Unsterbliche Versuchung
mit eisigen Fingern streichelte. Nach siebzehn Jahren der Verweigerung ließ ich mich dazu hinreißen, meinen Geruchssinn so zu benutzen, wie es sich für Vampire gehörte. Tief sog ich den Duft der größtenteils schlafenden Menschen ein. Ein Mischmasch aus Parfum, Seife, Schweiß und warmen, entspannten Körpern, aus denen der betörende Duft des Blutes aus jeder noch so kleinen Spalte ihrer Wohnhäuser in den Nachthimmel aufstieg. Eine gefühlte Ewigkeit lief ich umher, ließ mich ganz von der Vampirin in mir treiben und schaltete jeden noch so vernünftigen Gedanken aus.
Am liebsten hätte ich den ganzen verdammten Tag einfach aus meinem Gedächtnis gelöscht. Leider funktionierte das nur bei Sterblichen.
Wie ein Todesengel rauschte ich durch die Nacht, meine Bluse zerfledderte mit jeder Meile mehr, bis sie letztendlich nur noch in Fetzen vor meinen Brüsten hing. Da fiel mir der Grund wieder ein, weswegen ich mich dazu entschieden hatte, dass Toma und ich dringend einen Chauffeur benötigt hatten. Knapp bei Kasse waren wir nie gewesen, dennoch ärgerte ich mich jeden Tag darüber, wenn wieder ein neues, todschickes Outfit in der Mülltonne landete.
Erstaunlicherweise hatte nie jemand daran gedacht, einen Stoff zu erfinden, der den extremen Reibungen eines unsterblichen Körpers bei der Fortbewegung stand hielt. Selbst das robusteste Leder gab schnell den Geist auf!
Es war wirklich nicht besonders professionell bei einem Maklertermin aufzutauchen, wenn einem die Kleidung in ausgefransten Stoffbahnen von den Schultern und der Hüfte baumelte. Daher hatte sich auch der Großteil der zivilisierten Vampire dazu entschlossen sich auf andere Fortbewegungsmittel zu beschränken, um sich so noch mehr an die Welt der Sterblichen anzupassen.
Ich fand mich hinter einen Baum versteckt vor einem kleinen Restaurant wieder. Eine Handvoll Pickups parkte davor. Auf dem kleinen Flachdach flimmerte
Reid´s Family Restaurant
in leise summenden Buchstaben. Die Bedienung machte einen äußerst gelangweilten Eindruck und goss dampfenden Kaffee in zwei große Keramikbecher. Die beiden einzigen Gäste kippten sich den Inhalt ohne zu zögern in den Rachen, knallten die Becher auf den Tisch und rülpsten so laut, dass ein schlafender Vogel in der Baumkrone über mir verschreckt aufwachte. Sein winziges Herz trommelte panisch und ließ mich, immer noch hungrig, zu ihm aufschauen. Glücklicherweise stand „kleine Vögel aussaugen“ nicht auf meiner to-do-Liste.
Die Tür des Restaurants wurde nach außen aufgestoßen und die beiden Typen spazierten nebeneinander her zu ihren Wagen. Gerade wandte ich mich ab, da ich entschieden hatte, meinen hinreißenden, halbnackten Körper einfach in die Fluten des Atlantiks zu stürzen, damit ich endlich wieder einigermaßen klar denken konnte, als der Geruch von Blut meine volle Aufmerksamkeit erregte.
Gegen meinen Willen stürzte ich hinter dem Baum hervor und sprang den Mann an, der gerade dazu ansetzte in seinen Wagen zu steigen. In seinem Mundwinkel hing der Zahnstocher, den er sich ungeschickt in das Zahnfleisch gerammt hatte. Wahrscheinlich glaubte er zu halluzinieren, als er mich mit halb entblößten Brüsten auf ihm hocken sah. Er spuckte das kleine Holzstäbchen aus. Mein Gott war ich empfindlich. Das Blut an dem Ding war kaum zu sehen, dennoch schlug mir der Geruch wie eine Eisenfaust ins Gesicht.
„Scheiße. Was ist denn mit der los?“, hörte ich den anderen Mann hinter mir rufen. Seine Schritte näherten sich. Fantastisch! Die Vampirin in mir kämpfte meinen gesunden Verstand nieder und rammte ihre scharfen Zähne in den Hals des Mannes, ohne ihn zu betäuben. Er schrie wie ein gestochenes Spanferkel und wand sich unter mir.
Nur kurz rauschte die Frage durch meinen Kopf wieso es Dan gelungen war mich abzuwerfen, als ich mich am Kamin auf ihn gestürzt hatte. Ich beachtete das jedoch nicht weiter und trank gierig aus der geöffneten Vene des Mannes.
Ein dumpfer Schlag auf meinen Hinterkopf erinnerte mich daran, dass wir ja einen Zuschauer hatten. Lässig glitt meine Zunge über die Wunde am Hals meines Opfers. Sekret tropfte in das offene Fleisch und verschloss die verletzte Haut. Unter mir ächzte der Kerl leise, gab aber keinen Ton mehr von sich.
„Hey du Schlampe! Runter von ihm.“
„Mit Vergnügen.“ Ich erhob mich, den halb entblößten Hintern schön weit nach hinten gestreckt, damit er auch ja genug sehen konnte. Langsam drehte ich mich zu ihm um. Mit Genugtuung stellte ich
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