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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katryn Smith
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und den bekam sie auch.
    Außerdem war er gleich rechts von Chapel. War das ebenfalls geplant? Ihren Schwestern war nicht anzusehen, dass sie es extra so eingerichtet hatten, aber das besagte nichts.
    Nachdem sie sich hingesetzt hatte, sprach Chapel zunächst nicht, beobachtete sie Jedoch aufmerksam wie ein Kindermädchen, das die ersten Schritte seines Zöglings überwachte. Er reichte ihr die Schalen und Platten mit dem Essen und hielt sie, während sie sich etwas nahm, sagte aber kein Wort.
    Um die Situation weniger unangenehm zu machen, blieb ihr lediglich, so zu tun, als wäre nichts.
    Pru löffelte sich reichlich Bratensauce auf das Fleisch auf ihrem Teller und fragte dabei: »Genießen Sie den Abend bisher, Mr. Chapel?«
    Er lächelte, allerdings wirkte es ein bisschen aufgesetzt. Seine Augen blieben dunkel vor Sorge. »Das tue ich jetzt, Miss Ryland.« Dann reichte er ihr die Schale mit den Kartoffeln. »Möchten Sie vielleicht ein paar Kartoffeln für Ihre Sauce?«
    Er neckte sie. Damit hatte sie nicht gerechnet, war jedoch hocherfreut. Sie blickte auf ihren Teller, auf dem alles in brauner Sauce schwamm, und schmunzelte. »Ja, sehr gern, aber dann brauchte ich mehr Sauce. Ich glaube nicht, dass ich genug habe, um auch noch Kartoffeln hinreichend zu bedecken.«
    Diesmal kam sein Lächeln auch bei seinen Augen an, und sie war mächtig stolz, das erreicht zu haben.
    Nach dem Dinner begab die versammelte Gesellschaft sich in den Salon, um Drinks zu nehmen und sich ein wenig zu zerstreuen. Pru hegte nicht den geringsten Zweifel, dass gerade Letzteres ihretwegen stattfand -und um alle anderen von ihrem gestrigen Zusammenbruch abzulenken.
    Pater Molyneux unterhielt sie mit Geschichten von seinen weiten Reisen. Prus Lieblingsanekdote war die von dem singenden Kamel, das, wie sich zwangsläufig herausstellte, überhaupt nicht singen konnte. Vielleicht war sie hoffnungslos naiv, aber sie hätte nie vermutet, dass ein Priester derart welterfahren wäre, ganz zu schweigen von seiner toleranten Haltung gegenüber anderen Kulturen und Völkern.
    »Mr. Chapel«, sagte sie, als der Priester erklärte, er hätte nun genug geredet, »Sie müssten ebenfalls einige interessante Abenteuer erlebt haben. Wollen Sie uns daran teilhaben lassen?«
    Er sah aus, als würde er sich lieber die Hand von Mäusen abknabbern lassen. »Leider tauge ich nicht zum Geschichtenerzähler, Mademoiselle Ryland.«
    »Unsinn!«, platzte es aus Molyneux hervor, der seine Teetasse schon fast an die Lippen gehoben hatte. »Erzähl uns eine dieser Geschichten, die du über jene Ritter gehört hast!«
    Lag es am Licht, oder spielte ihre Phantasie ihr Streiche? Chapel sah aus, als wollte er Molyneux ohrfeigen.
    Und Ritter? Chapel schien nicht der Typ ... nein, Moment! Bei näherem Hinsehen sah er sehr wohl wie jemand aus, der Geschichten über Ritter und ihre kühnen Abenteuer kannte. Mehr noch, man konnte sich ohne weiteres ihn als Ritter in glänzender Rüstung und mit einem Schwert an seiner Seite vorstellen, hoch auf einem imposanten Pferd sitzend.
    Kindisch und romantisch, wie es sein mochte, gefiel ihr dieses Bild sogar recht gut.
    »Ja«, mischte sich nun Marcus ein, der Chapel mit einem Blick betrachtete, den Pru nicht zu deuten wusste. »Erzählen Sie uns eine Ihrer Rittergeschichten, Mr. Chapel! Vielleicht eine über de Foncé.«
    Chapel sah zunächst Marcus an, ohne eine Miene zu verziehen, dann jedoch mit einem flehentlichen Ausdruck zu Pru, als wollte er sie bitten, ihn zu erlösen. Wer immer dieser de Foncé sein mochte, offensichtlich wusste Marcus von ihm.
    Und da sie es nicht ausstehen konnte, etwas nicht zu wissen, lächelte Pru und sagte: »Ich für meinen Teil würde liebend gern Geschichten über Ritter hören.«
    Die anderen pflichteten ihr bei. Und wie jeder gute Mann, der erkannte, wann er geschlagen war, nahm er seine Niederlage seufzend und mit einem Lächeln hin. »Nun gut.«
    Er begann die Geschichte, indem er von dem Ritter namens Severian de Foncé erzählte. Er war ein junger kühner Mann gewesen, der glaubte, dass sein Schwert und sein Gottvertrauen alles Böse von ihm fernhielten. Diese Überheblichkeit indessen machte ihn zu kühn, und so geriet er oft in Situationen, aus denen er nur dank seiner treuen Freunde und Gefährten einigermaßen unbeschadet wieder herauskam.
    Severian war in eine junge Frau namens Marie verliebt. Sie entstammte einer wohlhabenden Familie, weshalb Severian sich fortwährend zu beweisen strebte,

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