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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katryn Smith
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Sie auch nichts, indem Sie sich rösten.«
    Chapel bejahte stumm, hatte jedoch seine liebe Not, seine Enttäuschung und Wut zu unterdrücken. Er würde sich in seinem verdunkelten Zimmer verstecken wie eine Schlange unter einem Stein, bis es wieder sicher war hervorzukriechen. Und dann musste die kleine Pru sich ihm stellen. Bis dahin konnte er ein paar Stunden warten.
    Was hatte er schließlich, wenn nicht Zeit?
     

Kapitel 16
    Marcus sah nicht auf, als Pru in den kleinen Salon kam, den er als Studierzimmer nutzte. Er saß über einen Stapel Papiere sowie eine Zeitung gebeugt, die stark vergilbt war. Sein Haar wirkte zerzaust, und während er in ein Notizbuch schrieb, fuhr er sich immer wieder mit einer Hand durch die dunklen Locken.
    »Haben Sie es gewusst?«
    jetzt blickte er auf. Er schien überrascht, Gesellschaft zu bekommen, nicht aber, dass sie es war.
    Er grüßte sie nicht einmal. »Sie meinen das mit Chapel?«
    Pru nickte. »Selbstverständlich.«
    Seufzend nahm Marcus die Hand aus dem Haar und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er sah furchtbar aus. Sein Hemd war zerknautscht, doch wenigstens sauber. Nach der Schlacht im Salon vorhin hatte er sich immerhin umgezogen. Nun sah er wieder mehr wie der Marcus aus, den sie kannte und mochte, nicht wie der Fremde, den sie heute Morgen erlebt hatte.
    Wenn sie daran dachte, dass es erst Stunden zurücklag, seit Männer hergekommen waren, um sie und ihre Familie zu töten! Wenige Stunden bloß, seit sie erfahren hatte, dass Chapel nicht menschlich war und bereits annähernd zwölf Lebensspannen gelebt hatte, während ihr nicht einmal eine einzige vergönnt war. Und dann fand sie auch noch heraus, dass Marcus sich mit ihr angefreundet hatte, weil diese furchtbaren Männer ihn drängten, es zu tun.
    Dennoch, so gern sie sich an ihrem Gefühl festhalten würde, sie wäre schändlich betrogen worden, sie konnte es nicht. Marcus hatte ihr geholfen und sich als wahrer Freund erwiesen, indem er seine eigene Sicherheit für sie riskierte. Er tat, was er getan hatte, weil es ihm die Chance bot, mehr über seine Familie zu erfahren, was er bereits seit Jahren wollte. Das konnte sie ihm nicht vorhalten.
    Und Chapel hatte nicht bloß ihr Leben, sondern das Familie ebenfalls gerettet. Wie sollte sie hin deshalb böse sein?
    Nicht zuletzt war sie nicht gänzlich unschuldig an alldem. Ihr egoistischer Wunsch, ihr Leben zu verlängern, hatte dieses ganze Desaster erst möglich gemacht. Der Orden wäre nicht imstande gewesen, Marcus zu benutzen, um an sie heranzukommen, wäre sie nicht so von dem Gral besessen gewesen. Seinerzeit, als sie lediglich von der Geschichte fasziniert gewesen war, wäre sie nicht so übereilt in eine Falle getappt.
    Aber auch das war nicht der Grund für ihre Verbitterung. Ohnehin war sie sinnlos, obwohl sie hätte lügen müssen, wenn sie behauptete, dass sie keine Schuldgefühle wegen ihrer Beteiligung an dem hegte, was letztlich zum heutigen Überfall geführt hatte.
    Sie blinzelte und stellte fest, dass Marcus sie schweigend beobachtete. »Ich weiß von Chapel, seit ich anfing, über Dreux Beauvrai zu forschen, allerdings kannte ich ihn da nicht als Chapel.«
    »Severian de Foncé.«
    »Ja. Seine seltsame Abneigung gegen Sonnenlicht und sein Hang zu nächtlichen Wanderungen machten mich neugierig. Ich sah noch einmal meine Notizen durch, und da fand ich es. eine Liste mit den Namen der Ritter, als sie sich in die Obhut der Kirche begaben. Chapel wurde als Severians neuer Name aufgeführt.«
    Dann wusste er es also noch nicht lange andererseits aber lange genug, um ihr die Information bewusst vorzuenthalten. »Warum haben Sie mir nichts gesagt?«
    Ein zaghaftes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, das ihn mehr wie den erwachsenen Mann wirken ließ, der er war. »Hätten Sie mir geglaubt?«
    Wahrscheinlich nicht. »Vielleicht.«
    Er lächelte breiter. »Sie hätten mich für verrückt gehalten.«
    Sie seufzte resigniert. »Na schön, hätte ich wohl, aber darum geht es nicht.« Sie nahm sich zusammen und sah ihn ernst an. »Sie haben mich belogen, Marcus.«
    »Ja.«
    Zumindest versuchte er nicht, es zu leugnen. Sie wartete, dass er etwas sagte, doch zunächst starrte er sie nur an. »Wollen Sie sich nicht entschuldigen?«, fragte sie schließlich.
    »Aber es tut mir nicht leid, dass ich gelogen habe.« Nur er konnte so etwas sagen und dabei immer noch unschuldig aussehen. »Es tut mir lediglich leid, dass Sie es herausgefunden haben und Ihre

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