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Unsterbliche Lust

Unsterbliche Lust

Titel: Unsterbliche Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thornton
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schien es kein elektrisches Licht zu geben, aber es brannten viele Kerzen auf prächtigen Wandhaltern, und im Flackern der Kerzen wurden die porträtierten Gesichter mal angestrahlt, mal im Schatten gelassen.
    Als sich Sasha den Doppeltüren näherte, angezogen vom goldenen Schimmer, der durch die Öffnung fiel, hörte sie die Klänge eines Streichquartetts, das sich, was die Lautstärke anging, mit dem munteren Schwatzen und dem Gelächter im Saal im Wettbewerb befand.
    Dann hatte sie die Doppeltüren schließlich erreicht, und jetzt blieb ihr nur die Wahl, hineinzugehen oder zum Aufzug zurückzukehren. Hinter der schwarzen Maske schloss sie ganz fest die Augen, sie streckte eine verschwitzte Hand nach dem Türknopf aus und zog die Tür ein Stück weiter auf, gerade so weit, dass sie hineinschlüpfen konnte. Sie hatte die Augen immer noch geschlossen und erwartete, dass jemand mit sonorer Stimme ihren Namen in den Saal rief.
    Enttäuscht öffnete sie die Augen und nahm die Maske vom Gesicht. Niemand schien sich um sie zu kümmern. Staunend sah sie sich in dem großen, wunderschönen Ballsaal um, aber sie wusste kaum, wohin sie zuerst schauen sollte.
    Der Saal hätte aus einem aufwändigen Kostümfilm stammen können. Von der gewölbten Decke hingen schwere Kronleuchter mit einer schier unüberschaubaren Anzahl von dicken weißen Kerzen.
    Die Decke selbst war eine Augenweide, sehr schwungvoll gewölbt und üppig mit Goldumrandungen versehen, dazu kunstvolle Holzschnitzarbeiten mit den verschiedensten Motiven, exotischen Früchten und Blumen, lächelnden, pausbäckigen Putten sowie dunkel gefärbten lebhaften Szenen aus der Mythologie.
    An den Wänden hingen kostbare Teppiche in kräftigen Farben sowie Gemälde, die eine Vielzahl nackter Leiber zeigten, Frauen, Männer und Personen unbestimmten Geschlechts und alle in anatomisch unmöglichen Stellungen und Verrenkungen miteinander verbunden.`
    Aber erst die Gäste!
    Sasha wich hastig zur Seite und fand sich unter den hängenden Genitalien einer Marmorstatue wieder, die einen unglaublich gutaussehenden nackten Mann oder Gott darstellte – Merkur vielleicht? Er stand einsam in einer Ecke und ragte so weit über die Gäste hinaus, als wollte er mit seinen Schultern die Decke stemmen.
    Sasha verdrückte sich noch tiefer in die Ecke und starrte auf die erstaunlichste Ansammlung von Individuen, die sie je in ihrem Leben gesehen hatte.
    Da gab es Frauen und Männer in hoch aufgetürmten Perücken, gekleidet ähnlich wie sie. Breeches, Schnallenschuhe, Seidenstrümpfe und gewagte Dekolletés bestimmten das Bild, aber dann gab es auch noch einige andere seltsame Stilrichtungen, die Sasha nicht identifizieren konnte. Sie sah einige Charleston-Kostüme aus den Zwanzigern, viktorianische Herren mit Vatermördern und Zylindern, römische Gladiatoren mit furchterregend aussehenden Schwertern, mittelalterliche Damen in gesteppten Roben und sogar einige Nonnen und Priester in ihren Gewändern.
    Sasha stellte auch fest, dass nicht alle, die ein Kostüm aus ‹ihrer› Zeit trugen, mit Perücken ausgestattet waren, und es trugen auch nicht alle ihre Masken. Manche aber hatten sich für Anonymität entschieden und versteckten ihre Gesichter hinter reichverzierten Vollmasken, mal menschlich, mal tierisch: Neben Harlekin- und Clownsmasken gab es auch Eulen- oder Fledermausköpfe, und wieder andere hatten sich für schockierende Gesichter von Dämonen oder Teufeln entschieden, Fratzen wie die der Wasserspeier, die Sasha auf den Zinnen des Asher Hotels gesehen hatte.
    Mutig geworden durch das augenscheinliche Desinteresse an ihr, schlenderte Sasha tiefer in den Saal hinein und entdeckte die vier Musiker, die schwitzend über ihre Instrumente strichen. Sasha bewunderte die Anmut einiger Gäste, die sich zu einer Quadrille mit komplizierten Schrittfolgen gefunden hatten und zur Musik tanzten.
    Die meisten Gäste machte Sasha entlang einer Wand aus, und sie brauchte nicht lange zu raten, warum es dort so dichtgedrängt zuging: An der Wand waren Tische mit einem Büfett aufgebaut, und erst jetzt wurde Sasha bewusst, wie hungrig sie war. Sie trat näher an die Tische heran.
    Es gab hochbeladene Platten mit Fleisch von Enten, Gänsen und Hühnern, dazu weiteres Geflügel, das sie nicht auf Anhieb identifizieren konnte. Einige Platten enthielten Fleisch, das seltsam geschnitten war und nicht sonderlich appetitlich auf sie wirkte, ebenso auch das Spanferkel, komplett mit einem Apfel im Maul. Ein

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