Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katryn Smith
Vom Netzwerk:
bitte?« Chapel fand dieses Gespräch mit Ryland inzwischen mehr als ein bisschen ärgerlich. Begriff denn niemand in dieser verdammten Familie, dass Pru zu einem Vampir zu machen mehr bedeutete, als schlicht ihren Kampf gegen den Krebs zu beenden? War ihnen denn nicht klar, was es bedeutete?
    »Es liegt in Ihrer Macht, ein Leben zu retten, aber Sie weigern sich, weil Sie denken, Sie wüssten es besser. Sie glauben, Pru würde eine Art Monstrum werden. Meine Tochter aber könnte niemals ein Monstrum werden. Sie hätte gar nicht das Zeug dazu.«
    »Ich denke nicht, dass ich das Zeug hatte, und dennoch ist es jetzt so.« Während des ersten Jahrhunderts seiner neuen Existenz war er bisweilen ein skrupelloser Mörder gewesen. Er nahm sich, was er wollte, wann er wollte und das auf mehr Weisen, als er gestehen mochte. Nein, er zwang sich niemandem auf, denn das musste er nicht.
    »Ja, was für ein Monstrum Sie sind, dass Sie Ihr Leben riskieren, um eine Familie zu retten, die Sie kaum kennen, ein Mädchen, das Sie kaum kennen! Das ist die Art Monstrum, die zu werden ich bei meiner Tochter durchaus stillschweigend dulden könnte!«
    »Sir ...« Das war alles vollkommen fruchtlos.
    Ryland hob eine Hand. »Sie enttäuschen mich, Chapel! Ich hielt Sie für einen großartigen Mann, einen Helden. Doch da irrte ich. Sie sind nur willens, Ihre Existenz zu riskieren, sofern Sie glauben, Sie hätten nichts zu verlieren. Meiner Tochter zu helfen hingegen sind Sie nicht bereit, weil Sie Angst haben.«
    Nun war es an Chapel, trotzig zu reagieren. »Ich habe keine Angst!«
    »Ich glaube aber doch. Sie mögen meine Tochter, stimmt's?«
    »Ja.« Er klemmte sich die Arme unter die Achseln, um sich davon abzuhalten, etwas Verstand in Prus Vater hineinzuprügeln. Das nämlich wäre wohl kaum in ihrem Sinne. »Deshalb kann ich sie nicht zu etwas machen, das zu sein sie ewig bereuen wird.«
    »Und warum tun Sie dann nicht alles, was in Ihrer Macht steht, um sie festzuhalten?«
    Darauf konnte er nichts erwidern, was er nicht schon gesagt hatte. Viele Gründe fielen ihm ein, aber vor allem war da die Stimme in seinem Kopf, die ihm dieselbe Frage stellte. Warum tat er nicht alles in seiner Macht, um Pru festzuhalten? Weil Marie ihn nicht gewollt hatte? Marie war seit sechshundert Jahren tot.
    Als er sich zur Tür drehte, sackten Thomas Rylands Schultern herab. Ihre Blicke begegneten sich, und Chapel sah, wie traurig und resigniert Prus Vater war - ein Mann, der im Begriff war, ein Kind zu verlieren, und der nichts dagegen tun konnte.
    »Dass Sie hier sind, macht Pru sehr glücklich. Ungeachtet meiner Meinung hoffe ich, dass Sie wenigstens noch ein bisschen bleiben - für sie.«
    Chapel nickte. »Das werde ich.«
    »Ich danke Ihnen.« Ryland öffnete die Tür und ging ins Haus. Chapel blieb, wo er war.
    Er machte Pru glücklich. Diese Bemerkung erfüllte ihn mit einer solchen Fröhlichkeit, dass es schon ein Hohn war. Wann hatte er jemals jemanden glücklich gemacht? Das war zu lange her. Und noch erstaunlicher war, dass sie ihn glücklich machte. Glück war etwas, dass er seit Dreux' Selbstmord nie länger als Sekunden zu erleben geglaubt hatte - seit er begriffen hatte, was er geworden war.
    Und doch hatte er das Gefühl, seit er Pru begegnet war, so oft empfunden. Er fühlte es, wenn sie ihm nahe war, wenn er an die Dinge dachte, die sie gemeinsam erlebt hatten. Der Gedanke aber, dass sie ihn verlassen könnte, war das genaue Gegenteil von Glück. Dass es keine Pru mehr in dieser Welt geben könnte, erfüllte ihn mit einer Leere, die den Sonnenaufgang zu etwas Verlockendem machte.
    Irrte er sich? Alle anderen schienen das zu denken. Vielleicht irrte er sich, aber er erkannte es nicht. jeder Grund, der dafür spräche, Pru zu einem Vampir zu machen, wäre einer zu seinem Vorteil. jeder, der dagegen spräche, wäre einer zu ihrem. Wie konnte er sich da irren?
    Als käme die Antwort auf seine Fragen, öffnete sich die Terrassentür hinter ihm, doch anstelle von Thomas Ryland trat Pru in die Nacht hinaus.
    »Geht es dir gut?«, fragte sie.
    Er hätte gelacht, wenn er gekonnt hätte. Die liebe Pru! Er war unsterblich, und sie machte sich Sorgen um ihn. »Mir geht es bestens.«
    »Worüber hast du mit Papa gesprochen?«
    Er hatte nicht vor zu lügen. »Über dich.«
    »Oh.«
    Und er würde ihr nicht sagen, worüber sie gesprochen hatten. Das Letzte, was sie erfahren musste, war, dass er und ihr Vater sich gestritten hatten. Und er wollte ihr nicht

Weitere Kostenlose Bücher