Unsterbliche Leidenschaft
Sam sich ein, »ich komm mit dir.«
»Kleiner Sterblicher«, sagte Gwyltha, »du gehst nirgendwo hin, solange wir nicht deinen Blutverlust ersetzt haben.«
»Oh!« Sam schob die Unterlippe vor, widersprach aber nicht. Kein Wunder, war er doch ziemlich blass um die Nase.
»Ich rufe ein Taxi«, sagte Gwyltha, während sie ihr Handy zückte.
Mitten in der Nacht ein Taxi zu einer Vampirhöhle rufen. Warum nicht? Man befand sich hier immerhin in Whitby.
»Dir fehlt es am nötigen Ernst, Frischling!«, sagte Gwyltha mit einem entsprechenden Blick in Stellas Richtung. »Wir müssen so schnell wie möglich los. Sam, pack deinen Kram. Du kommst mit uns.« Sie unterbrach kurz, um das Taxi klarzumachen. »Ich brauche einen großen Wagen. Fünf Leute. Black Swan, in einer halben Stunde. Warten Sie auf uns, falls wir nicht da sind.« Sie klappte das Telefon zu und sah in die Runde. »Die Zeit drängt. Stella, du hilfst Sam beim Packen, während wir uns umziehen.«
Während sie und Sam all die Decken und Pullover in die Reisetasche stopften, verschwanden die anderen drei im Dunkel am Ende der Höhle und kamen, typisch für Vampire, nur Minuten später frisch und wie aus dem Ei gepellt wieder zurück. Gwyltha und Antonia waren piekfein und elegant wie immer, während Justin, abgesehen von einem erschöpften Zug um die Augen und den Mund, so sexy aussah wie eh und je.
»Dein Hals ist wieder ganz heil!«, sagte Sam, als Justin ihn hochnehmen wollte.
»Ja, mein Sohn. Dank deiner Hilfe.« Er küsste Sam auf die Stirn.
»Wir sind nun Blutsbrüder, Sam, auf immer und ewig, vergiss das nicht. Ich stehe in deiner Schuld und bin dir ewig dankbar.«
»Bist du mir echt was schuldig?«, fragte Sam. »Wie Schulden, die man zurückzahlen muss?«
»Ja.«
»Aber nicht nach dem Motto ›Du schuldest mir ein neues Fahrrad oder einen neuen Gameboy‹«, sagte Stella.
»Ach, Mom!«
Sie ignorierte die Art, wie er die Augen verdrehte. Wenn sie wieder zu Hause waren, würden sie das alles besprechen müssen, aber vor allem wollte sie hören, dass diesem Vampir-Eindringling sicher der Garaus gemacht worden war. Zu warten, bis Sam im Bett war, würde sie schier umbringen.
»Zeit zum Aufbruch«, sagte Gwyltha. »Sam, nimm deine Mutter fest an der Hand und lass nicht los. Wir verlassen die Höhle über einen anderen Weg.«
»Kann mein Dad mich nicht tragen?«
»Noch nicht. Er hat sich noch nicht ganz wieder erholt. Deshalb müssen wir auch so schnell wie möglich zurück.«
»Okay.« Lächelnd ließ sich Sam heruntergleiten, nahm zufrieden beide an der Hand, und sofort begaben sie sich auf den Weg durch ein Labyrinth von unterirdischen Gängen, das schließlich zu einem Ausgang in der Abteiruine führte.
»Cool!«, sagte Sam. »Am Tag sieht es ganz anders aus.«
»Pscht!«, machte Gwyltha. »Vorlauter sterblicher Fratz! Wir hätten dir doch die Augen wieder verbinden sollen! Vergiss nicht, dass du nichts gesehen hast. Uns soll hier keiner entdecken, und du weckst die ganze Stadt auf!«
Sam hatte verstanden. Er sagte kein Wort mehr, während sie die Rasenfläche überquerten und Antonia und Justin ihn über den Zaun hievten. Sie nahmen den schnellen Weg zurück in die Stadt, über die gewundene Treppe mit Aberhunderten von Stufen. Unten angekommen, bogen sie nach links und erreichten sehr bald, über Kopfsteinpflaster und an Geschäften mit heruntergelassenen Rollläden vorbei, das Black Swan. Dort wartete das Taxi.
Es war knapp zwei Uhr morgens, als Sam schließlich einschlief. Stella saß an seinem Bett. Sie wirkte angespannt und erschöpft und war sichtlich besorgt.
»Es besteht keine Gefahr für ihn, Liebes«, sagte Justin. »Ich habe ihm mehr Blut gegeben, als ich ihm genommen habe. Eine Nacht lang gut schlafen, und er ist wieder kerngesund.«
»Sicher?«, fragte Stella und sah zu ihm auf. »Gwyltha und Antonia haben so getan, als müsste man mit dem Schlimmsten rechnen, wenn du von ihm saugst.«
»Das wäre richtig, wenn ich sein Blut nicht ersetzt hätte. Er ist ein Kind und sein Körper noch nicht ausgewachsen, aber ich habe ihm die Menge von drei Pintgläsern gegeben. Morgen ist er sicher wieder ganz der Alte. Außerdem kann er ausschlafen und sich das Wochenende über schonen. Dann ist er am Montag wieder fit.«
»Meinst du wirklich?«
»Ich würde dich niemals anlügen, Stella. Ich schwöre Stein und Bein, dass ich niemals freiwillig von ihm gesaugt hätte, aber …«
»Er hat sich ja sogar angeboten. Du hast in den
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