma war es denn, Dad?«
»Ein völlig nutzloser Betrieb, Lizzie. Laran hat sie gekauft, aber sie entpuppte sich als Blindgänger, und ich habe sie dichtgemacht.«
Den Rest seiner Antwort hörte sie nur halb, denn der Name Laran hallte in ihrem Bewusstsein wider. Er hatte eine wichtige Position, das wusste sie, aber … »Welcher Laran denn?«
»Du hast tatsächlich dein Gedächtnis verloren, Lizzie. Laran Radcliffe ist meine rechte Hand. Ohne ihn könnte ich meine Geschäfte gar nicht leiten. Bleibst du dort noch für ein paar Tage?«
»Wir haben es vor.« Das »wir« blieb unkommentiert, was auch gut war, denn sie hatte überhaupt keine Lust, ihre neue Beziehung mit Tom zu erläutern. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie es könnte.
»Wir sprechen später weiter, Lizzie.«
Angela starrte auf den stummen Hörer in ihrer Hand. Ihre Erinnerung mochte ja durchlöchert sein wie ein Sieb, aber so redete doch kein Vater mit seiner Tochter, die er sechs Monate lang für vermisst oder gar tot gehalten hatte! Zugegeben, Tom hätte sie vermutlich am liebsten in Stücke gerissen, aber er hatte sich immerhin Sorgen gemacht.
Sie legte den Hörer auf. Wie auch immer das Verhältnis zwischen ihr und ihrem Vater beschaffen war, von tiefer Herzlichkeit oder gar Liebe konnte sicher nicht die Rede sein. Das machte sie doppelt dankbar, dass es Tom in ihrem Leben gab.
Sie sah auf die Uhr. Schon zwölf Minuten. Er sollte eigentlich bald zurück sein.
Nachdem er noch kurz über die
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