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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katryn Smith
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Gral. Bisher hatte er kaum über die Möglichkeit nachgedacht, dass er in den Ruinen versteckt sein könnte. Bisher hatte er all seine Energie auf den Schutz des Blutgrals gerichtet. jetzt aber, da er ahnte, weshalb Pru unbedingt den Kelch finden wollte - warum sie sich regelrecht obsessiv für die Legende interessierte , wünschte er sich ebenfalls inständig, dass er dort sein mochte.
    Nein, lieber beobachtete er ihre Familie, statt darüber nachzudenken, was Pru fehlen könnte und welche Wunder in greifbarer Nähe sein mochten. Ihr Vater stand bei seinen Töchtern, deren Ehemänner ein Stück weiter auf dem Korridor verweilten - nahe genug bei ihren Frauen und zugleich weit genug weg, um die Familie für sich sein zu lassen. Sie unterhielten sich leise, wobei sie äußerst besorgt und ängstlich wirkten, so dass Chapel zunehmend unbehaglich wurde.
    Thomas Ryland sah müde, eingefallen und furchtsam aus, wie auch seine drei Töchter. Matilda rang die Hände, stand zwar aufrecht da, doch ihr Kinn bebte. Georgiana saß neben Caroline und hielt ihre Hand. Könnte Entschlossenheit eine Krankheit kurieren, würde sich wohl am ehesten Georgiana eignen, ihre Schwester zu hellen. Und Caroline, die arme süße Caroline, nagte an ihrer Unterlippe, um nicht zu weinen.
    Sie machten sich entsetzliche Sorgen.
    Gern hätte Chapel sie irgendwie getröstet, nur leider war er darin nicht besonders gut. Gleichzeitig hätte er sich auch gern von ihnen trösten lassen, aber er kannte Pru noch nicht lange und war kein Familienmitglied, also wie sollten sie ahnen, was er für Pru empfand?
    Ihre Familie konnte nicht wissen, dass er mit Freuden alles an Seele verkaufen, eintauschen oder zerstören würde, was er noch besaß, wenn Pru dadurch wieder gesundete. In der kurzen Zeit, die er in Rosecourt war, hatte er sie lieb gewonnen, mehr noch: Sie hatte begonnen, ihm wichtig und teuer zu sein.
    Die Tür ihres Zimmers öffnete sich, und Chapel sprang auf. Außer Molyneux schien niemandem aufzufallen, dass er für einen Mann seiner Größe außerordentlich agil war. Doch anstelle eines tadelnden Blickes warf der Priester ihm ein zuversichtliches Lächeln zu.
    War seine Sorge um Pru ebenso offensichtlich wie die Familie?
    Der Arzt, ein großer schlaksiger Mann mittleren Alters mit schütterem dunklem Haar, würdigte ihn eines kurzen Seitenblickes, bevor er sich an Prus Vater wandte.
    »Miss Ryland ruht jetzt«, erklärte er ihm. »Ich gab ihr etwas gegen die Schmerzen, das ihr helfen sollte, die Nacht durchzuschlafen.«
    »Geht es ihr ... gut?«, fragte Matilda, die mütterlichste der drei Schwestern.
    Der Doktor - er hieß Higgins oder so ähnlich - lächelte sie an. »Sie hat keine Schmerzen mehr, und ich gehe davon aus, dass sie morgen früh schon deutlich wohler sein wird.«
    Chapel war nicht der Einzige, der bemerkte, dass der Doktor ihre Frage nicht beantwortet hatte. Auch Matilda schien nicht überzeugt und drehte sich zu ihrem Vater.
    Thomas Ryland seufzte. »Was ist mit ihrem Zustand, Philip? Hat er sich verschlechtert?«
    Zustand? Chapel sah zu Higgins, dessen Antwort er kaum erwarten konnte.
    »Der Krebs schreitet weiter fort«, erklärte Higgins im selben ruhigen Tonfall wie zuvor, »womit wir ja bereits rechneten. Aber Prudence ist genauso kämpferisch wie ihr Vater, und ich würde meinen, dass sie noch eine Welle bei uns bleibt.«
    Krebs. Chapel musste sich an die Wand lehnen. Jesus! Er wusste, dass es ernst sein musste, aber ... Krebs!
    Sein letzter Priester war an Magenkrebs gestorben. Es war entsetzlich anzusehen gewesen, wie ein rüstiger und lebensfroher Mann rapide verfiel und am Ende nur noch eine zerbrechliche Hülle seiner selbst war. Chapel hatte ihn überhaupt nicht mehr wiedererkannt.
    Die Vorstellung, dass Pru ein solches Schicksal bevorstand, verursachte ihm geradezu Übelkeit.
    Und sie machte ihn wütend, hinreichend wütend, um lieber niemandem in die Augen zu sehen. Sie würden zweifellos erkennen, wie unmenschlich er war.
    Krebs war etwas, das er weder besiegen noch töten noch einschüchtern konnte. Den Krebs scherte nicht, wer oder was Chapel war. Krebs war eines der wahren Monstren auf dieser Welt. 0 ja, er könnte Pru zu dem machen, was er selbst war, und damit wäre der Krebs zerstört, der sie tötete.
    Aber es könnte auch Pru zerstören. Gott weiß, es hatte Marie vernichtet. Ob es ihn selbst zerstört hatte oder nicht, vermochte Chapel nicht zu sagen.
    »Dürfen wir zu ihr?«, fragte Caroline.
    Higgins

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