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Unsterbliche Lust

Unsterbliche Lust

Titel: Unsterbliche Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thornton
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nichts, die durch das Schaufenster und ein Seitenfenster fiel. Die unlackierten Tische, die gestapelten Stuhlsitze, an denen die Beine fehlten, die Einzelteile von Kommoden, das alles wirkte gespenstisch. Die unfertigen Einzelteile und die amputierten Formen jagten Sasha eine Reihe von Schauern über den Rücken.
    «Kann ich Ihnen helfen?»
    Sobald sie die Stimme hörte, wusste Sasha, dass sie gefunden hatte, was sie suchte. Sie zwang sich zu einem tiefen Atemzug, presste ihre Hände zu Fäusten, pumpte sie auf und zu, und dann drehte sie sich um, dem Mann zu, wegen dem sie die weite Reise auf sich genommen hatte.
    Ja, er war genau der Mann, den sie sich vorgestellt hatte, vielleicht mit einer kleinen Einschränkung: Er schien jünger als sie zu sein, gerade mal dreißig, schätzte sie. Aber sonst stimmte alles – das schwarze gelockte Haar, die volle Stimme, die schlanke, große Gestalt und diesewunderbar geschwungenen Lippen. So hatte sie ihn auf dem Porträt gesehen, am Grab seiner Großmutter, in den Fensterscheiben, im Sessel ihres Büros in New York und in ihren Träumen.
    Und dann gab es doch noch einen Unterschied, und den nahm Sasha fast mit Entsetzen wahr: Seine Augen waren nicht dunkel, sondern strahlten intensiv blau, es waren große, sprühende Augen mit langen Wimpern, und als er sie jetzt anstarrte, spürte Sasha, wie sie ganz schwach in den Beinen wurde.
    «Johnny?», war alles, was sie herausbrachte, sie stieß seinen Namen zwar nur gehaucht heraus, aber sie war sicher, dass man sie bis ins Dorf gehört hatte.
    Er stand da, starrte sie an und nickte. «Aye.» Er hatte die Arme – nackt trotz der herbstlichen Kühle – vor der Brust verschränkt, die Hände gegen die Ellenbogen gelegt. Das kurzärmelige T-Shirt , das er trug, konnte die kräftigen Muskeln von Brust und Bauch nicht verdecken. Die verstaubte Jeans schmiegte sich eng um die Hüften.
    Sasha schaute in zitterndem Schweigen zu dem Mann hoch, dann trat sie einen Schritt näher auf ihn zu und flüsterte laut, während ihre Finger sich auf seinen nackten Unterarm legten: «Du verfolgst mich schon so lange.»
    Die Berührung der Finger brach den Bann. Schnell, aber nicht unhöflich, wich der Mann einen Schritt zurück, und erst jetzt wurde Sasha bewusst, was sie getan hatte. Natürlich ahnte der Mann nicht, wer sie war. Sie zog die Hand zurück und räusperte sich laut, dann versuchte sie ein Lachen, um ihre Verlegenheit zu kaschieren.
    «Puh», stieß sie hervor und wünschte, sie könnte sichin ein Mauseloch verkriechen, «entschuldigen Sie.» Sie lächelte ihn an. «Ich dachte für einen Augenblick, dass Sie jemand sind, den ich kenne.»
    Er reagierte nicht auf ihren Versuch, die Situation zu retten. Er rieb sich über die Wange, ignorierte ihren erregten Zustand, der an ihrem geröteten Gesicht zu erkennen war, und fragte: «Kann ich Ihnen mit irgendwas helfen?»
    Sasha musste seinen Namen aussprechen. «Sind Sie   … John Blakeley?», fragte sie mit heiserer Stimme, und sie spürte, dass sie wieder am ganzen Körper zitterte, als sie seinen Namen laut aussprach.
    «Aye», sagte er wieder.
    Sasha überlegte verzweifelt, wie sie es schaffen könnte, länger in seiner Nähe zu bleiben. Sie war davon überzeugt, dass übersinnliche Kräfte ihr jetzt nicht helfen würden. «Ja, bitte, ich möchte das da», sagte sie laut und hoffte, dass ihre Stimme fest klang, aber stattdessen überfiel sie ein Reizhusten. Als der Anfall vorüber war, sah sie, dass Mr.   Blakeleys Blicke ihrem ausgestreckten Finger folgten. In einer Ecke, versteckt hinter einem Sessel, stand ein hoher Drehspiegel in einem wunderschön gedrechselten Holzrahmen auf einem imposanten Sockel.
    «Das hier meinen Sie? Den Spiegel?», fragte er brüsk, ging darauf zu und stellte sich daneben. Sasha fürchtete, er hätte ihre Wahl zum Anlass genommen, mehr Distanz zwischen sie zu bringen.
    Sie nickte entschieden und sah, wie sich John Blakeleys Gestalt streckte. Er schüttelte den Kopf. «Tut mir leid, aber das ist völlig unmöglich. Das ist die Auftragsarbeit für einen guten Kunden von mir.»
    «Dann machen Sie mir einen anderen», platzte es aus Sasha heraus.
    Wieder schüttelte er den Kopf. «Es tut mir leid, Miss, aber auch das ist unmöglich. Ich habe Aufträge bis weit ins nächste Jahr hinein, deshalb kann ich zurzeit keine neuen Aufträge annehmen.»
    «Bitte», hörte sich Sasha sagen und trat näher an den Mann heran. Es beunruhigte sie, dass er wieder vor ihr

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