Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katryn Smith
Vom Netzwerk:
verkörperte alles, was hell, graziös und voller Leben war, er hingegen die Finsternis par excellence. Dennoch konnte er eine ge wisse Verbundenheit nicht leugnen, auch wenn Prudence für alles stand, was ihm verwehrt war.
    Das war nicht gut. Ganz und gar nicht gut, denn es machte sie umso verlockender.
    »Vielleicht«, antwortete er knapp, fügte allerdings lächelnd hinzu, um sie nicht zu beleidigen: »Ich sollte mich jetzt wieder auf mein Zimmer begeben. Ich danke Ihnen für den Spaziergang und die angeregte Unterhaltung, Miss Ryland. Es ist viel zu lange her, seit ich die Gesellschaft einer Dame genoss, die sich ihres Verstandes so erfreulich bedient wie Sie.«
    Bei seinem Lob errötete sie, worauf sein Kiefer schmerzte - wie auch andere Teile seiner Anatomie, unter anderem sein Herz.
    »Ich gehe oft erst bei Sonnenaufgang ins Bett«, gestand sie. »Vielleicht können wir gelegentlich wieder einen nächtlichen Spaziergang unternehmen.«
    Das wäre ein Riesenfehler, war Chapel sicher. »Das werden wir gewiss.«
    Er wünschte ihr eine angenehme Ruhe, nachdem sie zusammen die Treppe hinaufgegangen waren - was sich unangenehm vertraut anfühlte , und verließ sie, um zu seinem Zimmer zu gehen.
    Die Sonne ging bereits auf, als Chapel zwischen die kühlen Bettlaken schlüpfte. In dem Raum war es stockdunkel, doch nichts außer ein paar schweren Vorhängen vorm Fenster und um sein Bett herum trennte ihn vom sicheren Tod.
    Ein besserer Mann wäre hinaus ins grelle Licht gegangen, um sich dem Schicksal zu stellen, das er verdiente. So hatte es Dreux getan. Aber Chapel hatte es nicht eilig, in die Verdammnis zu gelangen, die ihn erwartete. Er wollte zuvor lieber alle Chancen auf Erlösung nutzen, die sich ihm boten, und selbst wenn es ewig dauerte.
    Der Gott, an den er glaubte, war nicht so grausam, Chapels Bemühungen zu ignorieren. Die Gattung der Vampire ging auf Lilith zurück, auf das erste Weib Adams und die Konkubine des gefallenen Engels Sammael. Sammael machte seine Geliebte zur Dämonenfürstin, und sie gebar die ersten Vampire. Zwar konnte solchen Wurzeln nichts Gutes entspringen, aber er weigerte sich, seine Seele vollends verloren zu sehen. Molyneux erzählte ihnen wieder und wieder, dass Gott die Vampire in die Nacht verdammt hatte, aber Er verschonte sie auch, und das wiederum musste bedeuten, dass es einen Plan gab, selbst für Chapel und seinesgleichen.
    Der Blutgral, wie sie den Kelch nannten, der Chapel und seine Freunde in bluttrinkende Unmenschen verwandelt hatte, war mit dem Geist Liliths durchtränkt gewesen. Zur Strafe für ihren Verrat an Sammael hatte dieser sie in dreißig Silberlinge verwandelt. Durch Lilith nämlich hatte Gott erfahren, dass die Engel auf Erden, seine menschlichen Kinder, sich gegen ihn verschworen hatten. Daraufhin verfluchte Sammael sie und machte sie zu Silber, das von Mensch zu Mensch herumgereicht wurde. Judas Ischariot war einer der Männer, die das Silber erhielten.
    Kurz nach Judas' Verrat an Christus wurde das Silber zu einem Kelch geschmiedet. Niemand wusste, wann die Templer an das Gefäß gelangt waren, nur dass sie es vor der Welt verstecken wollten.
    Bis Chapel in dem Glauben daraus getrunken hatte, der Kelch würde sein Leben retten. Und dann, als sie gesehen hatten, wie seine Wunde hellte, hatten seine Freunde gedacht, es wäre der Heilige Gral, und ebenfalls getrunken. Sie alle wurden mit Liliths Fluch belegt.
    Zunächst war die Macht wundervoll gewesen, süchtig machend geradezu. Für einige Zeit hatte er sogar Marie darüber vergessen. Aber dann tötete Dreux sich, weil er die Unsterblichkeit nicht ertrug - die Unmoral. Und in diesem Moment hatte sich alles grundlegend für die Übrigen verändert.
    Nun war er mit Molyneux hier, um die Nachforschungen zu überprüfen. Falls der wahre Gral gefunden wurde, sollte er ihn für das Heilige Römische Reich einfordern. War es der Blutgral, musste er verhindern, dass er in falsche Hände geriet und missbraucht wurde, und die Menschen vor Temple schützen, der sich nach Jahren in der Abgeschiedenheit und ohne Blut in einem Zustand gleich einem Wildtier befinden dürfte.
    Blut allein konnte den Dämon in Chapel im Zaum halten. ohne es wurde selbiger Dämon fordernd wie ein verzogenes Kind, was schlimmer und schlimmer wurde, bis der Vampir jede Kontrolle über ihn verlor und von mörderischer Blutrünstigkeit ergriffen wurde. Chapel hatte es einmal bezeugt - als Dreux seine Blutlust zu lange unterdrückte. Es hatte ihn

Weitere Kostenlose Bücher