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Unter aller Sau

Unter aller Sau

Titel: Unter aller Sau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Limmer
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Giselas lahmer Versuch, Erwin und Richie in Schutz zu nehmen, befeuerte Lederers Wutanfall zusätzlich.
    »Ich revidiere meine Aussage! Sie sind nicht dumm, Sie sind hinterhältig und borniert!« Geifer tropfte ihm aus den Mundwinkeln. »Sie halten doch alle zusammen hier! Sie sind keine Polizisten, Sie sind Sektierer, die sich verschworen haben, jeden unliebsamen Gegner an Ihrem zweifelhaften Kodex zerschellen zu lassen! Ich werde dafür sorgen, dass Sie alle zur Rechenschaft gezogen werden! Alle!«
    Niemand war zu einem Wort fähig, nachdem Lederer mit sich überschlagender Stimme geendet hatte. Erwin linste zu Gisela hinüber.
    »Was meint er?«
    »Dass wir was gegen ihn haben.«
    Lederer wischte sich mit einem blütenweißen Stofftaschentuch den Mund trocken. Sein Atem ging immer noch schnell, aber seine Augen waren wieder klar.
    »Ja, sicher. Stellen Sie mich nur als paranoid hin, Frau Kollegin. Damit werden Sie nicht durchkommen. Meine Reputation wird diesem jämmerlichen Angriff auf meine Glaubwürdigkeit ohne Mühe widerstehen.«
    Gisela hatte keine Lust, den Hasstiraden gegen sich und ihre Männer weiter zuzuhören.
    »Ich schau noch mal, wo er sein könnte.« Sie wirbelte herum, kehrte ins Haus zurück. Erwin folgte ihr.
    »Wart, ich komm mit.« Ludwig eilte Gisela und Erwin nach. Er kannte sie gut genug, um zu wissen, wie sehr sie Lederers Worte verletzt hatten.
    Der Straubinger atmete tief und gleichmäßig durch, brachte sein vegetatives Nervensystem langsam wieder unter Kontrolle.
    »Sie sind so eine dumme Sau.«
    Lederer drehte seinen Kopf in die Richtung, aus der die leise Stimme gekommen war. Jakob wirkte traurig, während er sprach.
    »Die Gisela ist der feinste Mensch, den Sie sich nur vorstellen können. Dagegen sind Sie ein armseliger Wicht.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, stolzierte Jakob ebenfalls ins Haus. Lederer stieß ein ungläubiges Lachen über diesen alten Deppen aus, suchte Zustimmung von dem Streifenbeamten. Der presste nur die Lippen zusammen, schaute weg. Den Kommissar überkam plötzlich eine schwarze Leere. Die Wahrheit auszusprechen machte einsam. Sein Seufzer hallte in dem endlosen Abgrund seiner Seele quälend laut wider.
    Erwin entdeckte es als Erster.
    »Das Gewehr ist weg.«
    Gisela streckte ihren Kopf zur Wohnzimmertür herein.
    »Was sagst du?«
    Erwin deutete auf die Ecke neben der Couch.
    »Ich hab das Gewehr da hingestellt.«
    Gisela und Ludwig schauten sich an. Sie dachten beide dasselbe. Richie hatte sich das Gewehr geschnappt und war abgehauen. Wie? Gisela flitzte zum Schuppen, dessen Tore weit offen standen. Ihr Moped war ebenfalls verschwunden. Wahrscheinlich hatte Richie es vom Hof geschoben und erst auf der Straße gestartet, damit niemand das Motorengeräusch hörte. In Giselas Kopf wirbelten die Gedankensplitter kurz durcheinander, bevor sie sich zu einem Satz zusammenfügten. Richie war unterwegs zu Vlad Tomanovici, um ihn zu erschießen. Ihr wurde schwindlig, sie wankte.
    »Alles in Ordnung?« Lederer hatte aufmerksam verfolgt, wie sie aus dem Haus zum Schuppen geschossen war. Gisela sammelte all ihre Kraft für die nächsten Worte.
    »Ich glaub, der Richie will die Ionela rächen.«
    Lederers Versteinerung dauerte nur einen Augenblick, dann sprintete er ohne ein weiteres Wort zu seinem Mercedes. Gisela jagte zu den anderen.
    »Wir müssen den Richie aufhalten!«
    »Was? Wieso?«
    Erwins Verwunderung wuchs, als Lederer einen Kavalierstart hinlegte, dass der Kies spritzte. Gisela hielt sich nicht mit einer Antwort auf, sie sprang in ihren Smart. Ludwig wandte sich an Erwin, deutete dabei auf Jakob.
    »Du passt auf ihn auf, ja?«
    Bevor Erwin protestieren konnte, quetschte sich Ludwig in den anfahrenden Smart und zog die Beifahrertür zu. Der Streifenbeamte war ebenso ratlos wie Erwin. Der zog Jakob mit sich zum Mannschaftsbus.
    »Also, ich bin ja nicht der Depp hier. Wir fahren denen nach.« Auffordernd nickte er dem bärbeißigen Streifenbeamten zu. »Auf geht’s, Kollege, das ist anscheinend ein Notfall.«
    Erwin zog die Seitentür auf, schubste Jakob ins Innere und zwängte sich selbst neben Jana auf die Beifahrerbank. Der Streifenbeamte zündete den Motor, und der Bullenbully schoss vom Hof.
    Gisela hatte das Gaspedal bis zum Anschlag durchgetreten, der Smart röchelte hinter Lederers Limousine her, die mit Blaulicht und Martinshorn die Hauptstraße hinunterfegte. Ludwig klammerte sich mit beiden Händen an den Haltegriff über der Beifahrertür, in

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