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Unsterbliche Versuchung

Unsterbliche Versuchung

Titel: Unsterbliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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auszusetzen?
„Hey? Sie können doch nicht einfach meine Tischdecken klauen!“, keifte eine Frau. Schon wurde die Wagentür aufgerissen, Dan sprang auf den Fahrersitz und raste mit durchdrehenden Rädern davon, das Gaspedal bis zum Anschlag durchgetreten. Ohne sich umzudrehen, warf er mir mehrere zusammengeknüllte Stoffdecke über den Kopf.
„Sie sind am anderen Ende von Newport, Yen. Das ist lebensmüde!“ Er klang gehetzt und panisch zugleich. „Bist du sicher …“
„Ja“, unterbrach ich ihn. Meine Stimme klang entmutigend zittrig.
Während er wie ein Verrückter über den Asphalt heizte und mit Sicherheit ein Dutzend Gesetze brach, konnte ich nicht umhin, seine Fürsorge zu bewundern. Erst besorgte er mir die Blutbeutel, weil er wusste, dass ich mich von keinem anderen außer Toma nährte und jetzt das hier. Sein Verhalten verwirrte mich.
Er hatte recht! Jedes Mal wenn ich bei ihm auf Granit biss, begann ich wie ein Kind um mich zu schlagen und ihn zu verletzten. Und er? Er war trotzdem nett zu mir. Ich verstand es einfach nicht, weder ihn, noch mich.

In der Innenstadt von Newport gerieten wir auf eine stark befahrene Straße. Dan drosselte gezwungenermaßen das Tempo. Unter den Decken wurde es allmählich sehr heiß, ich spürte, wie die Luft dünner zu werden schien. Meine Kehle war völlig ausgedörrt und meine Zunge fühlte sich dick und rau an. Schwarze tupfen führten einen schwindelerregenden Tanz vor meinen Augen auf. Immer wieder schüttelte ich den Kopf, um bei Bewusstsein zu bleiben, während Dan wie ein Verrückter die Hupe betätigte. Meine Haut brannte, als hätte ich in Säure gebadet. Blasen bildeten sich auf den Armen, schwollen an und zerplatzte fast sofort mit einem leisen Zischen. Widerwärtig stinkende Flüssigkeit durchtränkte das weiße Hemd, das ich am Leib trug. Ich begann unkontrolliert zu zittern. Jeder Muskel in mir verkrampfte sich, zog sich weiter zusammen. Meine trockenen, aufgerissenen Lippen presste ich wie zu einem Kuss fest gegen die Knie. Ich verkörperte nur noch ein zitternden, stinkenden Haufen aus Fleisch und Knochen.
Meine Gedanken drifteten ab, verschwammen. Alles in mir fühlte sich an wie matschige, körperlose Pampe. Ich bekam keine Luft mehr. Der Tupfenteppich wurde zunehmend dichter. Das Stimmengewirr außerhalb des Wagens verklang zu einem leisen Dröhnen, das stetig abnahm, bis es nur noch ein unterschwelliges, hauchzartes Summen war. Dieser Ton begann zu pochen, wie der Schlag eines menschlichen Herzens, wurde langsamer und langsamer. Ich wusste, dass es das versagende Schlagen meines eigenen lebensspendenden Organs war. Mir blieb keine Möglichkeit mehr, Angst zu empfinden, da meine Wahrnehmung mittlerweile so außer Gefecht gesetzt worden war, dass ich mich wie Seetang auf dem Meeresboden fühlte. Zwischen tödlichen Naturgewalten eingekeilt, von einer erstaunlich erdrückenden Stille umgeben, begab ich mich in mein Schicksal. Immerhin hatte ich es versucht! Mir konnte wirklich niemand unterstellen, dass ich nicht alles daran gesetzt hatte, um mein Leben wenigstens einigermaßen wieder in den Griff zu bekommen.
„Beweg dich, Arschloch, oder ich fahr deinen verdammten Schädel …“
Seufzend sackte ich hinter dem Fahrersitz zusammen. Endlich war es vorbei. Die Sonne hatte gewonnen …

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Dass das Sterben unangenehm sein würde, war mir schon immer klar. Wenn mir jedoch zu Lebzeiten jemand geflüstert hätte, dass der Tod selbst weitaus schmerzhafter sein würde, ich hätte vermutlich gelacht. Angst vor dem Sterben verspürten sie doch fast alle. Den Tod jedoch, wenn der erschlaffte Körper auf dem Sterbebett lag und der Geist diesem anziehenden Licht folgte, seinen Wirt verließ, stufte ich eigentlich als einen Prozess ein, der frei jeglicher Qualen ablief.
Zumindest hatte ich Unwissende dies angenommen.
Dem war leider nicht so.
Den Körper in seidige Stille gehüllt, wartete ich auf die Erlösung. Völlig entspannt, von allen Kräften freigesprochen. Doch strahlendes, warmes Licht gab es nicht für mich. Mir sendete der Himmel Stacheldraht!
Grob geflochtener Draht mit messerscharfen Metallhaken. Und diese verdammten Dinger strömten durch jede Arterie und Vene, selbst durch die hauchzarten Kapillaren meines Blutkreislaufs. Wie geifernde kleine Teufel peinigten sich mich, rissen mein Innerstes in Fetzen. Meine Seele, mein Verstand, alles schrie. Ich litt Höllenqualen.
Der Schrei, der sich von meinen Lippen löste, war so

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