Unsterbliches Verlangen
um. »Ich lebe, weil ich Ihm Pru nicht überließ, nicht bevor ich muss. Deshalb lebe ich!«
Molyneux wurde kreidebleich. »Du hast doch keine dieser Frauen getötet, nicht wahr?«
»Natürlich nicht«, antwortete er gereizt.
Die Erleichterung des Priesters war fast greifbar. »Gut. Dann besteht kein Grund, weshalb du dich selbst quälen solltest. Hättest du es nicht getan, wärst du wohl kaum imstande gewesen, Miss Ryland zu helfen.«
Chapel verzichtete darauf, ihm zu erzählen, dass diese Frauen wahrscheinlich Pru vor seinem Hunger retteten. Und er verriet ihm auch nicht, dass er mit Freuden zwanzig Menschen getötet hätte - Männer oder Frauen
könnte er Pru auf diese Weise ihr Leben sichern. Zum Teufel, er würde sie verwandeln, wenn es nicht bedeutete, ihre Seele zu verdammen!
Doch so bereitwillig er auch für sie töten würde - er wagte nicht, sie zu verwandeln, weil er wusste, dass er es nicht für sie täte.
Er täte es für sich.
Blut füllte Marcus' Mundhöhle. Er spuckte es einem der Männer auf den Stiefel, die ihn festhielten, damit er ihren Anführer nicht wieder attackierte. Zwar wehrte er sich nicht gegen sie, aber er hielt die Muskeln angespannt, damit er jederzeit losschlagen konnte, sollte sich die Möglichkeit ergeben.
Er war hergekommen, um nach Antworten zu suchen, nach einem Weg, wie er abwenden konnte, was seine Zusammenarbeit mit diesen Männern mit sich brachte. Stattdessen stieß er auf mehr Lügen und mehr Betrug.
Er war außerstande gewesen, seine Wut zu zähmen, als er daran dachte, was diese Leute ihn gekostet hatten - was sie Pru kosteten. Also hatte er einfach angegriffen und war geradewegs auf den Mann losgegangen, der für all das verantwortlich war.
Nun starrte er den Mann vor sich wutentbrannt an, denselben Mann, der ihn geschlagen hatte, bevor er sich dem älteren weiter hinten zuwandte, der sich mit einem schneeweißen Taschentuch den Mundwinkel tupfte.
Der Mann, von dem er gehört hatte, wie er mit Magus angesprochen wurde, richtete seinen finsteren Blick auf Marcus. »Sie sind mutig und dumm, Mr. Grey. Was hatten Sie zu erreichen gehofft, indem Sie herkamen und mich angriffen?«
»Sie waren in dem Keller.« Marcus' Kinn tat weh, weil er die Zähne angestrengt zusammenbiss, um sich nicht gegen die beiden zu wehren, die ihn festhielten. Zugleich trat er gegen die Leiche zu seinen Füßen, die er selbst hergebracht hatte. »Er ist einer von euch, stimmt's?«
Magus blickte kurz auf den Toten, leugnete es aber nicht. »Wir haben den Heiligen Gral nicht gefunden, falls Sie das denken .«
Marcus hielt seinem Blick stand, obwohl er ihm eine Gänsehaut bereitete. Er bezweifelte, dass sie zugeben würden, den Gral gefunden sie haben, auch wenn sie es hätten. Sie waren hinreichend verschlagen, um den Besitz eines solchen Gegenstandes geheim zu halten. »Was haben Sie gefunden?«
Blutleere Lippen formten ein hinterhältiges Lächeln. »Nur Ungeziefer. Alte Relikte. Nichts, was Sie interessieren würde.«
Marcus' Herz setzte kurz aus. Es war die Art, wie Magus sprach. ja, er war zu Schlau, um genauer zu werden, zugleich jedoch stolz genug, um zu prahlen. Ungeziefer. Relikte. Temple. Der Blutgral. Mochte Gott ihnen allen beistehen!
»Sie hatten mir ein Gespräch mit Temple zugesichert.« Als wäre das jetzt noch wichtig! Anfangs war er sogleich auf die Chance eingegangen, von Dreux Beauvrai und der Kreatur zu erfahren, zu der er geworden war. Er wollte die dunklen Geheimnisse aus der Vergangenheit seiner Familie lüften. Und, ja, die Vorstellung von Unsterblichkeit hatte ihn gereizt. Aber jetzt ... jetzt schien all das so dumm und nichtig, wenn er es mit Prus Kampf um ein bisschen Leben verglich.
Was hatte er getan? Zumindest hatte das Gift Pru nicht getötet. Aber der Gral war nicht da gewesen. Und sie hatten ihm den Gral versprochen. Im Gegenzug hatte er ihnen Stillschweigen zugesichert. Niemand sollte erfahren, dass sie etwas mit alldem zu tun hatten.
Vor allem aber hatte er Pru den Gral quasi zugesagt. Sein Glauben daran, dass in dieser Ruine etwas war, das sie retten könnte, hatte sie beinahe getötet.
Versprechen bedeuteten den Männern nichts. Das Einzige, was sie verstanden, war Macht. Und die besaßen sie jetzt.
Er konnte nur hoffen, dass Pru ihm vergeben würde dass Chapel ihm helfen würde, statt ihn zu töten. Dass er ihm half, das hier irgendwie wieder zu richten.
»Soll ich ihm noch einmal einen Hieb versetzen, Herr?«, fragte der Mann, der ihn
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