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Unsterbliche Lust

Unsterbliche Lust

Titel: Unsterbliche Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thornton
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ihr nicht die Schminkmode der damaligen Zeit erwartete, eine dicke weiße Puderschicht und einige rosige Punkte, sogenannte Schönheitsmale, die ihr bei Schauspielerinnen in Theateraufführungen historischer Stücke aufgefallen waren.
    Sie konzentrierte sich auf ein zeitgenössisches Makeup und trug das Rouge auch im Dekolleté auf. Sie schminkte Lippen und Lider kräftiger als sonst, irgendwie hatte sie im Gefühl, dass man das von ihr erwartete.
    Als sie damit fertig war, trat sie zurück und betrachtete sich im Spiegel. Was sie sah, war ein höchst unvertrautes Bild. Die Frisur, das Kleid und ihr übertriebenes Make-up verstärkten ihren Eindruck der Unwirklichkeit, als ob sie nicht glauben konnte, dass ihr dies alles widerfuhr.
    Während sie sich die langen weißen Handschuhe überstreifte, lächelte sie sich wehmütig im Spiegel anund fragte sich, worauf sie sich eingelassen hatte. Ihr Herz raste. War es nicht gefährlich, allein einen Maskenball zu besuchen?
    Sie verbannte solche zweifelnden Gedanken. Sie war gekommen, um etwas zu erleben, das sie Lady Amelia näherbrachte. Und ein Maskenball mit einer Einladung in einer altertümlichen Schrift konnte ein Erlebnis werden, das sie ihrem Ziel ein Stück näher brachte. Sie reckte den Kopf, drückte die Schultern durch, steckte das winzige Taschentuch in ihren tiefen Ausschnitt, nahm die schwarze Augenmaske und verließ das Zimmer.

Neuntes Kapitel
    Der Flur lag in unheimlicher Stille vor ihr, als Sasha nervös zum Aufzug schritt. Die Schuhe passten nicht ganz so gut, wie sie zuerst gedacht hatte. Auch das Kleid war nicht so leicht zu tragen, der schwere Samt wischte hinter ihr den Boden, während er vorne gerade ihre Knöchel bedeckte, sodass man ihre schmucken silbernen Schuhe sehen konnte.
    Sasha zog und zupfte am einengenden Mieder unter dem Kleid und fragte sich wieder, wem die Kleider gehörten oder gehört hatten und ob es der Besitzerin recht war, dass Sasha sie heute zum Ball angezogen hatte. Während sie darüber grübelte, fiel ihr ein, dass sie wegen der fehlenden Unterwäsche froh war, auch wenn sie einen Slip in der weißen Schachtel gefunden hätte, hätte sie ihn nicht angezogen – sie mochte nicht die Wäsche einer anderen Frau an ihrer intimsten Stelle tragen.
    Was ihre intime Stelle betraf – seit dem kurzen Augenblick, in dem Claire mit der Zunge über Sashas Labien geglitten war, befand sie sich in einem Zustand mittlerer Erregung. Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, kündigte sich knarrend und quietschend die Aufzugkabine an. Dabei hatte Sasha noch gar nicht auf den Knopf gedrückt.
    Es war, als wollte das Innere der Kabine sie umarmen, jedenfalls fühlte Sasha so. Als ob der Aufzug sich an sie erinnerte. Sasha schüttelte sich, aber seit ihrer Ankunftam Morgen schien das Asher Hotel auf unerklärliche Weise irgendwie lebendig zu sein, einfühlsam und aufmerksam.
    Und als sich jetzt die Türen schlossen und die Kabine langsam abwärtsruckelte, wieder ohne einen Knopfdruck von Sasha, sah sie mit einem Lächeln eine elegante Kristallflöte mit perlendem Champagner auf dem Bücherregal stehen, direkt unter dem Spiegel an der Wand. Vor dem Glas stand eine Karte, auf der in der eleganten, geschwungenen Handschrift, die Sasha schon von der Einladung her kannte, nur zwei Wörter standen:
    Herzlich willkommen
    Sasha nippte dankbar am köstlichen Trank und spürte, wie die erfrischenden Perlen durch ihre Kehle purzelten. Sie hatte das Glas fast ausgetrunken, als die Kabine ratternd anhielt.
    Die Türen knarrten beim Öffnen laut, Sasha trat aus dem Lift und stand in einem schwachbeleuchteten, aber verschwenderisch ausgestatteten Flur. Es musste sich um ein Kellergeschoss der Hotelanlage handeln, von dessen Existenz Sasha bisher nichts gewusst hatte. Verdutzt schaute sie hinter sich auf die Rufknöpfe des Aufzugs, um zu sehen, welche beleuchtet waren – sie blieben alle dunkel, was Sasha noch mehr verwunderte. Sie sah auf die Maske in ihrer Hand und hielt sie vor ihr Gesicht, als ob sie damit die Gefahr verringern könnte.
    Nervös bewegte sie sich nach links, auf einem schwach pinkfarbenen Teppich, über den der Samt geräuschvoll raschelte. Sasha schritt auf eine mit Gold umrandete Doppeltür am Ende des Flurs zu. Hinter sich hörte siedie Türen des Aufzugs, der offenbar von oben gerufen worden war.
    An den Seiten des Flurs hingen in exakten Linien zahlreiche Ölgemälde alter Herrschaften, aber Sasha kannte niemanden von ihnen. Im Flur

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