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Unter allen Beeten ist Ruh

Unter allen Beeten ist Ruh

Titel: Unter allen Beeten ist Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
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vergeuden.
    »Peschmanns.« Luis spuckte den Namen aus, als hätte er einen schlechten Geschmack.
    Pippa drehte sich erstaunt um. »Nicht duzen?«
    Luis schüttelte bestimmt den Kopf. »Dat ham die sich verscherzt.«
    Er verschränkte die Arme vor der Brust und schob die Unterlippe vor. »Die verkoofen an Erdmann. Verräter.«
    »Kommt das nicht immer mal wieder vor, dass jemand seinen Garten verkauft?«
    »Nicht an Lutz Erdmann!«, sagte Luis heftig. »An jeden, aber nicht an Schmutz-Lutz!«
    »Auf die Gefahr hin, dass ich von der Insel gejagt werde«, tastete Pippa sich vorsichtig vor, »was genau ist so schlimm daran, dass die Peschmanns an Lutz …?«
    Weiter kam sie nicht.
    Luis sprang auf und begann, hin und her zu laufen. »Schlimm? Dat ist nicht schlimm, dat ist eine Katastrophe. Lutz macht vor nix halt. Der will alles. Die janze Insel. Wenn Peschmanns verkoofen, jehören dem schon vier Parzellen. Von zwölf!« Luis holte tief Luft. »Die Marthalers hatter ooch schon inne Mangel. Ida würd ja nicht verkoofen. Aber er, der Schluckspecht. Der macht allet zu Jeld. Leichtes Spiel für Lutz.«
    In diesem Moment ging die Tür auf, und Dorabella kam herein. Sie war ohne Krücken unterwegs und sah sehr zufrieden und entspannt aus.
    »Luis, was haben wir uns vorgenommen? Beim Essen nicht dieses Thema«, tadelte sie sanft.
    Luis stellte Dora einen großen Teller Eintopf hin und machte ein zerknirschtes Gesicht.
    »Meine Schuld. Ich will einfach alles wissen, was mit Schreberwerder zu tun hat«, verteidigte Pippa den Koch. »Es interessiert mich wirklich. Was will Lutz Erdmann denn mit den Parzellen?«
    »Er will die ganze Insel in seinen Besitz bringen und dann ein Hanf-Hotel bauen!«, sagte Dorabella.
    »Irjend so’n Öko-Quatsch, mit dem man de Leute de Kohle ausse Tasche zieht. Er will überall Hanf anpflanzen und damit kochen. Als ob der wat von Kochen vasteht!«, ereiferte sich Luis.
    »Aber das ist doch illegal!«, entfuhr es Pippa. »Was soll das werden: ein Paradies für Kiffer?«
    Dorabella lachte amüsiert. » Der Hanf doch nicht, meine Liebe.«
    »Der andere, aus dem man Seile und Stoffe macht«, warf Luis ein. »Damit kann man anscheinend Jeld vadienen. Richtich viel Jeld.«
    »Beruhige dich, Luis«, sagte Dorabella, »es gibt hier Gott sei Dank ein paar Leute auf der Insel, die niemals verkaufen werden, egal, welche Geschütze Lutz auffährt.«
    »Lasst mich raten«, sagte Pippa, »Viktor, die Wittigs, Herr X und ihr.«
    »Und die Kästners kricht’er ooch nich. Obwohl … die habm nich viel Jeld uff de hohen Kante. Wenn der denen een Anjebot macht, dat se nich ablehnen können …« Luis wiegte den Kopf. »Bei allen anderen bin ick ma ooch nicht sicha. Besonders bei Angelika, sie is ’ne …«
    Luis’ Satz blieb unvollendet, denn Nante kam herein, stutzte einen Moment, zog dann seinen Südwester aus und setzte sich zu Dorabella und Pippa. »Was immer der alte Grantler Ihnen auch gerade erzählt hat, Pippa: Angelika ist eine sehr nette und wirklich attraktive junge Frau, die …«
    »… leider sehr beeinflussbar ist«, vollendete Dorabella den Satz und sah Nante bedeutungsvoll an, der ihrem Blick schnell auswich.
    »Aber mit der Hälfte der Parzellen kann Erdmann doch nichts anfangen, oder?«, fragte Pippa.
    Luis setzte sich wieder an den Tisch. »Natürlich nich. Aber der wird nich lockerlassen. Der Kerl ist vor ein paar Tagen Dorabella so uffe Pelle jerückt, dass wa eingreifen mussten. Dem trau ick allet zu. Der war schon als kleener Bengel een arroganter Drecksack.« Luis schnaufte wütend und trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. »Der jeht üba Leichen, jede Wette. Sein Vater is ooch ziemlich plötzlich jestorben.«
    Dorabella seufzte betont theatralisch. »Bitte, Luis. Nicht schon wieder diese alte Geschichte. Gib uns lieber noch einen Nachschlag von deiner köstlichen Suppe. Aber für mich keine Würstchen mehr, mein Lieber. Sonst passe ich später nicht mehr in meinen Rollstuhl.«
    Während Luis ihrer Aufforderung nachkam, linste Pippa unauffällig auf ihre Armbanduhr.
    Dorabella hatte ihren Blick aufgefangen und lächelte. »Und, Pippa, ich darf doch du sagen?«
    Pippa nickte.
    »Wenn ich hier fertig bin, würdest du mich dann nach Hause begleiten? Nante muss gleich wieder aufs Schiff, und Luis hat noch andere hungrige Mäuler zu füttern. Dann wird es hier für mich langweilig.«
    Pippa grinste. »Ausgesprochen gerne. Meinen Rotwein trinken wir dann beim Sonnenuntergang, oder?

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