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Unter aller Sau

Unter aller Sau

Titel: Unter aller Sau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Limmer
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wieder, was ihr hier gemacht habt, gell?«, sagte sie zu den beiden Jungs.
    »Einfach so ist schwierig, aber mit ein bisserl Diridari geht da schon was«, sagte Beppo.
    Erwartungsvoll schaute er Gisela an. Die kramte aus ihrer Handtasche ihr Portemonnaie heraus und drückte Beppo einen Zehner in die Hand. Lederer sah schnell weg, er wollte nicht Zeuge einer kompromittierenden Situation sein, die ihn möglicherweise einen Dienstgrad kosten konnte, wenn es zu internen Ermittlungen käme. Zum Glück waren Erwin und Richie auf Streife, und Schorsch war von Gisela zur eingehenden Überprüfung der Tomanovicis zum Bürgermeister Grünhardings geschickt worden.
    »Haben Sie keine zwei Fünfer?«, fragte Beppo.
    »Jetzt aber ab«, drohte Gisela mit halb erhobener Hand.
    Die beiden Jungs gaben Fersengeld. Gisela warf noch einmal einen Blick auf die Liste.
    »Zefix, da heißt es echt diskret sein.« Sie schaute Lederer skeptisch an.
    Der hob beide Hände. »Ich werd mich zurückhalten. Versprochen.«
     
    Postbote Fritz stand auf der alphabetischen Liste ganz oben. Er wurde von Gisela und Lederer im Neubaugebiet abgefangen, wo er Briefe und Werbeprospekte verteilte. Manche der Häuser waren noch unverputzt oder hatten Behelfstüren.
    »Servus, Fritz«, eröffnete Gisela die Befragung. Lederer nickte dem Postboten freundlich zu.
    »Servus, Gisela«, sagte Fritz. Seine kleinen Augen huschten zwischen Gisela und Lederer hin und her.
    »Können wir irgendwohin gehen, wo wir ungestört sind?«, fragte Gisela. Fritz runzelte die Stirn. Er schaute sich um, kein Mensch war zu sehen.
    »Sind wir doch, oder?«
    »Manchmal haben die Wände Ohren«, ließ sich Lederer vernehmen.
    Gisela schenkte ihm einen leicht vorwurfsvollen Blick. Sie wollte ihn damit an sein Versprechen erinnern. Lederers Augenbrauen rutschten entschuldigend nach oben.
    »Es ist halt sehr pikant, was wir von dir wollen«, sagte Gisela zu Fritz. Sie erkannte an dem Flackern in seinen Augen, dass er ahnte, worum es gehen würde.
    »Wer weiß noch davon?«, platzte er heraus.
    »Nur wir zwei«, sagte Gisela und deutete auf sich und Lederer. »Und das bleibt auch unter uns. Zwecks Datenschutz, weißt schon.«
    »Wenn die Doris das erfährt, dann kann ich gleich einpacken.« Er pustete sich das schlechte Gewissen von der Seele. »Aber wenn man in so einer Position ist wie ich«, er schaute versonnen zum Horizont, »dann ist es schwer, seiner Verantwortung voll und ganz gerecht zu werden.«
    Gisela runzelte die Stirn. »Was meinst du jetzt genau?«
    Fritz wandte seinen Blick erstaunt Gisela zu.
    »Na, dass ich ab und zu einen Brief öffne, wenn er von einer Kreditkartengesellschaft kommt. Ich …« Er klappte den Mund zu. »Deswegen seid ihr gar nicht da, oder?«
    Gisela schüttelte den Kopf.
    »Wir kommen wegen der Sorglosmassage.«
    Fritz’ Lippen pressten sich noch fester zusammen. Gespieltes Erstaunen rutschte in seine Augen. Er zog in einer Unschuldsgeste seine Schultern bis zu den Ohren hoch, schob die Unterlippe vor. Gisela ließ sich davon nicht beeindrucken.
    »Dein Name taucht in Zusammenhang mit der toten Frau im Wald auf.«
    »Aha.« Mehr brachte Fritz nicht heraus.
    »Wir wollen nun gerne wissen, ob sie mit dir jemals über eine Bedrohung geredet hat.«
    Fritz glotzte Gisela an. »Spinnst du?«
    Für einen Moment war Gisela sprachlos. Sie kannte Fritz nur als freundlichen Postboten, der sich gerne mal Zeit für einen Ratsch nahm und der seine Frau Doris bei ihren karitativen Aktionen für das Niedernussdorfer Pflegeheim unterstützte. Er war sogar einmal als Seppl aufgetreten, um zusammen mit Doris, die den Kasperl gegeben hatte, die Alten und Kranken zum Lachen zu bringen. Und jetzt diese Ablehnung in Stimme und Haltung. Gisela war perplex, und in ihr breitete sich die Gewissheit aus, dass Fritz Angst vor einem Mordverdacht hatte.
    »Du sollst nur als Zeuge aussagen, Fritz, nicht als Verdächtiger.«
    »Ich muss aber nicht, oder?«
    »Nein, müssen musst du nicht, täten aber solltest du. Ein Mensch ist gewaltsam umgekommen, denkst du nicht, dass es deine Pflicht ist, an der Aufklärung mitzuwirken?«
    »Nein, wieso? Ich kenn die Dame ja gar nicht.«
    Fritz schob sein gelbes Fahrrad mit einem Ruck nach vorne, das Gestänge mit den kleinen Stützrädern klappte scheppernd nach oben. Fritz stapfte zum nächsten Häuserblock.
    »Soll ich?«, fragte Lederer.
    Gisela schüttelte den Kopf. Sie marschierte mit großen Schritten Fritz hinterher, der Briefe und

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