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Unsterbliche Lust

Unsterbliche Lust

Titel: Unsterbliche Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thornton
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der merkwürdigen Termingestaltung zu ziehen – dabei war es doch nur eine Wiederholung des Vorgangs, an dem sie vor ein paar Wochen beteiligt gewesen war. Sie legte das Fax unter die Ausgabe des
Wall Street Journal
und nahm sich vor, Valerie später die Nachricht zu geben. Vielleicht wollte Paul schon verfrühte Weihnachtseinkäufe machen, dachte Sasha, kaute lustlos auf der Milchschnitte und wandte sich wieder den Vertragsunterlagen zu.
    Als sie später auf dem Nachhauseweg war, fühlte sie sich unwiderstehlich von einem Reisebüro angezogen, das ihr auf der 58.   Straße noch nie aufgefallen war. Sieblieb vor dem Schaufenster stehen und starrte fasziniert auf die angebotenen Flüge nach London. Sie drückte sich die Nase am Schaufenster platt.
    Es musste einen Weg geben, Valerie dazu zu bringen, ihr den Urlaub zu gewähren. Ich muss nach London, dachte Sasha verzweifelt. Das preiswerteste Angebot lag bei 350   Dollar, Hin- und Rückflug.
    Sie zuckte zusammen. Starrte sie jemand aus dem Reisebüro an? Sasha bewegte sich langsam zum Ende des Schaufensters hin und bemühte sich, unauffällig ins Ladeninnere zu schauen. Wieder hatte sie das Gefühl, von drinnen angestarrt zu werden. Aber es war niemand im Reisebüro. Sasha zwang sich, den Blick neu zu fokussieren, und begriff, dass sie von jemandem angestarrt wurde, der neben ihr stand. Sie sah genau hin und sah sein Spiegelbild im Schaufenster, die tiefliegenden dunklen Augen, das lockige schwarze Haar. Einen kurzen Moment glaubte Sasha, die Gestalt würde ihren Arm ausstrecken und nach ihr greifen.
    «Johnny?»
    Sasha drehte sich um und erwartete, neben sich, auf dem Bürgersteig der Fifth Avenue in Manhattan, eine Gestalt aus dem englischen achtzehnten Jahrhundert zu sehen. Natürlich sah sie nichts dergleichen.
    Als Sasha wieder ins Schaufenster blickte, erkannte sie nur ihr eigenes Spiegelbild, und sie sah aus, als hätte sie gerade ein Gespenst gesehen.
    Ich muss weg, dachte sie missmutig und lehnte sich mit dem Kopf an die kühle Scheibe. Ich muss Valerie überzeugen, dass ich dringend Ferien brauche. Ich muss nach England, um meinen Verstand zu retten.
     
    Sie erhielt ihre Chance viel früher, als sie hatte hoffen können. Und alles hing mit dem Fax zusammen, das Heather ihr irrtümlich ausgehändigt hatte.
    «Ich habe heute eine gute Nachricht für euch», sagte Valerie am anderen Morgen und strahlte die versammelten Mitarbeiter des Marketing-Teams an. «Nun, eigentlich ist es eine eher schlechte Nachricht für uns.» Sie lachte verlegen, und eine leichte Röte legte sich über Wangen und Ausschnitt. Die Brüste hoben und senkten sich bei ihrem Lachen und drängten in den Ausschnitt, und man konnte deutlich sehen, dass sie nichts unter der roséfarbenen Kostümjacke trug.
    «Das gesamte Computersystem auf dieser Etage wird am Nachmittag abgeschaltet, weil die Anlage jahrtausendsicher gemacht werden soll. Eigentlich sollte das erst nächste Woche geschehen, aber die Firma hat kurzfristig angeboten, die Arbeiten heute schon auszuführen. Und das bedeutet», schloss Valerie fröhlich, «dass wir alle heute Nachmittag nach Hause gehen können.»
    Gemurmelte Ungläubigkeit unter dem guten Dutzend Mitarbeitern rund um den Konferenztisch. Das System wurde abgeschaltet! Hatte es das schon einmal an einem hektischen Dienstagnachmittag gegeben?
    «Warum hat man uns das nicht früher gesagt?» Sasha war wütend darüber, dass sie als stellvertretende Leiterin der Marketing-Abteilung nicht vorab von Valerie informiert worden war.
    «Tut mir leid, Leute», antwortete Valerie fröhlich, «aber wir haben erst gestern am späten Nachmittag von der Computer-Firma Bescheid erhalten.» Sie hob die Schultern und hielt die Hände gespreizt, die Handflächen nach oben. «Um dreizehn Uhr soll die Installierungbeginnen, und man hat mir versprochen, dass sie heute Abend abgeschlossen sein wird, also rechtzeitig vor der Sitzung mit den Leuten von Rollit, die morgen früh einfliegen.»
    Morgen? Das steckte also dahinter! Sasha hatte das Fax vergessen, aber plötzlich erinnerte sie sich daran. Sie blinzelte und schaute Valerie nach, als sie hinter ihr den Konferenzraum verließ. Das konnte doch nicht sein! Doch nicht Paul und Valerie   … Nun, dachte Sasha, mal sehen, ob sich zwischen den beiden etwas abspielt.
    «Oh, Valerie», sagte Sasha, als ob ihr just in diesem Moment etwas eingefallen wäre, was sie bis jetzt vergessen hatte. «Heather hat mir gestern ein Fax gegeben, das

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