Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsterbliche Lust

Unsterbliche Lust

Titel: Unsterbliche Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thornton
Vom Netzwerk:
zurückzuweichen schien. «Ich bin einen weiten Weg gekommen, und ich kann auch nicht lange bleiben. Und ich habe viel zu viel erlebt, um es so enden zu lassen.»
    Er sah sie verwirrt an. «Entschuldigen Sie?», sagte er knurrend, aber gleichzeitig meinte Sasha, in seinem Gesicht eine Regung bemerkt zu haben, die ein wenig Wärme ausstrahlte. «Was haben Sie gesagt?»
    «Hören Sie», begann Sasha von vorn, jetzt ruhiger geworden, und sie zwang sich dazu, langsamer und deutlicher zu sprechen. Himmel, sie war Profi und wusste, wie man auftreten musste, um etwas zu erreichen. «Ich komme aus New York   – Sie haben das bestimmt schon wegen meines Akzents vermutet   –, und ich suche ein besonderes Stück für eine Freundin. Ich habe viel von Ihnen gehört   … über Ihre Arbeit, meine ich, und ich wäre auch bereit, den vollen Betrag für den Spiegel im Voraus zu zahlen. Jetzt sofort, in bar, wenn Sie wollen.» Sie hielt den Atem an und wartete auf seine Antwort.
    Vielleicht war es das verlockende Angebot, vielleicht lag es auch an der beeindruckenden Gelassenheit, mit der sie ihr Anliegen vorgetragen hatte, jedenfalls schien John Blakeley jetzt deutlich entspannter zu sein und betrachtete sie nachdenklich und schweigend.
    «Also gut», sagte er schließlich und kehrte in die Mittedes Ladens zurück, wo Sasha stand. «Ich werde Ihnen sagen, was ich tun kann. Ich kann Ihnen diesen da» – er zeigte auf den Spiegel hinter dem Sessel – «nicht verkaufen, aber ich kann Ihnen einen anderen in, sagen wir, einer Woche machen. Er wird vielleicht nicht so gelungen sein wie der eine, weil ich nicht so viel Zeit habe, denn Sie sagen ja, dass Sie nicht lange bleiben können, aber ich werde mich bemühen, Sie zufriedenzustellen. Würde Ihnen das zusagen?»
    Als Sasha begeistert nickte, schien sich die Spannung in der Luft aufzulösen, und nun hatte sie sich auch wieder unter Kontrolle. Sie wollte in ihre Tasche nach der Geldbörse greifen, obwohl sie sicher war, nicht annähernd genug Geld bei sich zu haben, um den Spiegel in bar zu bezahlen, aber er lächelte freundlich und wies auf die Geldbörse.
    «Mädchen, Sie brauchen mich nicht schon jetzt zu bezahlen. Die Rechnung kriegen Sie erst, wenn der Auftrag zu Ihrer Zufriedenheit ausgeführt ist.»
    Eigentlich war alles gesagt. Sasha starrte töricht auf den Mann vor ihr, und ihr wurde schmerzlich bewusst, dass sie keinen Vorwand mehr hatte, in seiner Nähe zu bleiben. Dabei meinte sie, in seinem Gesicht erkannt zu haben, dass er noch auf irgendetwas wartete. Aber ihr fiel nichts ein.
    Schließlich sagte er: «Sie müssen mir jedoch sagen, wo Sie untergekommen sind. Damit ich weiß, wohin ich Ihnen die Rechnung schicken kann», fügte er hinzu, als er das Unverständnis in ihrem Gesicht sah.
    «Oh.» Sie brauchte einen Moment, um zu begreifen, was er gesagt hatte. Hastig schrieb sie ihre New Yorker Adresse auf einen Zettel und fügte ihren Namen hinzu.«Ich möchte, dass Sie mir den Spiegel nach Hause schicken.» Sie sah ihn unsicher an. «Sie verschicken doch auch nach Übersee?»
    Er lächelte sie nachsichtig an. «Ich weiß, wir leben in einem kleinen Nest, Miss, aber wir wissen, wie man Pakete verschickt.» Dann sagte er wieder: «Ich brauche trotzdem Ihre Adresse, wo ich Sie erreichen kann, um Ihnen zu sagen, wann der Spiegel fertig ist.»
    «Ja, natürlich. Ich wohne im Swan and Rose.»
    Es zuckte nur ganz kurz in seinem Gesicht, als sie den Namen des Gasthauses nannte, aber er nickte nur. «Nun, dann weiß ich, wo ich Sie finden kann, Miss   … Mrs?   … Hayward.»
    «Bitte, Mr.   Blakeley, nennen Sie mich Sasha», sagte sie und streckte ihre Hand aus.
    «John», sagte er und drückte ihre Hand kurz und kräftig. Ihre Blicke trafen sich. Klopfenden Herzens schaute Sasha in das Gesicht des Mannes mit der wundersamen, unheimlichen Ähnlichkeit seines Vorfahren im Porträt der Lady Amelia. Ah, aber dieser Mann war kein Gespenst, er war lebendig, und Sasha spürte noch die Wärme seiner Hand, als er sie ihr schon lange entzogen hatte. Sasha wusste, wie fragwürdig die Echtheit der bisherigen Auftritte der verschiedenen Versionen des Johnny Blakeley waren, aber an der Realität dieses Mannes konnte niemand zweifeln.
    «Nun», sagte sie, wieder völlig gelassen, «ich freue mich, von Ihnen zu hören, wenn der Spiegel fertig ist.»
    «Sie werden von mir hören, Sasha», sagte er mit Bestimmtheit, und Sasha fragte sich, ob er den Pfeil des Entzückens sehen konnte, der

Weitere Kostenlose Bücher