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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katryn Smith
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sie später nachdenken. Vor allem klang er wie ihre frühere Gouvernante, die sie wegen Fehlverhaltens schalt. »Bewegen Sie sich oft in der Gesellschaft, Mr. Chapel?«
    Er drehte sich nicht um, und sie eilte ihm nicht nach. »Nein.«
    »Das dachte ich mir.«
    Nun blieb er stehen und wandte den Kopf um. Wenngleich sie seinen Blick nicht deuten konnte, war sein Gesichtsausdruck unverkennbar reumütig. »Ich habe Sie beleidigt.«
    »Ja«, sagte Pru streng, »ich glaube, das haben Sie.«
    »Es tut mir leid.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich bin nicht sehr ... gut im Umgang mit Menschen.«
    »Ach nein?«, fragte sie spitz. »Darauf wäre ich nie gekommen.«
    Er lächelte verhalten, schien jedoch gänzlich unbeeindruckt von ihrem sarkastischen Ton. »Ich sagte ja, es tut mir leid.«
    Ja, das sagte er. Anständig und höflich von ihr wäre, seine Entschuldigung zu akzeptieren und sich womöglich selbst zu entschuldigen.
    »Wie schön«, sagte sie stattdessen und schritt an ihm vorbei zum Haus zurück.
    Immer noch die Hände in den Hosentaschen, holte er sie ein und ging neben ihr her. Er hatte hübsche Hände lang, elegant und kräftig. Seine Unterarme waren sonnengebräunt mit kleinen blonden Härchen, die im Mondschein golden wirkten. »Aber ich denke trotzdem, Sie sollten vorsichtig sein.«
    Pru biss die Zähne zusammen. »Natürlich. Augenscheinlich haben Sie deutlich mehr und gründlicher über diese Exkursion nachgedacht als ich.«
    Auf ihre bissige Antwort hin lüpfte er die Brauen und wurde sehr ernst. »Nicht über diese, aber über eine sehr ähnliche, ja.«
    Sie hatte also recht gehabt. Es war nicht das erste Mal, dass er an solch einer Erkundung teilnahm. Und die vorherige war ergebnislos verlaufen. Ihre indes würde ein glücklicheres Ende nehmen. Sie musste.
    »Ich versichere Ihnen, Sir, dass ich sehr viel Arbeit und Mühe in diese Suche investiert habe.«
    »Das bezweifle ich nicht.«
    Immerhin gestand er ihr so viel zu. »Danke.« Gütiger Gott, sie klang richtiggehend blasiert! Wie schaffte er es, ihr binnen kürzester Zeit so unter die Haut zu gehen? Er sah aus, als durchschaute er sie, was vollkommen unmöglich war. Und es tröstete sie im selben Maße, wie es sie verärgerte.
    »Sie sagten doch selbst, Sie wären verzweifelt, und Verzweiflung spottet allzu schnell jeder Vorsicht.«
    Himmelherrgott, der Mann merkte nicht, wann man ein Thema fallen lassen sollte! »Wollen Sie mir die Moral der Geschichte verraten, Mr. Chapel, oder haben Sie vor, die Spannung möglichst lange zu steigern?«
    Wieder einmal schien ihn ihr Sarkasmus nicht zu treffen - was sie zusehends wütender machte. Er wirkte jedoch unverkennbar angespannt. »Einst wollte ich die Gralsgeheimnisse auch unbedingt lüften. Und infolge meines Handelns starb ein Mann.«
    »Oh.« Kein Wunder, dass er sie warnen wollte. Was sie als Überheblichkeit gedeutet hatte, war in Wahrheit etwas gänzlich anderes gewesen. Was für ein dummes Weibsbild sie doch war!
    Zögernd streckte sie die Hand nach ihm aus und legte sie in seine Ellbogenbeuge, gleich oberhalb seines aufgerollten Hemdsärmels. »Möchten Sie darüber reden?«
    Sein Blick fiel auf ihre Hand, so rasch und so eindringlich, dass Pru zu spüren glaubte, wie er sich in ihre Haut brannte. Dennoch zog sie die Hand nicht zurück. Ihr Gefühl sagte ihr, dass er wie ein wildes Tier war, das zuschlug, sollte sie sich zu hastig bewegen.
    Langsam wanderten seine Augen ihren Arm hinauf bis zu ihrem Gesicht, was ihr eine Gänsehaut machte. Kaum begegneten sich ihre Blicke, überkam sie eine mächtige Empfindung. Das Leuchten, das sie vorher in seinen Augen gesehen hatte, war wieder da und ließ sie gleichsam von innen erstrahlen. Es musste am Mondlicht liegen, denn niemand besaß solch leuchtende, solch wunderschöne Augen. Ihr war, als würde er sie mit seinem Blick anlocken, zu sich ziehen. Sie fühlte, wie ihr Körper sich ihm entgegenbeugte, während ihre Lunge nach Atem rang. Es war vollkommen überwältigend.
    Als sich seine sinnlichen Lippen ein wenig öffneten, enthüllten sie erstaunlich weiße Zähne. Waren das seine Eckzähne, die sie in der Dunkelheit aufblitzen sah? Nein, es musste sich um eine Lichttäuschung handeln.
    »Sie wollen mich doch nicht wieder beißen, oder?«
    Er fuhr zusammen und entzog ihr dabei seinen Arm. Dann schüttelte er den Kopf, als, wollte er seine Gedanken vertreiben. »Was?«
    Unweigerlich musste Pru lächeln, denn nun begriff sie, dass er - wenn auch

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