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Unsterbliche Lust

Unsterbliche Lust

Titel: Unsterbliche Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thornton
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durch ihren Leib schoss, als er ihren Namen aussprach.
    Sie warf ihm einen letzten, fast schmachtenden Blick zu, bevor sie sich zögerlich zur Tür wandte. Warum fiel ihr nichts ein, was sie noch sagen konnte? Warum kam sie nicht auf irgendeinen Vorwand, der es ihr ermöglichte, noch etwas länger in seiner Nähe zu bleiben?
    Ihr Kopf war wie ausgehöhlt, und so ging sie hinaus, immer noch mit zitternden Beinen. Es lag etwas Zauberisches über ihr, wusste sie, etwas Übernatürliches hatte sie hierhin und zu diesem Mann geführt.
    Sie verließ das Geschäft von J.   Blakeley, Schreiner, und schwebte zurück zu ihrem Mietwagen.
    Sasha hatte keine Lust, jetzt schon auf ihr Zimmer im Pub zurückzukehren, und beschloss, eine Weile durch die Gegend zu fahren. Vielleicht fand sie eine Stelle, die sie zu einem Spaziergang durchs Moor verführte, denn sie brauchte Ruhe, um über das nachzudenken, was sich in der letzten Stunde ereignet hatte.
    Nachdem sie eine knappe Viertelstunde herumgefahren war, hielt sie auf einem einsamen Parkplatz an. Sie stieg aus und betrachtete die eigenwillige Landschaft mit ihrer charakteristischen Kargheit, dem flachen, sanftblühenden Heidekraut und den vereinzelten Sträuchern und Bäumen. Sie folgte einem Pfad und wurde von Vögeln aufgeschreckt, die sich, von ihr gestört, plötzlich kreischend in die Luft schwangen.
    Vorsichtig schritt sie über die kleinen Hügel; sie versuchte, die Pfade nicht zu verlassen, aber manchmal waren sie nicht zu erkennen, und dann stellte sie sich vor, sich zu verirren und nie wieder zurückzufinden.
    Sie lächelte. Wenn sie nicht mehr zurückfand, würde ihre Geschichte die ideale Grundlage für einen melodramatischen Roman oder Film sein. Sie wanderte weiter,zitternd und kalt, in einer unvertrauten Landschaft, in einem fremden Land. Sie schüttelte sich und erwartete, dass es jeden Augenblick zu regnen anfing, denn die Wolken hingen schon den ganzen Morgen schwer am Himmel.
    Sie wusste nicht, wie lange sie gegangen war, als sie plötzlich einen wärmenden Sonnenstrahl spürte. Sie schaute verdutzt zum Himmel – die Wolken hatten sich verzogen, vertrieben von der Kraft der Sonne. Sasha lächelte und fragte sich, wie sie je wieder in New York würde leben können. Der wundersame Klimawechsel im Moor war erstaunlicher als alles, was Sasha bisher erlebt hatte, und schien die Distanz zu veranschaulichen, die Sasha zu der Frau aufgebaut hatte, für die sie sich bisher gehalten hatte.
    Hier, im unebenen Gelände der Moore von Yorkshire, gab es keinen Platz für die alte Sasha, die im Umfeld von Aktien, Marktanteilen, Vielfliegerrabatten und Fettreduktionsdiäten und all den unnützen Sorgen lebte, die zum Alltag in New York gehörten.
    Ihr war, als würde sie an einem anderen Leben teilnehmen, als hätte ihr jemand die Chance eines zweiten Lebens inmitten einer ganz anderen Kultur gegeben. Dieses kleine Dorf im ländlichen Norden Englands zeigte Sasha die verführerische Version eines anderen Lebens, eine verlockende Alternative zu dem Zwang zu Hause, der ihr jetzt bedeutungslos schien.
    Sie überlegte, Xenia anzurufen, den einzigen Menschen in New York, den sie vermisste, aber sie verwarf diesen Gedanken wieder; sie wollte erst einmal abwarten, wohin dieses Abenteuer sie führte.
    Lange nach Einbruch der Dunkelheit kehrte sie inden Pub zurück. Sie war nach dem Spaziergang in eine kleine Stadt gefahren, deren Namen sie schon wieder vergessen hatte, dort hatte sie sich gestärkt, und dann hatte sie einen ausgedehnten Einkaufsbummel unternommen.
    Als sie ihre Einkäufe aus dem Kofferraum nahm und mit Tüten und Schachteln die Treppe zu ihrem Zimmer hinaufstolperte, einige hundert Pfund leichter, aber viele Kilo schwerer, ging sie in Gedanken noch einmal alles durch, was sie eingekauft hatte.
    Da war zunächst der knöchellange Wollrock, dann der Mantel im Leopardenmuster mit passendem Hut und passenden Handschuhen, eine hübsche kakaofarbene Handtasche mit kurzen Doppelgriffen, eine enge schwarze Stretchhose, die sie wahrscheinlich nie tragen würde, weil sie den Nerv nicht dazu hatte: Sie schmiegte sich so sehr an, dass man jede Falte und jeden Wulst deutlich sehen konnte.
    In ihrem Zimmer breitete sie alle Stücke auf ihrem Bett aus, dann griff sie in eine Tüte mit der neuen Duschlotion und mit mehreren Duftkerzen verschiedener Aromarichtungen. Sie nahm die Schachtel mit belgischen Trüffeln, öffnete sie und ließ sich eine Köstlichkeit auf der Zunge

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