Unten Am Fluss - Watership Down
das Gesicht und schlug die Augen auf.
Das erste, was er sah, war der mit Schlamm bepflasterte Pipkin, der einen Meter weiter auf die Böschung kroch. In gehobener Stimmung und voll Vertrauen – all seine Schrecken waren vergessen – kroch Hazel zu Pipkin hinüber, und zusammen schlüpften sie ins Unterholz. Er sagte nichts, und Pipkin schien das auch nicht von ihm zu erwarten. Im Schutz eines Haufens purpurnen Pfennigkrauts blickten sie zum Fluß zurück.
Das Wasser floß von der Brücke ab in ein zweites Becken.
Ringsherum waren beide Böschungen mit Bäumen und Unterholz dicht bewachsen. Und in dieser Art Sumpf konnte man schwer sagen, wo das Wasser endete und die Waldung begann. Pflanzengruppen wuchsen inner- und außerhalb der schlammigen Untiefen. Der Boden war mit feinem Schlick und Schlamm bedeckt, der zur Hälfte aus Wasser bestand, und da hinein hatten zwei Kaninchen, als sie sich ans Ufer schleppten, Furchen gegraben. Diagonal durch das Becken, vom Mauerwerk der Brücke nahe der gegenüberliegenden Böschung bis zu einem Punkt etwas unterhalb auf ihrer Seite, verlief ein Gitter aus dünnen, senkrechten Eisenstäben. Während der Erntezeit blieb das Flußunkraut, das in verfilzten Matten von den Fischgründen darüber angetrieben wurde, an diesem Gitter hängen und wurde von Männern in Wasserstiefeln aus dem Becken geharkt, aufgehäuft und als Dünger verwendet. Die linke Böschung war ein einziger großer Abfallhaufen von Unkraut, das zwischen den Bäumen faulte. Es war ein grüner, stinkender Ort, feucht und umfriedet.
»Guter alter Kehaar!« sagte Hazel, mit Befriedigung die absterbende Einsamkeit betrachtend. »Ich hätte ihm vertrauen sollen.«
Während er sprach, kam ein drittes Kaninchen unter der Brücke hervorgeschwommen. Sein Anblick, wie es in der Strömung gleich einer Fliege im Spinnennetz strampelte, erfüllte sie beide mit Angst. Einen anderen in Gefahr sehen kann beinahe so schlimm sein, wie sie zu teilen. Das Kaninchen stieß gegen das Gitter, trieb ein Stück an ihm entlang, geriet auf Grund und kroch aus dem schlammigen Wasser. Es war Blackavar. Er lag auf der Seite und schien Hazel und Pipkin nicht zu bemerken, als sie an ihn herantraten. Nach einer Weile begann er jedoch zu husten, erbrach etwas Wasser und setzte sich auf.
»Alles in Ordnung?« fragte Hazel.
»Mehr oder weniger«, sagte Blackavar. »Ist das für heute Abend alles, Sir? Ich bin sehr müde.«
»Ja, du kannst hier ausruhen«, sagte Hazel. »Aber warum hast du den Sprung aus eigenem Antrieb riskiert? Wir hätten schließlich untergegangen sein können.«
»Ich dachte, Ihr gabt einen Befehl«, erwiderte Blackavar. »Ach so«, sagte Hazel. »Nun, auf jeden Fall wirst du uns für einen ziemlich schlampigen Haufen halten, fürchte ich.
War, als du hineinsprangst, noch jemand da, der den Eindruck machte, als würde er kommen?«
»Ich glaube, sie sind alle ein bißchen nervös«, antwortete Blackavar. »Man kann es ihnen nicht verübeln.«
»Nein, aber leider kann alles mögliche passieren«, sagte Hazel aufgeregt. »Sie können alle tharn werden, wenn sie da sitzenbleiben. Die Männer kommen vielleicht zurück. Wenn wir ihnen nur sagen könnten, daß alles in Ordnung ist –« »Ich glaube, das können wir, Sir«, sagte Blackavar. »Wenn ich mich nicht irre, brauchen wir nur die Böschung dort hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunterzuschlüpfen.
Soll ich gehen?«
Hazel war aus der Fassung gebracht. Er hatte angenommen, dies wäre ein in Ungnade gefallener Gefangener aus Efrafa –
offenbar nicht einmal ein Mitglied der Owsla –, und er hatte soeben gesagt, daß er sich erschöpft fühle. Er wußte, was er seinem Ruf schuldig war.
»Wir werden beide gehen«, sagte er. »Hlao-roo, kannst du hier bleiben und Ausschau halten? Wenn sie Glück haben, werden sie zu dir durchkommen. Hilf ihnen, wenn du kannst.« Hazel und Blackavar glitten durch das tropfende Unterholz. Der Graspfad, der die Brücke überquerte, verlief über ihnen auf einer steilen Böschung. Sie kletterten die Böschung hinauf und lugten vorsichtig aus dem hohen Gras am Rande. Der Pfad war leer, und sie hörten und rochen nichts. Sie überquerten ihn und erreichten das Brückenende an der flußaufwärts gelegenen Seite. Hier fiel die Böschung beinahe senkrecht zum etwa zwei Meter tiefer gelegenen Fluß
ab. Blackavar kletterte ohne Zögern hinunter, aber Hazel folgte langsamer. Genau oberhalb der Brücke, zwischen ihr und einem Dornenbusch
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