Unten Am Fluss - Watership Down
die im Graben lag. Auf der Kiste saß Yona, der Igel. Auf seinen Stacheln steckten überall Heckenrosen, und er machte ein merkwürdig quietschendes, grunzendes Geräusch und schwenkte seine schwarzen Pfoten. Sie blieben stehen und sahen ihm zu.
›Was tust denn du da, Yona?‹ fragte Hufsa erstaunt.
›Ich singe den Mond an‹, antwortete Yona. ›Alle Igel müssen den Mond ansingen, damit die Schnecken kommen. Das weißt du doch sicher?
Schneckenmond, Schneckenmond, Gib deinem treuen Igel Segen!‹
›Was für ein entsetzliches Geräusch!‹ sagte El-ahrairah, und das war es wirklich. ›Gehen wir schnell weiter, ehe er all die elil um uns herbeiruft.‹ Und sie gingen weiter.
Nach einiger Zeit näherten sie sich einem Teich am Waldrand. Als sie herankamen, hörten sie ein Kreischen und Planschen, und dann sahen sie Hawock, den Fasan, im Wasser herumhuschen, und seine langen Schwanzfedern schwammen hinter ihm her.
›Was ist denn passiert?‹ sagte Hufsa. ›Hawock, bist du angeschossen worden?‹
›Nein, nein‹, erwiderte Hawock. ›Ich gehe immer bei Vollmond schwimmen. Mein Schwanz wächst dann länger, und außerdem würde mein Kopf ohne Schwimmen nicht rot, weiß und grün bleiben. Aber das wirst du sicherlich wissen, Hufsa. Jeder weiß das.‹
›Die Wahrheit ist, daß er sich nicht gerne von anderen Tieren dabei überraschen läßt‹, flüsterte El-ahrairah. ›Gehen wir weiter.‹
Etwas weiter kamen sie zu einem alten Brunnen neben einer großen Eiche. Der Farmer hatte ihn vor langer Zeit zugeschüttet, aber die Öffnung sah im Mondlicht sehr tief und dunkel aus.
›Ruhen wir uns ein bißchen aus‹, sagte El-ahrairah, ›nur kurz.‹ Bei diesen Worten kam ein höchst seltsam aussehendes Geschöpf aus dem Gras. Es ähnelte zwar einem Kaninchen, aber selbst im Mondlicht konnten sie sehen, daß es einen roten Schwanz und lange grüne Ohren hatte. In seinem Maul trug es das Ende eines der weißen Stengel, die die Männer verbrennen. Es war Rabscuttle, aber nicht einmal Hufsa konnte ihn erkennen. Er hatte Desinfektionsmittel für Schafe auf der Farm gefunden und sich hineingesetzt, um seinen Schwanz rot zu färben. Seine Ohren waren mit Girlanden von Zaunrüben geschmückt, und von dem weißen Stengel wurde ihm ganz schlecht.
›Frith behüte uns!‹ sagte El-ahrairah. ›Was kann das sein? Hoffen wir bloß, daß es nicht einer der Tausend ist!‹ Er sprang auf, bereit, davonzurennen. ›Wer bist du?‹ fragte er zitternd.
Rabscuttle spuckte den weißen Stengel aus.
›Also!‹ herrschte er ihn an. ›Also hast du mich gesehen, El-ahrairah! Viele Kaninchen erreichen ein hohes Alter und sterben, aber wenige sehen mich. Wenige oder gar keine! Ich bin einer der Kaninchen-Boten von Frith, dem Herrn, die bei Tag im geheimen auf der Erde umhergehen und jede Nacht in seinen goldenen Palast zurückkehren! Er erwartet mich gerade jetzt auf der anderen Seite der Welt, und ich muß schnell durch das Herz der Erde zu ihm gehen! Leb wohl, Elahrairah!‹
Das ungewöhnliche Kaninchen sprang über den Rand des Brunnens und verschwand in der Dunkelheit.
›Wir haben gesehen, was wir nicht sehen sollten!‹ sagte El-ahrairah mit schreckerfüllter Stimme. ›Wie entsetzlich ist dieser Ort! Gehen wir schnell fort!‹
Sie eilten weiter und kamen bald zu Fürst Regenbogens Mohrrübenfeld. Wie viele sie stahlen, kann ich nicht sagen; aber El-ahrairah ist, wie ihr wißt, ein großer Fürst, und zweifellos wandte er Kräfte an, die euch und mir unbekannt sind. Mein Großvater sagte jedenfalls immer, daß das Feld vor Morgengrauen kahlgeplündert war. Die Mohrrüben wurden tief unten in einem Loch in der Böschung neben dem Gehölz versteckt, und El-ahrairah und Hufsa machten sich auf den Heimweg. El-ahrairah sammelte zwei oder drei Anhänger um sich und blieb mit ihnen den ganzen Tag unter der Erde, doch Hufsa ging nachmittags hinaus, ohne zu sagen, wohin er ging.
Als an jenem Abend El-ahrairah und seine Leute unter einem zart geröteten Himmel mit silflay begannen, kam Fürst Regenbogen über die Felder. Hinter ihm liefen zwei große schwarze Hunde.
›El-ahrairah‹, sagte er, ›du bist verhaftet.‹
›Weswegen?‹ fragte El-ahrairah.
›Du weißt ganz genau, weswegen‹, sagte Fürst Regenbogen. ›Ich verbitte mir deine Schliche und deine Unverschämtheit, El-ahrairah. Wo sind die Mohrrüben?‹
›Wenn ich verhaftet bin‹, sagte El-ahrairah, ›darf ich doch wohl erfahren, weshalb? Es ist nicht fair, mir
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