Unsterbliches Verlangen
Schenkels, weit oben, wo er mit den Fingern in sie eintauchte, während er trank. Oder er könnte sie dort beißen, zwischen ihren feuchten Schamlippen, und sie zum Höhepunkt bringen, während er seinen Hunger stillte.
Aber sie würde ihn nicht sättigen. Dafür hatte er in letzter Zeit zu wenig Nahrung gehabt. Und sollte er jetzt die Kontrolle verlieren, würde er sie töten, ebenso wie Dreux jenes arme Mädchen in der Nacht tötete, bevor er sich selbst umbrachte.
O Gott!
»Es tut mir leid.« Das mochte banal klingen, doch er wollte sie wissen lassen, dass sie nichts falsch gemacht hatte. »Ich bin nicht ... es tut mir leid.« Mit diesen gestammelten Worten drehte er sich auf dem Absatz um und floh. Er rannte am Haus vorbei in die Dunkelheit auf der anderen Seite. Seine Augen erkannten jedes Hindernis, jede Vertiefung, jede Strauchwurzel. Er lief weit weg, dorthin, wo es für menschliche Augen viel zu dunkel und er sicher war. Dann stieg er in den Himmel auf und rauschte in die nächstgrößere Stadt.
Tief im Innern wusste er, dass falsch war, was er vorhatte, doch es musste sein. Er durfte andere nicht mehr in Gefahr bringen, indem er hungrig blieb. Schließlich wusste er, was seinen Hunger stillen konnte.
Also würde er herausfinden, ob Molyneux' Theorie stimmte. Das bedeutete, dass er alles von sich wies, woran er glaubte und woran er sich klammerte. Es musste sein, denn er würde Prus Sicherheit nicht zugunsten seiner Überzeugungen aufs Spiel setzen.
Er brauchte die Gewissheit, dass er, falls er Prus Blut wollte, sich vertrauen könnte, sie nicht zu töten. Das konnte er im Moment nicht. Lieber würde er in der Morgendämmerung verbrennen, als sie zu verletzen. Nicht sie!
Eine lange Zeit flog er durch die Nacht. Besorgt war er nicht, denn die Nacht war noch jung, und er könnte rechtzeitig zurück sein, um den Keller zu überprüfen, bevor Marcus hineinging. Und falls er doch aufgehalten werden sollte, war Molyneux da, der darauf achten würde, dass alles so ablief, wie es sollte. Molyneux würde Marcus nicht allein in den Keller lassen. Er mochte ein alter Priester sein, aber er war immer noch ein ausgekochter Bursche.
Nach allem, was Marcus ihm neulich Abend erzählt hatte, traute Chapel ihm durchaus zu, früher als angekündigt in den Keller hinunterzusteigen. Allerdings wäre er wohl kaum dumm genug, es während der Dunkelheit zu tun. Was er ihm jedoch allemal zutraute, war, dass Marcus bei Tagesanbruch hineinging, weil die Leute glaubten, dann wären die Vampire besonders schwach.
Was Unfug war. Die heiklen Stunden, wenn die Nacht schwand und der Tag anbrach, waren die, in denen ein Vampir am gefährlichsten war. Temple wäre müde, sein Überlebensinstinkt indessen würde mit voller Wucht einsetzen. Bei Tagesanbruch konnte ein Vampir extrem unberechenbar und gereizt sein.
Deshalb hatte Chapel den alten Priester gebeten, Greys Zimmer im Auge zu behalten. Chapel wäre für diese Aufgabe ungeeignet, sobald die Sonne aufging, wohingegen Molyneux dafür sorgen konnte, dass Marcus nicht in den Keller gelangte.
Er musste allerdings zugeben, dass ihm im Moment ziemlich gleichgültig war, was Marcus Grey anstellen könnte oder ob. der Mann dumm genug war, eine Begegnung mit Temples Zorn zu riskieren. Chapel war einzig auf seinen Hunger konzentriert.
Und er konnte sich entschuldigen, wie immer er wollte, sein Handeln mit allen möglichen fadenscheinigen Argumenten rechtfertigen, letztlich lief alles auf dasselbe hinaus: Er war im Begriff, den Schwur zu brechen, den er an jenem Tag geleistet hatte, als Dreux Selbstmord beging. Nach Hunderten von Jahren gab er seiner finsteren Natur nach.
Seiner wahren Natur.
Sein Ziel fand er mühelos. Das Haus stand seit vielen Jahren an dieser Stelle, war von einer Generation zur nächsten weitergereicht worden, manchmal innerhalb der Familie, manchmal durch Verkauf, und manchmal hatten die Besitzer es auch einfach verspielt. Die Bewohner blieben derweil ihrem Gewerbe treu. Chapel war nie drinnen gewesen, wusste jedoch, dass Reign häufig herkam, um ... zu entspannen.
Die Bordellwirtin blickte auf, als er eintrat, und ein Strahlen huschte über ihr Gesicht.
»Guten Abend, Sir. Womit darf ich Sie erfreuen?«
»Ich brauche Mädchen.« Er klang nach wie vor gereizt, wenn auch nicht mehr so sehr wie vorhin.
Die Frau lächelte. »Natürlich. Kommen Sie mit mir!«
Er folgte ihr einen schmalen Korridor hinunter in einen Salon, wo ein Dutzend Prostituierte in knappen,
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